Angst im Paradies
hat.“
„Mag sein, aber es ist schon schwierig für eine Frau im Islam. Was nicht heißt, dass ich nicht an den Koran glaube, ich denke nur, die Männer legen ihn ein wenig zu sehr nach ihren Vorstellungen aus. Ich habe nicht so viele Kenntnisse über die Schriften, da wir zu Hause nur ein paar Übersetzungen von einigen Suren haben, einen vollständigen Koran haben die wenigsten hier. Ist zu teuer. Viele Jungen lernen in der Koranschule. Ich glaube an Allah und ich bete auch regelmäßig aber ich glaube nicht alles, was die Männer im Namen des Islam tun, ist korrekt. Du musst verstehen, die Erziehung der Jungen hier ist ganz anders, als bei euch. Die werden hier so geschult, dass sie das Denken ihrer Väter einfach übernehmen. Die wenigsten denken selbst über alles nach, keiner will was verändern. Andere afrikanische Länder sind schon viel moderner als Gambia. Hier bewegt sich nichts und das hängt auch mit diesen ganzen Dingen zusammen.“
„Hm. Ich hab mir über diese Dinge ehrlich gesagt früher nie Gedanken gemacht. Aber Modou ist ganz anders. Er ist sehr modern. Ich habe bei ihm mehr Freiheiten, als bei meinem christlichen, weißen Ex-Mann.“
„Ich kenne deinen Mann nicht und ich hoffe von Herzen, dass ihr so glücklich bleibt, wie ihr es scheinbar seid. Leider gehen aber viele solcher Beziehungen schnell kaputt. Es ist leichter für eine Gambierin mit einem weißen Mann als umgekehrt. – Aber sicher wird das bei euch anders sein. Ich hoffe, ich lerne Modou einmal kennen.“
„Das hoffe ich auch. Wenn ich wieder fit bin, wollte ich ohnehin dich und Isa zu einem kleinen Dankeschönessen einladen.“
„Das tut nicht nötig, dass du dir so viel Arbeit machst. Wenn wir auf eine Cola vorbeikommen können, ist das völlig ausreichend“, wehrte Piri ab.
„Ach was! Ich koch gern und es wird bestimmt ein schöner Abend werden. Ich lass mich nicht davon abbringen!“, beharrte ich.
Piri sah auf ihre Uhr.
„Ach je, es ist schon so spät? Ich hab noch einiges zu erledigen heute. Ich muss jetzt leider gehen. Ich danke dir, für den ausgezeichneten Kaffee. Ich hab mich sehr gefreut, dich wiederzusehen und mit dir zu reden. Du siehst auch schon viel besser aus. Isa wird sich auch freuen, zu hören, dass es dir wieder besser geht. Er hat sich auch Sorgen um dich gemacht.“
„Ich hab mich auch sehr über deinen Besuch gefreut. Wir müssen unbedingt in Verbindung bleiben.“
Piri erhob sich und ich begleitete sie zur Tür. Wir umarmten uns noch einmal zum Abschied.
„Auf Wiedersehen. Grüß Isa von mir“, sagte ich.
„Mach ich. Bis bald. Ich werde mich bestimmt bei dir melden. Bye, bye!&l S. Bh="dquo;
„Bye, bye!“
Ich schloss die Tür, nachdem Piri gegangen war. Der Besuch von Piri hatte mir sehr gut getan und ich war in heiterer Stimmung. Ich war froh, dass ich eine neue Freundin gewonnen hatte. Doch dann beschlich mich eine leise Wehmut, denn ich musste plötzlich an Liz denken. Von ihr hatte ich seit ihrer Abreise nichts mehr gehört. Ich nahm mir fest vor, meiner alten Freundin demnächst eine E-Mail zu schreiben. Vielleicht konnte ich die Freundschaft retten, dass wir zumindest per Mail in Kontakt bleiben konnten.
*
Als es Abend wurde, wunderte ich mich, dass Modou noch immer nicht zu Hause war und auch nicht anrief. Er war noch nie so lange im Restaurant geblieben. Ich nahm mein Handy und wählte seine Nummer. Es dauerte, bis er endlich dran ging.
„Ja?“
„Hallo Schatz. Ich bin's. Ich wollte nur wissen, wann du nach Hause kommst.“
„Oh, hallo Süße. Wie geht es dir? Sorry, ich hätte mich bei dir melden sollen. Ich komm so in einer Stunde. Soll ich dir was zu Essen mitbringen?“
„Nein, ich mach mir einen Salat. Bist du noch im Restaurant? Es ist so still im Hintergrund.“
Normalerweise hätte ich die Gäste hören müssen. Wenn ich sonst anrief, dann war es teilweise so laut im Hintergrund gewesen, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Jetzt jedoch hörte ich gar nichts, es war viel zu ruhig.
„Natürlich bin ich noch im Restaurant. Ich mach grad eine Pause und sitze hinten.“
„Ach so. Also du kommst in einer Stunde?“
„Ja, sagte ich doch.“ Seine Stimme klang etwas ärgerlich.
„Dann bis später“, sagte ich und drückte den roten Hörer um das Gespräch zu beenden.
Mein Herz klopfte unruhig. Irgendwas war da faul. Das spürte ich genau. Wenn er hinter dem Haus wäre, wie er gesagt hatte, dann hätte ich das Klappern der Töpfe, die Stimmen der
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