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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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für Sie. Oder würden Sie ihr die Gesellschaft von diesem Dieb zumuten, diesem Rocker und Schläger, diesem Schweinehund, der Ihre eigenen Landsleute jagt und misshandelt. Aber Sie scheinen ja ein Herz und eine Seele mit ihm zu sein. Stecken ihm 1000 Mark zu, damit er am Ball bleibt. Ja, das habe ich mitgekriegt. Dunkle Geschäfte, wie? Da kann Ihr Söhnchen direkt froh sein, dass Sie bei seiner Erziehung bald nichts mehr zu melden haben.«
    Tarzan holte tief Luft. Dem hatte er’s gegeben. Jetzt war die Wut fast verraucht.
    Erstaunt beobachtete er, wie Borrellos Gesicht sich veränderte.
    Es schien anzuschwellen. Fingerdick traten dunkle Adern an den Schläfen hervor.
    »Was hat Marco damit zu tun?«, brüllte er. »Das ist mein Sohn. Mein Sohn! Und ich werde ihn bekommen. Bei mir wird er es gut haben. Nur bei mir!«
    »Bei Ihrer Frau«, sagte Tarzan in ruhigem Ton, »hat er es sehr gut. Das merkt man sofort. Er ist ein nettes, fröhliches Kerlchen.«
    »Halt den Mund!«, zischte Borrello und fügte etwas auf Italienisch an, das sehr nach einem Fluch klang – oder nach einem Schimpfwort aus der untersten Schublade.
     
    »Non capisco. Parli adagio!«, sagte Tarzan. Das waren nahezu die einzigen Italienisch-Brocken, die er konnte. Es hieß: Ich verstehe nicht. Sprechen Sie langsam.
    In diesem Moment kam Seibold zurück.
    Sein Gesicht war zornrot.
    »Alles Schwindel!«, rief er. »Dieser Hampelmann lügt. Vater ist zu Hause, und der blöde Bulle musste Leine ziehen,weil...«
    Er stockte.
    »Weil der Diebstahl nicht nachzuweisen war«, ergänzte Tarzan. »Leider. Aber dir ging eben der Hintern auf Grundeis, Seibold. Nicht wahr?«
    »Setz ihn vor die Tür!«, sagte Borrello zu dem Rocker. »Und gib ihm eins in die Zähne. Aber erst wenn ihr draußen seid.«
    »Wüsste nicht, was ich lieber täte, Antonio.« Seibold grinste.
    Breitbeinig und mit wiegenden Schultern kam er auf Tarzan zu.
    Einen Moment später setzte er sich so hart auf den Hosenboden, dass auf der Theke die Gläser schepperten.
    Blitzschnell hatte Tarzan einen simplen Beinhebel angewandt und das Gleichgewicht dieses plumpen Burschen gebrochen.
    Seibold brüllte auf.
    Sein Steißbein war härter auf den gefliesten Boden geprallt, als es ein Knochen im Allgemeinen verträgt.
    »Ich will keine Saalschlacht entfesseln«, sagte Tarzan, »obwohl du für den gemeinen Diebstahl eine Tracht Prügel verdienst. Aber wir begegnen uns sicher noch bei anderer Gelegenheit. Schreib dir eins hinter die Ohren: Maria Estate und Fabio Leone stehen ab sofort unter meinem Schutz – und dem Schutz meiner Freunde. Vergreif dich nochmal an den beiden – und du bist Weihnachten aus dem Krankenhaus noch nicht wieder raus. Das gilt für dich und deine Rockerbrut.«
    Mit verächtlichem Blick streifte er Borrello.
    Der blonden Bardame und den beiden sprachlosen Kellnern nickte er freundlich zu. Dann ging er hinaus.
    Sein Rennrad war die ganze Zeit in seinem Blickfeld gewesen.
    Himmel, dachte er, das ist heute schon die zweite Lokalität, in der es meinetwegen Krawall gibt. Wenn das so weitergeht, komme ich in Verruf. Aber es ist schließlich nicht meine Schuld. Ich wurde bestohlen.An mir proben Bettger, Drechsel und Seibold ihre kriminellen Tricks.
    Dass die beiden aus der 9a in der Sache drinsteckten, lagauf der Hand. Seibold hatte Tarzan zuvor nicht gekannt. Sicherlich hatten die beiden den Rocker angestiftet. Und der tat offenbar alles, was anderen Leid verursachte.
    Als Tarzan sich aufs Rad schwang, entdeckte er die Fahrrad-Handlung.
    Sie lag schräg gegenüber.
    Wütende Blicke brannten ihm förmlich im Nacken. Aber er sah sich nicht um, als er hinüberradelte.
    In der Fahrrad-Handlung bediente eine nette Frau, die ihn beobachtet hatte, als er sein Rad draußen abstellte.
    »Das ist ja Spitze«, sagte sie. »Was Besseres gibt’s noch gar nicht. Willst du Rennfahrer werden?«
    Tarzan lachte. »Nicht als Profi (Abkürzung von Professional = Berufsspieler im Sport). Aber als Amateur (jemand, der etwas nur aus Liebhaberei betreibt) – warum nicht?«
    Er kaufte ein Kabelschloss – das stabilste, das es gab. Als er bezahlte, sah er zufällig durchs Schaufenster hinaus.
    Borrello und Seibold verließen die Fattoria.
    Sie steckten redend die Köpfe zusammen.
    Dann hockte sich der Rocker auf seine Maschine und rauschte ab.
    Der Italiener stieg in den silbergrauen Ferrari.
    Donnerwetter!, dachte Tarzan. Der scheint aber reich zu sein. Denn der Wagen war ein neues Modell und gehörte

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