Angst
legte einen Zwanzigdollarschein neben Savichs Geld auf den Tisch. Dann half er Ruth in Robs alte Lederjacke. »Das tut mir wirklich leid, Dix«, sagte sie. »Dieser Walt McGuffey, kennen Sie ihn schon lange?«
Er nickte. »Seit ich in Maestro wohne. Walt war siebenundachtzig, hat immer mit seinem hohen Alter geprahlt. Er hat sein ganzes Leben hier verbracht. Chappy hat mir erzählt, dass er der beste Möbeltischler in diesem Bundesstaat war, hat am allerliebsten mit buntädrigem Ahorn gearbeitet. Seine Frau Martha ist in den Siebzigerjahren gestorben, ich glaube an Krebs. Christie hat ihn jedes Jahr zum Thanksgiving-Dinner eingeladen, und ... also, ich hatte ihn ebenfalls die vergangenen zwei Jahre bei uns.«
Da das Lokal auf der anderen Straßenseite von Dix’ Büro lag, ging der Sheriff geradewegs hinüber, bereit, Emory anzuschnauzen, weil dieser so lange damit gewartet hatte, zu McGuffey hinauszufahren.
Penny Oppenheimer saß hinter dem Informationsschalter, mit einem dicken Verband um den Kopf. Dix war überrascht, sie bei der Arbeit zu sehen. Eigentlich hätte sie sich noch ein paar Tage ausruhen sollen.
Noch bevor er ein Wort sagen konnte, erklärte Penny: »Der Grund, warum Emory nicht schon früher einen Deputy zum alten McGuffey rausgeschickt hat, ist der, dass wir alle Überstunden machen, um dein Haus zu überwachen und an den drei Morden zu arbeiten, die wir bereits haben, ganz zu schweigen von dem zusammengebrochenen Stromnetz durch den Sturm. Emory musste auch mit den Hunderten von Anrufern fertig werden, die sich nach der ganzen Sache erkundigen wollten. Und dann musste er noch die Presse abwimmeln und sich um die drei Teenager kümmern, die betrunken am Steuer aufgegriffen wurden.«
»Die Presse?«
»Ja, Sir. Milton hat uns alle fünf Minuten genervt, um nach weiteren Entwicklungen zu fragen. Hat gesagt, dass die Bevölkerung ein Anrecht auf Informationen hat und er die neuesten Einzelheiten zum Redaktionsschluss am Mittwoch haben will.«
Dix schnaubte und wandte sich an die drei FBI-Agenten: »Milton Bean gehört der Maestro Daily Telegraph, und er leitet ihn auch selbst. Er ist vierundsiebzig und hat einen Dauerhusten, weil er Zigarren raucht. Seit fünfzehn Jahren hat er keinen einzigen Artikel mehr verfasst.«
»Er schwört, er würde sofort einen schreiben, wenn nur unser Büro etwas kooperativer wäre ...«, sagte Penny freundlich.
»Ich bin überrascht, dass die richtige Presse noch nicht hier ist. Dann erst werdet ihr richtig was zu tun bekommen. Wo ist Emory?«
»Auf der Toilette, glaube ich«, erwiderte Penny. »Zu allem anderen leidet er noch an Durchfall. Es nimmt ihn wirklich mit, Sheriff. Er fühlt sich echt schlecht.«
»Ja, und er wird sich gleich noch viel schlechter fühlen.«
Ruth grinste. »Aber Sie, Penny, haben tolle Arbeit geleistet, all das dem Sheriff mitzuteilen. Jeder wusste, dass er eine arme Mitarbeiterin mit bandagiertem Kopf, die ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt hat, nicht zur Schnecke machen würde.« Zu Dix gewandt, fügte sie hinzu: »Sie haben clevere Leute hier, Dix.«
Unvermittelt fragte der Sheriff: »Wie geht es deinem Kopf, Penny? Vielleicht solltest du lieber noch zu Hause bleiben. Hat Emory dich etwa hierhergeschleppt, damit ich ihm nicht in den Hintern trete?«
Penny schüttelte den Kopf. »Wirklich, ich möchte hier sein! Zu Hause werde ich von Tommy überwacht, damit ich ja auf dem Sofa liegen bleibe und fernsehe. Ich habe das nicht mehr ausgehalten. Ich mache hier nur Schreibtischarbeit - nehme Anrufe entgegen, beantworte Fragen, wenn jemand hereinkommt, das ist alles, versprochen. Jeder ist über den Mord bestürzt. Walt war so ein netter alter Kerl.«
»Das war er«, erwiderte Dix und stapfte in sein Büro.
Als Sherlock an Deputy Penny Oppenheimers Schreibtisch vorbeiging, meinte sie: »Guter Einfall, das mit dem hübschen, dicken Verband. Kein Mann würde sich da Grobheiten herausnehmen. Und kein Mann hätte je an so etwas gedacht.«
»Danke«, erwiderte Penny. »Ich musste einfach etwas tun, sonst hätte der Sheriff Emory gegen die Kniescheiben getreten. Er scheint sich gar nicht daran zu stören, dass Sie hier sind. Das bedeutet wohl, dass Sie nicht versuchen, ihn mit Ihren großen Bundespolizeifüßen plattzumachen?«
»Wir würden ihn höchstens mal mit der Zehenspitze anstupsen«, sagte Sherlock.
Sie wies mit dem Kinn zu dem großen Raum, der durch eine Glaswand hinter Penny abgeteilt war und wo ein halbes Dutzend Deputys
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