Angst im Paradies
Küchencrew und das Geräusch der Klimaanlage hören müssen. Aber es war gar nichts zu hören gewesen. Ich setzte mich erst einmal auf die Couch und überlegte. Nach langem Zögern schließlich wählte ich die Nummer von Susanne Maurer.
„Hallo Julia“, meldete sich Susanne schon nach zwei Mal Klingeln. „Wie geht es dir? Wir alle waren echt fertig, als wir davon hörten. Ist alles ... geht es dir besser?“
Im Hintergrund waren viele Stimmen und Musik. Die Chancen, dass sie gerade im Julie S000or=s Diner saßen, waren ziemlich groß. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen. Wollte ich es wirklich wissen? Oder war es nicht vielleicht besser, gar nichts zu wissen. Manchmal war Unwissenheit ein Segen.
„Hallo Susanne. Ja, mir geht es schon wieder besser. Danke. Ich hab noch ein paar blaue Flecken, aber nächste Woche werde ich wieder zu arbeiten anfangen. Ach, sitzt ihr vielleicht gerade im Julies Diner ?“
„Ja, wir haben gerade gegessen und trinken jetzt eine Runde Bier und Korn. Sollen wir vielleicht einen für dich mittrinken?“
„Ja, macht das. Ach, ist mein Mann irgendwo in der Nähe?“, fragte ich bemüht beifällig.
„Modou? Nein, der ist nicht da, wir sind seit gut zwei Stunden hier und haben ihn nicht gesehen.“
Ich glaubte, mein Herz müsse stehen bleiben. Modou war die letzten zwei Stunden nicht im Restaurant gewesen und hatte dennoch vor wenigen Minuten behauptet, da zu sein. Er hatte mich belogen. Ich hatte es ja schon geahnt, doch nun die Gewissheit zu haben, das war noch viel schlimmer. Ich fühlte mich, als wäre meine Welt zerbrochen und eine unangenehme Leere breitete sich in mir aus.
„Julia? Stimmt was nicht? Brauchst du Hilfe? Tom kann in fünf Minuten bei dir sein.“
Susanne klang ehrlich besorgt.
„Nein, nein, alles in Ordnung“, brachte ich schließlich mühsam hervor. „Ich hab nur grad eine Sauerei in der Küche gemacht und es schnell aufgewischt“, log ich. „Ich wünsch euch noch einen netten Abend. Wir sehen uns nächste Woche, da bin ich auf jeden Fall zurück.“
„Wir freuen uns, wenn du wieder da bist. Machs gut – und wenn du irgendwas brauchst, ruf an. O.k.?“
„Ja, danke. Bis bald. Bye.“
„Bye, bye.“
Mit zitternden Händen legte ich das Handy auf den Tisch. Ich konnte es einfach nicht glauben, wollte es einfach nicht glauben! Aber es gab nichts dran zu rütteln, dass er mich angelogen hatte. Jetzt blieb nur noch die Frage nach der Wahrheit. Wo war er und mit wem war er?! Tränen traten in meine Augen. Wie konnte er mir das antun? Ich hatte noch heute zu Piri gesagt, wie prima alles zwischen mir und Modou lief. Wie sehr wir uns liebten, uns achteten. Was sollte ich jetzt nur tun? Wie sollte ich mich verhalten, wenn er nach Hause kam? Was sollte ich sagen? Hallo Schatz, wie war dein Tag? Mit wem hast du mich heute betrogen?
Ich erhob mich von der Couch und ging zu der kleinen Anrichte, wo wir die Spirituosen aufbewahrten. Ich holte eine halb volle Flasche Whiskylik&ou S Wh00"> ml;r heraus und ein Glas. Damit wankte ich zurück zur Couch, ließ mich nieder und schenkte mir ein Glas ein. Ich trank es auf einen Zug leer. Der Alkohol brannte in meiner Kehle und mir blieb einen Moment schier die Luft weg. Ich hustete und schenkte mir gleich noch ein Glas ein. Eigentlich trank ich eher selten und harte Sachen normal nie pur, sondern mit Saft, Cola oder so. Der Alkohol stieg mir sofort zu Kopf, doch das war mir gerade recht. Ich wollte mich so sehr betrinken, dass ich nicht mehr denken musste. Nicht mehr denken hieße, keinen Schmerz mehr zu verspüren. In das selige Totalegalland gleiten und nichts mehr spüren. Auch das zweite Glas hatte ich schnell geleert und ich setzte gerade mein drittes Glas an die Lippen, als ich hörte, wie jemand die Tür aufschloss und die Tür öffnete.
Modou kam herein, ich hörte, wie er sich die Schuhe auszog und eine Tasche auf den Garderobenschrank warf.
Er betrat das Wohnzimmer und erblickte die fast leere Flasche Whiskylikör. Langsam trat er zu mir an die Couch und hob die Flasche auf. Fragend blickte er mich an, doch ich wich seinem Blick aus. Mein Verstand war schon angenehm benebelt.
„Kannst du mir sagen, was du hier machst?“, fragte er in seltsam ruhigen Ton.
„Das siehst du doch! Ich besaufe mich!“, murmelte ich mit schwerer Zunge.
„Ja, das sehe ich!“, antwortete er kalt. „Was soll das? Hä?“
„Selber hä! Mit welchem Flittchen warst du zusammen?“
Modous Gesichtszüge verhärteten
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