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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wird sie jetzt nicht mehr, Dix.«
    »Glaubst du, du könntest dich täuschen, was Erins Gefühle für Dr. Holcombe angeht?«
    »Ich? Natürlich nicht, ich bin Anwältin.«
    Ruth konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Das war gut«, meinte sie.
    Ginger bedachte sie mit einem anmutigen Nicken, doch in ihren Augen spiegelte sich keinerlei Freundlichkeit wider. »Wann werden Sie zurück nach Washington fahren, Agentin Warnecki?«
    »Ich werde alles daransetzen, sie hierzubehalten, bis wir den Mörder gefasst haben«, antwortete Dix an Ruths Stelle.
    Ginger war über diese Antwort nicht glücklich. Sie schob den Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich habe gehört, dass du Erin in der Winkel's Cave gefunden hast. Ich habe ebenfalls gehört, dass Sie sich dort aufgehalten haben, Agentin Warnecki. Glauben Sie, dass die beiden Männer, die auf Sie geschossen haben, auch Erin getötet haben?«
    »Möglich, vielleicht aber auch nicht.«
    »Sie beherrschen die Polizeisprache, Agentin Warnecki.«
    Ruth lächelte, nickte und erwiderte: »Vielen Dank. Darin bin ich gut.«
    »Was sollten wir sonst noch über Erin erfahren, Ginger?«, wollte Dix wissen.
    »Sie spielte traumhaft Violine. Geradezu unglaublich, aber das weißt du ja schon.« Dann warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu, doch Dix schien ihn nicht zu bemerken. Stattdessen sah er auf seine halbhohen schwarzen Stiefel hinunter und fragte: »Ist sie mit irgendeinem Jungen ihres Alters ausgegangen? Einem Studienkollegen?«
    »Soviel ich weiß, nicht, und glaub mir, ich weiß durch Mom alles über Erin. Als Erin sich für Männer zu interessieren begann, war es von Anfang an Dr. Holcombe.«
    Ruth lehnte sich in ihrem Stuhl vor. »Hat Dr. Holcombe ihre Gefühle erwidert?«
    »Keine Ahnung. Dazu müssten Sie Gordons Drachen befragen, Helen Rafferty. Sie weiß alles, und das meine ich wortwörtlich. Es geht das Gerücht um, dass sie und Dr. Holcombe vor ungefähr fünf Jahren etwas miteinander hatten und er derjenige war, der die Sache beendete. Anscheinend ist er ein ziemlich guter Überredungskünstler, hat sie dazu gebracht, weiterhin als seine persönliche Assistentin zu arbeiten, was darauf hindeutet, dass er ganz schön selbstsüchtig ist und sie das Ego einer Maus hat. Sie müsste genau wissen, was für Gefühle er für Erin hat... hatte.«
    Zehn Minuten später verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg zum Mittagessen bei Chappy. Während Ruth sich anschnallte, sagte sie: »Die Geschichte wird immer eigenartiger: Erin Bushnell, zweiundzwanzig Jahre alt, in unerwiderter Liebe zu Chappys Bruder entbrannt, einem Mann, der mehr als doppelt so alt wie sie selbst ist.«
    »Wir müssen herausfinden, ob es wirklich unerwidert war«, sagte Dix.
    »Vielleicht hat ihr Talent ihn gereizt - der Mann könnte auf talentierte Frauen stehen, sich selbst als eine Art Svengali sehen. Nein, das haut nicht hin. Immerhin gibt es da noch Helen Rafferty, seine persönliche Assistentin.«
    »Helen Rafferty spielt sehr gut Klavier«, antwortete Dix.
    »Hmm. Ich bin schon gespannt, was uns Dr. Holcombe dazu sagen wird.«
    »Das könnte in der Tat interessant werden. Chappy hat mir erzählt, dass einer der Gründe, weswegen er seinen Bruder Twister nennt, darin liegt, dass er sich aus allem herauszuwinden vermag.«
    Ruth blickte aus dem Fenster auf den unberührten weißen Schnee. Zwei Falken flogen über sie hinweg. Ihre Flügelspannweite wirkte vor dem Hintergrund des blauen Himmels beeindruckend. Als sie die Raubvögel aus den Augen verlor, sagte Ruth: »Wenn ich das richtig verstanden habe, war Erin Bushnell nicht nur eine brillante Musikstudentin an der Stanislaus School of Music, sondern gleichzeitig in den Rektor verliebt und die beste Freundin der Frau seines Neffen.«

KAPITEL 19
    Chappy Holcombe saß am Kopfende des blank polierten Chippendale-Esstischs. »Nun, was denkst du, Cynthia, hat Twister mit deiner guten Freundin Erin Bushnell geschlafen?«
    Cynthia Holcombe kaute ihr Grissini zu Ende, schluckte den letzten Bissen hinunter und bedachte ihren Schwiegervater mit einem Blick, als habe er einen geschmacklosen Witz gerissen. »Nein, das glaube ich nicht«, war alles, was sie erwiderte. Wie zum Selbstschutz angelte sie sich ein weiteres Grissini.
    Chappy wedelte mit seiner Gabel in Richtung seiner Schwiegertochter. »Tatsache ist, dass ich es auch nicht glaube. Cynthia, ich hätte schwören können, dass du diejenige bist, mit der der alte Twister

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