Angst im Paradies
Mahagonisitz, blank polierte Fliesen und Wasserhähne, sogar Toilettenpapier, dreilagig mit Blumenmuster. Wie ein Hohn kam es mir vor, dass ich nun wieder zurück in den Busch musste, mit dem Loch im Boden, kein Toilettenpapier und blanker Beton, der immer muffig roch. Am Liebsten hätte ich laut geschrien, meinem Frust Luft gemacht, doch es würde mir außer Prügel nichts einbringen. So schwieg ich und starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit.
Als wir Butubu erreichten, war es fast zehn Uhr und ich fühlte mich müde und erschlagen. Modou öffnete mir die Autotür und ich stieg mit Lamin vorsichtig aus. Wortlos ging ich an allen vorbei ins Haus, um Lamin zu versorgen. Modou war draußen geblieben, wahrscheinlich um seinem Vater von dem Besuch zu erzählen.
*
Ich erwachte, als sich Modou schwer auf mich legte und grob meine Beine auseinander spreizte. Mein Höschen achtlos beiseiteschiebend bahnte er sich rücksichtslos seinen Weg. Er brauchte nicht lange und rollte von mir herunter, um sofort geräuschvoll einzuschlafen. Ich lag weinend wach. Als der brennende Schmerz zwischen meinen Beinen langsam weniger wurde, stieg ich aus dem Bett und zog mir einen Wickelrock über, dann huschte ich leise nach draußen zum Badehaus, wo ich die Spuren von Blut und Samen abspülte. Als ich damit fertig war, sank ich weinend zu Boden. Ich schluchzte so laut, dass ich schließlich vor Anstrengung Brustschmerzen bekam. Die Verzweiflung war so übermächtig, dass ich sogar ans Sterben dachte, wenn nur endlich dieses Leiden aufhören würde. Doch wie immer war Lamin der letzte Halt, der mich am Leben festhalten ließ. Immerhin war ich noch nicht so schlimm dran, wie die arme Binta. Noch nicht! Aber was nicht war, konnte jederzeit noch werden, das war ich mir bewusst.
*
Die nächsten zwei Tage bekam ich Modou kaum zu sehen. Er ging mit seinen Freunden Lamin und Solomon Affen jagen. Es gab Leute, die für Affenfleisch gutes Geld bezahlten und außerdem machte den Männern die Jagd Spaß. Gegen Nachmittag des zweiten Tages kamen die Männer laut unterhaltend und lachend von der Jagd zurück. Sie hatten zwei große Exemplare der roten Affen dabei und waren guter Dinge. Ich bekam aus der Unterhaltung mit, dass sie mit den Affen nach Senegal reisen wollten, um dort die Jagdbeute gut zu verkaufen. Modou ließ seine Kumpel mit den Affen beim Ataya trinken unter dem Mangobaum zurück und ging nach drinnen, um ein paar Sachen für die kurze Reise einzupacken. Sie würden im Senegal bei einem Freund übernachten und am nächsten Tag zurückkommen.
Die Kinder hüpften um die toten Affen herum und hin und wieder bückte sich eines mutig, um eines der toten Tiere kurz zu berühren und dann schnell die Hand wieder wegzuziehen und kichernd zu seinen Spielkameraden zu hüpfen. Auch die Hunde schlichen hechelnd um die Beute herum. Doch dieses Mal würden sie leer ausgehen, damit die Männer die Affen unversehrt besser anbieten konnten. Als Modou mit einem Rucksack aus dem Haus kam, erhoben sich Lamin und Solomon und sie befestigten die Affen an Tragestangen, mit denen sie die Tiere besser transportieren konnten. Dann verließen die Männer unter Hundegebell und Kindergekreisch den Compound. Ich blieb auf meinem Platz sitzen, während die anderen die Männer bis zum Tor geleiteten und ihnen gute Wünsche hinterher riefen. Wenigstens würde ich heute unbehelligt schlafen können.
Kapitel 28
D er Sturm fegte mit einer Heftigkeit über den Compound, dass ich befürchtete, dass die Bleche von dem Dach geweht werden würden, doch das Dach hielt stand. Noch! In aller Eile hatten wir Frauen die Wäsche von den Leinen gezogen, Tiere in den Verschlag gesperrt und Kinder ins Innere des Hauses gebracht. Ich war durchnässt bis auf die Haut und das Haar klebte mir pitschnass im Gesicht. Lamin brüllte in seinem Bett, als ich im Schlafzimmer meine nassen Sachen auszfonical og und mich in ein großes Badetuch wickelte. Modou war bei Solomon, der gestern Abend mit einer großen Menge Ganja aus dem Senegal gekommen war. Nun mussten die Männer den Stoff natürlich erst mal testen. Mir war ganz recht, wenn Modou zugekifft war, denn dann war er viel friedlicher und hatte meist auch keine Lust auf Sex.
„Ist ja gut, mein Schatz“, beruhigte ich meinen aufgebrachten Sohn und holte ihn aus seinem Gefängnis. „Mami ist doch hier. Der böse Sturm wird dir nichts antun. Das versprech ich dir. Schschscht!“
Ich setzte mich mit Lamin auf
Weitere Kostenlose Bücher