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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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schlecht als recht durch den Wald. Streng ermahnte sie immer wieder zu Langsamkeit und Vorsicht, so dass er sich nach Fallen umschauen konnte.
    »Halt!«
    Rechts von ihnen, neben dem großen Baum: der Mann im Tarnanzug. Er hielt den Granatwerfer auf sie gerichtet.
    Streng blieb stehen. Duncan und Fran ebenfalls.
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«, befahl der Mann.
    Es dauerte nicht länger als eine Nanosekunde, ehe sich Streng zu einer Entscheidung durchgerungen hatte.
    »Rennt!«, brüllte er Fran zu und stieß sie und Duncan von
sich, ehe er auf die Knie sackte und seine zwei letzten Kugeln abfeuerte.
    Zur gleichen Zeit zog der Mann am Hahn seines Granatwerfers.
    Der Sheriff sah einen Lichtblitz, fühlte einen Schlag in der Brust und hörte dann einen lauten Knall. Er fiel zu Boden und hielt sich den Bauch. Bevor er sich wundern konnte, noch am Leben zu sein, brannten ihm die Augen.
    Ein Plastikgeschoss, dachte er. Und Pfefferspray.
    Er atmete nicht ein. Das war sowieso kein Problem, denn der Aufprall hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen. Stattdessen kniff er die Augen so fest zu, wie er nur konnte, während er versuchte, unter der Wolke wegzukriechen. Die Dämpfe hatten sich seine Nase hochgearbeitet, so dass er zuerst würgen und sich dann übergeben musste. Aber er kroch weiter. Blind und ohne Sauerstoff in den Lungen machte er sich mit der Geschwindigkeit eines halb so alten Mannes auf allen vieren davon.
    Streng wusste nicht, wie weit er gekrochen war - vielleicht fünf oder zehn Meter -, als er wieder einzuatmen wagte. Es fühlte sich wie eine Rachenspülung mit Höllenfeuer an. Er spuckte aus, und seine Nase tropfte wie ein lecker Wasserhahn. Das Pfefferspray ließ seine Zunge anschwellen und verengte ihm die Atemwege.
    Nur die Ruhe, ermahnte er sich. Das sind lediglich Schmerzen, und die vergehen.
    Das hatte er schon mindestens einem halben Dutzend Verdächtiger gesagt, denen er in der Ausübung seines Amtes eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht jagen und dann mit ansehen musste, wie sie sich übergaben und ihn verfluchten. Insgeheim hatte er sich gewundert, dass sie sich nicht schämten, sich so aufzuführen.

    Jetzt entschuldigte er sich innerlich bei jedem von ihnen. Es war einfach grässlich.
    Noch ein paar Meter, und er konnte wieder atmen. Es kam ihm immer noch so vor, als ob er Feuer und Schwefel in sich sog, aber es war längst nicht mehr so schlimm.
    Das wird schon, es geht vorüber.
    Dann spürte er den Kommunikator in seiner Tasche vibrieren. Sie würden kommen. Und sie wussten, wo er war. Streng klammerte sich an den nächsten Baum und zog sich daran hoch, als er merkte, dass er seinen Colt verloren hatte. Aber das war jetzt egal. Gegen vier Soldaten einer Spezialeinheit und den Mann mit dem Granatwerfer wäre eine lächerliche Handfeuerwaffe sowieso nutzlos gewesen. Seine einzige Chance bestand darin, sich bis zu Wiley vorzukämpfen.
    Er sah sich um. Seine Augen waren derart zugeschwollen, dass er kaum noch geradeaus sehen konnte, und was er sah, war unscharf. Streng wollte nach Fran rufen, hielt sich aber im letzten Augenblick zurück, da er ihre Position nicht dem Feind preisgeben wollte. Er musste es allein schaffen.
    Der Sheriff wählte die Richtung, in der er glaubte, die Luke zu finden, und lief los. Vorsichtshalber streckte er die Hände aus, um nicht mit dem Gesicht gegen einen Baum zu knallen.
    Nach vier Schritten hörte er etwas zuschnappen.
    Zuerst dachte er, dass sein Bein irgendwo hängen geblieben war. Dann dämmerte es ihm, kurz bevor der Schmerz sein Gehirn erreichte.
    Eine Bärenfalle.
    Streng fiel auf die Knie und tastete mit den Händen nach der Falle. Endlich fand er die Backen, die seine Muskeln zermalmten und sich in seine Knochen gruben.
    Dann kam der Schmerz.
    Streng vergrub sein Gesicht in seiner Achselhöhle, um
den Schrei zu dämpfen. Das war schlimmer als Pfefferspray. Schlimmer als das, was Santiago mit seiner Niere angestellt hatte. Sein ganzer Körper bebte vor Qualen, und wenn er seinen Colt bei sich gehabt hätte, hätte er sich ihn in den Mund geschoben und dem Ganzen ein Ende bereitet.
    Er schob die Finger in die Falle und versuchte sie zu lösen. Sie bewegte sich - fünf, sieben, zehn Zentimeter -, ehe sie wieder mit voller Gewalt zuschnappte und einen weiteren Urschrei auslöste.
    Strengs Verstand, blind vor Schmerz, versuchte sich zu konzentrieren, um einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Er brauchte etwas, das er in die Falle klemmen könnte.

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