Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
sich Mühe gaben, beschäftigt auszusehen, aber in Wahrheit lediglich die drei Besucher beobachteten. Insbesondere Ruth, die Robs Jeans, ein Flanellhemd und eine alte Lederjacke trug. Sie folgte Dillon in das Büro des Sheriffs.
    »Hübsches Büro«, sagte Sherlock.
    Ruth war eher überrascht davon. Eine Bilderreihe von Virginia bedeckte eine ganze Wand, von der Altstadt Alexandrias bis hin zu den weitläufigen weißen Pferdekoppeln auf dem Lande. Es gab große Schwarz-Weiß-Drucke mit in Nebelschwaden gehüllten Bergen und grünen sommerlichen Tälern, darin mächtige Pinien, Ahornbäume und Eichen, die in malerischer Schönheit blühten. Die Bilder steckten in schwarzen Rahmen, ebenso wie das Foto auf seinem Schreibtisch, das eine Frau und zwei Jungen zeigte. Das muss Christie sein, dachte Ruth. Sie bemerkte, dass der Sheriff zu ihr hinübersah und lächelte. »Sie ist sehr schön, Dix.«
    »Danke.« Dix stopfte einige Papiere in seine Tasche, die er aus der Schreibtischschublade gezogen hatte. »Okay, wir sollten jetzt zu Walts Haus fahren.«
    Fünfzehn Minuten später, nachdem Dix mit vier seiner Deputys gesprochen hatte, die das McGuffey-Grundstück gegen Schaulustige absperrten, traten sie in Walt McGuffeys Bungalow aus den Vierzigerjahren, der aussah, als sei er seit seiner Errichtung nicht mehr renoviert worden. Das Mobiliar hingegen war äußerst geschmackvoll. Walt hatte seine Lieblingsstücke behalten, allesamt aus buntädrigem Ahorn und hervorragend verarbeitet - ein Sofa, ein Tisch, sechs Stühle, verschiedene Beistelltische. Der scheußliche tieforange Teppich aus den Siebzigerjahren steigerte den Wert der Einrichtung allerdings nicht gerade.
    Dr. Himple war bereits dort, zusammen mit dem gerichtsmedizinischen Team aus der Bezirkshauptstadt Louden. Die Leute von der Forensik sahen erschöpft aus. Dr. Himple streckte sich, als er aufstand, und nickte in ihre Richtung, doch seine Augen waren auf Dix gerichtet. »Das tut mir wirklich leid, Dix. Walt war sofort tot, wenn das ein Trost sein kann. Das Messer hat ihn schnell getötet, wahrscheinlich hat er es kaum gespürt. Es gibt keine Wunden, die von einem Kampf herrühren könnten. Vielleicht hat er die Waffe nicht einmal kommen sehen. Aber das ist nur eine Vermutung, ich werde sofort eine Autopsie durchführen und dir Bescheid geben.«
    »Also hat Mr McGuffey seinen Mörder gekannt«, folgerte Savich. »Er hat ihn hereingelassen und begrüßt.«
    Dr. Himple nickte. »Ja, das nehme ich an.«
    »Mr McGuffey hat ihn wahrscheinlich in die Küche gebeten, sagen wir mal, auf eine Tasse Kaffee«, meinte Sherlock. »Der Mörder wusste, dass er den alten Mann umbringen würde, hat sich wohl nach einer Waffe umgesehen, das Messer auf der Küchenzeile gesehen und es benutzt.«
    Dr. Himple blickte von Sherlock zu Savich und nickte bedächtig. »So könnte es sich tatsächlich abgespielt haben.«
    »Sucht überall nach Fingerabdrücken«, sagte Dix zu Marvin Wilkes, dem Leiter der Gerichtsmedizin. »Vor allem im Bereich der Küche.«
    Dix kniete sich neben den alten Mann, der einem Bündel zerschlissener Kleidung glich, das einen Haufen Knochen umhüllte. Ganz leicht legte er McGuffey die Hand auf die Schulter und schloss für einen Moment die Augen. Dabei stellte er sich vor, wie Walt zu ihm hochblickte, ihn mit seinen sechs verbliebenen Zähnen angrinste und ihn fragte, ob seine beiden Rotzlümmel ihm noch kein graues Haar beschert hätten. Jetzt war ein überraschter Ausdruck auf dem Gesicht des alten Mannes zu lesen, kein Schmerz, nur völlige Überraschung.
    Dix spürte, wie ihm Tränen in die Augen schossen und er schlucken musste. Dann erhob er sich rasch und wandte sich an Dr. Himple: »Gehen Sie gut mit ihm um, Burt, er war ein wunderbarer alter Mann. Meinen Söhnen wird diese Sache ganz schön zu schaffen machen.«
    »Ich werde ihn jetzt mitnehmen, Sheriff.«
    »Er hat keinerlei Familie. Ich werde die Vorbereitungen für die Beerdigung also selbst treffen.«
    Sie durchsuchten Walt McGuffeys Haus, fanden allerdings nichts Interessantes, außer einer uralten Holzkiste, in der sich Fotos von Walt, seiner Frau und einem kleinen Jungen befanden, aufgenommen in den Vierzigerjahren. »Sein Sohn?«, erkundigte sich Savich.
    Dix schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Wenn er das sein sollte, muss er sehr jung gestorben sein. Walt hat jedenfalls nie Kinder erwähnt.« Dix hielt kurz inne, dann klemmte er sich die Kiste unter den Arm. »Ich denke, Walt würde hiermit

Weitere Kostenlose Bücher