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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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Bier!“
    Ich nickte.
    „Freust du dich?“
    „Natürlich freu ich mich. Das sind die besten Neuigkeiten seit Langem.“
    *
     
    Die nächsten Wochen vergingen wie im Traum. Modou trug mich förmlich auf Händen und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Als sich die morgendliche Übelkeit langsam legte, fühlte ich mich so fit und energiegeladen, wie schon lange nicht mehr. Piri drängte darauf, dass ich endlich mit Modou über die Entbindung sprach, doch ich fürchtete mich vor einer Konfrontation. Es war so harmonisch zwischen uns, dass ich dieses wunderbare Gefühl auf keinen Fall zerstören wollte. Doch Piri ließ nicht locker. So fasste ich mir schließlich ein Herz.
    Es war November. Die Regenzeit war vorüber, doch es war alles noch grün und statt Mangos wurden nun überall Orangen verkauft. Ich und Modou saßen auf dem Balkon und aßen Orangen. Modou hatte einen ganzen Eimer voll aus Brikama mitgebracht. Die afrikanische Weise, eine Orange zu essen, unterscheidet sich grundlegend von dem, was ich bisher kannte, doch ich fand so Gefallen daran, dass ich gar nicht genug bekommen konnte. Die Gambier schälten die Orangen ganz dünn, sodass die weiße Haut dranblieb, dann schnitt man die Orange in der Mitte durch und lutschte und saugte das Fruchtfleisch aus der Pelle.
    „Ich habe mir Gedanken wegen der Geburt gemacht“, begann ich schließlich vorsichtig.
    „Mach dir nicht so viel Gedanken. Was Milliarden Frauen schon geschafft haben, wirst du auch schaffen. Du bist doch stark und gesund und du hast selbst gesagt, dass du dich sehr gut fühlst. Es sind also keine Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung sei.“
    „Komplikationen kann es immer geben. Das Kind könnte verkehrt liegen, die Nabelschnur könnte um den Hals gewickelt sein oder das Kind ist nach der Geburt nicht ganz gesund und muss operiert werden. Ich will ja auch nicht hoffen, dass was schief geht, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ich in einem Krankenhaus entbinden würde, das alle nötigen Maßnahmen ergreifen kann, wenn es erforderlich ist.“
    „Ich glaube, Banjul ist sehr gut. Mit dem Auto sind wir in zwanzig Minuten da. Beim ersten Kind geht es eh langsam.“
    „Woher weißt du das?“, wollte ich wissen.
    Modou schaute ein wenig erschrocken drein, dann grinste er und zwinkerte.
    „Ich habe mehr als ein Dutzend Neffen und Nichten, ah? Von jüngeren Geschwistern ganz zu schweigen.“
    „Ja, aber ich habe mir überlegt, dass es vielleicht doch sicherer wäre, dass ich das Kind in England sd i00"entbinde.“
    Nun war es heraus!
    Modou starrte mich entgeistert an.
    „Das ist nicht dein Ernst! Du willst mir nicht sagen, dass du für einen Monat oder länger nach England gehen willst!“
    „Es geht um die Sicherheit unseres Kindes. Die europäischen Kliniken sind viel besser ausgerüstet und es gibt dort Spezialisten für alles. Zum Beispiel für Herzoperationen. Manche Babys haben einen Herzfehler, den man mit einer kleinen Operation gleich beheben kann“, argumentierte ich.
    Modou sagte eine Weile gar nichts. Er dachte angestrengt nach, dann schaute er mich aus unergründlichen Augen an und sagte: „Wir werden sehen. Ich muss darüber nachdenken!“
    „Natürlich! Ich bin sicher, wenn du das Für und Wider abwägst, dann wirst du zu dem Schluss kommen, dass es das Beste für unser Kind ist.“
    Ich war froh, dass er nicht böse geworden war. Einen Moment hatte ich schon befürchtet, er würde wieder ausflippen, doch er blieb ruhig und ich atmete erleichtert auf. Noch war die Schlacht zwar nicht gewonnen, doch es sah besser aus, als ich befürchtet hatte.
    *
     
    Drei Tage später kam ich von der Arbeit nach Hause und fand Modou in der Küche am Telefonieren. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand erst mal unter der Dusche. Als ich, mit einem Handtuch um den Leib geschlungen, aus dem Bad kam, lag Modou auf dem Bett und spielte mit seinem Handy.
    „Hattest du nicht gesagt, nach der Regenzeit würde es kalt werden? Also ich schwitze mich immer noch zu Tode“, stöhnte ich und legte mich neben ihn auf das Bett.
    „Warte nur ab. Vielleicht noch eine Woche, dann wirst du nachts nicht mehr ohne Decke schlafen können. Und es wird windig werden.“
    „Also, ich freu mich, wenn ich endlich mal wieder frieren kann. Hätte nie gedacht, dass ich mal den europäischen Winter vermissen würde.“
    „Mein Bruder sagt, der Winter in England ist so kalt, dass man nicht draußen pissen kann, ohne dass einem der

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