Angst
keine Ahnung ... bis Sie heute Morgen angerufen haben. Nun, jetzt gibt es also tatsächlich Namen zu den Gesichtern. Ich nehme an, dass Sie mit der örtlichen Polizei gesprochen haben?«
»Ja, das haben wir. Wir sind hier, weil wir Ihre Hilfe benötigen, Mrs Bender. Sie sind die Einzige, die uns eine Beschreibung liefern kann.«
Mr Bender antwortete anstelle seiner Frau. »Elsa kann sich immer noch nicht daran erinnern, was passiert ist, also kann sie Ihnen nicht weiterhelfen.«
Savich setzte sich auf den Schemel zu Elsa Benders Füßen. Er nahm ihre linke Hand in seine beiden großen Hände, spürte die Kälte ihrer Haut. Sie hat sich in ihrem Inneren verschanzt, dachte er, und das war der falsche Weg. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns derart kurzfristig zu empfangen«, sagte er. »Darf ich Sie Elsa nennen?« Als sie schwach nickte, fuhr er fort: »Wir wissen, wie sehr diese Menschen Ihnen wehgetan haben, Elsa. Darauf müssen wir jetzt nicht näher eingehen. Natürlich wollen Sie, dass diese Monster geschnappt und für Ihre Verbrechen bestraft werden. Sie haben auch anderen Menschen schreckliches Leid zugefügt. Sie selbst hatten einiges Glück, Sie haben überlebt. Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen, damit andere Menschen ebenfalls überleben können.«
»Ich würde dies hier nicht überleben nennen«, erwiderte Elsa, und Savich hielt weiterhin ihre Hand fest, während Bitterkeit die Frau durchflutete.
»Ich schon«, sagte er. »Es gibt da noch etwas, Elsa. Diese Leute, die Sie verletzt haben, rufen mich an und wollen mich umbringen. Sie haben außerdem meine Frau und meinen kleinen Sohn bedroht. Ich benötige dringend Ihre Hilfe, um sie zu beschützen.«
Elsas Hand zitterte einen Augenblick, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Es war entsetzlich für mich, Agent Savich. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder daran denken kann, was geschehen ist. Ich möchte diesen Monstern nie wieder begegnen.«
»Elsa darf mit dieser Geschichte kein weiteres Mal gequält werden, Agent Savich.« Mr Bender sah aus, als würde er Savich am liebsten sofort vor die Tür setzen. »Hören Sie, sie hat schon genug durchgemacht! Es tut uns leid, dass Sie und Ihre Familie bedroht werden, aber Elsa kann Ihnen nicht weiterhelfen. Wenn Sie jetzt bitte gehen würden.«
Savich ließ Elsa keinen Moment aus den Augen. »Ich nehme an, die Ärzte haben Ihnen gesagt, dass es wichtig ist, die Erinnerungen nicht zu verdrängen, sobald sie kommen. Wenn Sie sich erinnern und darüber reden, wird das
Ihren Schmerz verringern. Erzählen Sie uns davon, Elsa, sprechen Sie mit uns, dann können Sie die Ereignisse in die Vergangenheit verbannen, wohin sie auch gehören. Sie haben überlebt. Vergessen Sie niemals, dass Sie überlebt haben.«
Zu Savichs Verblüffung antwortete Elsa. »Jon war Vergangenheit. Und trotzdem ist er jetzt hier. Ist das nicht seltsam?«
Savich bemerkte, wie Mr Bender zusammenzuckte, und hörte ihn sagen: »Ich gehe niemals mehr weg von dir.« Savich hatte jedoch keine Ahnung, ob sie seine Worte verstanden hatte.
»Jon und ich, wir haben selbst Kinder, Agent Savich. Aber ich kann nicht mit Ihnen darüber reden, was mir diese Monster angetan haben, das kann ich einfach nicht.«
»Das müssen Sie auch nicht, Elsa, obwohl ich überzeugt bin, dass es Ihnen helfen würde.«
»Die Sache ist die, ich kann mich an fast alles erinnern«, sagte sie. Ihr Mann sog scharf die Luft ein, doch sie ließ sich davon nicht aufhalten. »Das Mädchen, Claudia, nannte ihn ihre süße Gurke. Er war ein dreckiger alter Mann mit einem trockenen Husten. Sie hat mir in dem schmutzigen alten Wagen die Hände hinter den Rücken gebunden und gesagt, dass er sie mit einer anderen Frau sehen möchte. Er hat mich ausgewählt, weil sie ihm erzählt hatte, dass ich genauso wie sie aussehe, ihre Mutter sein könnte und ob das nicht total cool wäre? Dann hat er ihr aufgetragen, so zu tun, als würde sie es mit ihrer eigenen Mutter treiben. Der alte Mann hat mir die Augen verbunden, und danach hat das Mädchen begonnen.« Elsa begann leise zu weinen. Schließlich schluckte sie und flüsterte: »Das Seltsamste da-ran ist, dass ich die Schmerzen in meinen Augen erst später, in der Notaufnahme, gespürt habe.«
»Sie standen glücklicherweise unter Schock.«
»Wahrscheinlich.« Sie hob die Brille bloß so weit, um sich vorsichtig mit der Ecke eines weißen Taschentuchs, in das ein Monogramm gestickt war,
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