Angst
Tages plötzlich verschwunden, genau wie es bei Erin Bushnell der Fall gewesen wäre, wenn Sie nicht dahergekommen wären. Wir haben eine riesige polizeiliche Untersuchung in die Wege geleitet, haben alles Menschenmögliche getan - ich heuerte sogar einen Privatdetektiv aus Chicago an, von dem ich gehört hatte -, aber niemand hat auch nur den geringsten Anhaltspunkt gefunden, die kleinste Spur, nichts. Seit nunmehr fast drei Jahren.«
Dann schaute er zu Savich und Sherlock. »Seit dem Augenblick, als Ruth Erin Bushnell gefunden hat, habe ich mich ununterbrochen gefragt, ob Christie dasselbe Schicksal ereilt hat.«
Savich räusperte sich und warf seiner Frau einen kurzen Seitenblick zu. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie es ist, mit einer solch schmerzlichen Ungewissheit zu leben. Es muss für Sie und Ihre Jungen eine ungemein harte Zeit gewesen sein. Aber die beiden haben sich dank Ihnen prächtig entwickelt. Und ich will Ihnen die Wahrheit sagen: Mir wären dieselben Gedanken wie Ihnen durch den Kopf gegangen, wenn es sich um Sherlock gehandelt hätte. Doch Tatsache ist, dass es äußerst unwahrscheinlich wäre, wenn zwischen Christies Verschwinden und Erin Bushnells Mord ein Zusammenhang bestünde.«
Ruth spürte, wie ihr Tränen in der Kehle brannten, und schluckte sie hinunter. Dann lächelte sie Dix an. »Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, wie froh ich bin, dass man mich ausgerechnet in Ihrem Wäldchen abgeladen hat? Andernfalls hätte ich niemals Ihre Söhne kennengelernt oder die Möglichkeit gehabt, Ihre blauen Boxershorts zu bleichen.«
Ein leises Lachen erklang, was Ruth ungemein freute.
Als Savich seiner Frau in die Jacke half, sagte er: »Wir haben es hier mit einem äußerst gestörten Individuum zu tun, das allerdings normal genug ist, um dir diese zwei Männer auf den Hals zu hetzen. Es würde uns allen nicht schaden, wenn wir uns sehr vorsichtig verhielten, du im Besonderen, Ruth. Er hat schon einmal versucht, dich umzubringen, und er könnte es erneut probieren.«
»Was hätte er jetzt noch davon?«, wollte Ruth wissen. »Wir haben seine Höhle gefunden, wir haben Erin entdeckt, und ich habe euch alles erzählt, was ich weiß. Warum sollte er sich jetzt mit einer FBI-Agentin anlegen?«
»Savich hat recht«, erwiderte Dix. »Sie gehen die Sache logisch an, Ruth. Ich zweifle jedoch, dass wir dasselbe von jemandem sagen können, der Konservierungsflüssigkeit in
Erins Leiche gespritzt hat. Wir haben nicht die geringste Ahnung, was er tun könnte.«
»Das ist mal ein aufbauender Gedanke!«, sagte Ruth.
»Savich, wie stehen die Chancen, dass Ihre Profiler in Quantico mal einen Blick auf diesen Fall werfen?«, fragte Dix.
»Ich werde morgen früh Steve Bescheid geben.«
Nachdem Savich und Sherlock gegangen waren, begleitete der Sheriff Ruth in Robs Zimmer. Vor Rafes geschlossener Tür hielt er kurz inne und lauschte. »Es ist zu ruhig«, sagte er. »Normalerweise kann ich mindestens einen von ihnen schnarchen hören.«
Behutsam legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Es tut mir so schrecklich leid wegen Christie. Sie glauben, dass sie tot ist, nicht wahr?«
Er nickte. »Ja, ich weiß es. Unter gar keinen Umständen hätte Christie mich und die Jungs verlassen. Nicht aus freien Stücken. Jemand muss sie verschleppt und dann umgebracht haben. Ich weiß nur nicht wer.«
Es gab nichts, was sie hätte sagen können, also umarmte Ruth ihn einfach und hielt ihn lange fest.
Als sie schließlich einen Schritt zurücktrat, ließ sie die Hand noch einen Moment auf seinem Arm ruhen. »Meinen Sie tatsächlich, dass es ungefährlich ist, wenn ich heute Nacht hier schlafe?«
Er erkannte eine Spur von Angst in ihrer Stimme und schüttelte den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass Sie sich den Weg aus jeder Kneipenschlägerei erkämpfen könnten. Aber ich werde keine weiteren Risiken eingehen, was Sie oder die Jungs betrifft. Meine Deputys wechseln sich dabei ab, hier stündlich vorbeizuschauen, also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.« Sie nickte. »Ich muss morgen ein paar Klamotten holen, Dix. Rob braucht seine Sachen ja auch irgendwann zurück.«
»Kein Problem«, erwiderte Dix und drehte sich um. Dann hielt er inne und wandte sich wieder zu ihr um. »Geht es Ihnen gut, Ruth?«
»Natürlich, mir geht’s gut. Und wie sieht’s bei Ihnen aus, Dix?«
Er antwortete nicht, sondern nickte lediglich.
Als Dix im Bett lag, lauschte er den bekannten Geräuschen der Nacht und fragte sich, was in
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