Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
Vom Netzwerk:
versucht, aber selbst der Notruf war ständig besetzt gewesen. Doch das machte jetzt nichts mehr: In zehn Minuten müssten sie vor dem Krankenhaus von Shell Lake stehen.
    Obwohl die Nacht den dreien unzählige Horrorszenarien geboten hatte, herrschte eine ausgesprochen optimistische Laune im Wagen, als befänden sie sich auf dem Weg zum Karneval oder in den Urlaub - jedenfalls nicht auf dem Weg ins Krankenhaus und zur Polizei. Josh wusste, dass sie so gut gelaunt waren, weil jeder von ihnen unglaublich glücklich darüber sein konnte, noch am Leben zu sein.
    »Da ist der Mystery Lake«, rief Duncan und zeigte mit dem Finger darauf, als sie an ihm vorbeifuhren. »Dad und ich sind da immer hingefahren, um Barsche zu fangen. Weißt du, warum der See Mystery Lake heißt?«
    Josh schüttelte den Kopf. »Nein. Verrate es mir.«
    »Weil sie nicht wussten, wie tief er war, als sie ihm den Namen gaben. Das war noch vor dem Echolot. Und er ist tiefer als der Big Lake McDonald - und das, obwohl er nur zwölf Hektar groß ist.«
    »Wie tief ist er?«
    »Fünfundzwanzig Meter. Ich wette, da unten gibt es ein paar riesige Zander und Barsche. Angelst du auch?«
    »Nur wenn ich Zeit dazu habe«, erwiderte Josh.
    »Spinnfischen oder Köderwerfen?«
    Josh lächelte. Der Kleine kannte sich aus. »Köderwerfen. Spinnfischen nehme ich hauptsächlich für Muskellungen.«
    »Wie groß war deine größte Muskellunge?«
    »Knappe dreiunddreißig Pfund.«
    »Wow! Benutzt du einen Spinner oder einen Jerkbait?«
    »Einen Jerkbait für Muskellungen, und zwar froschfarben.
Den alten aus Holz. Ich glaube, Muskellungen mögen die alten viel lieber, weil es nicht so schwer ist, darauf herumzukauen. Das gibt einem genügend Zeit, den Haken zu setzen, ehe sie ihn wieder ausspucken.«
    Duncan löste sich aus der schützenden Umarmung seiner Mutter und lehnte sich näher zu Josh.
    »Darf ich mal mitkommen? Zum Muskellungenfischen?«
    »Na klar. Ich nehme dich und deine Mom gern mal mit.«
    Duncan schnitt eine Grimasse. »Mom mag Angeln nicht.«
    »Mom mag Angeln sehr wohl.« Fran fuhr Duncan durch die Haare. »Sie mag es, in einem Boot zu sitzen und immer wieder die Angel auszuwerfen. Mom mag es nur nicht, wenn ein Fisch tatsächlich anbeißt.«
    »Dann flippt sie aus«, erklärte Duncan. »Sobald sie einen an der Leine hat, fängt sie zu schreien an und reicht mir oder Dad die Angel. Aber seit Dad tot ist, sind wir nicht mehr Angeln gegangen. Nimmst du uns mit?«
    »Darüber können wir uns später noch unterhalten.« Fran schien plötzlich abweisend. »Josh hat immer sehr viel zu tun, weißt du.«
    Josh zuckte zusammen. Fran gab ihm einen Korb, weil er sie nie zurückgerufen und nie wieder nach einem Date gefragt hatte. Okay, sie waren ein paar Mal zusammen ausgegangen, aber dann war er vor einer nichtssagenden Affäre geflohen, ehe diese zu einer richtigen Beziehung hätte werden können.
    »Fran, in diesem Zusammenhang schulde ich dir noch eine Erklärung.«
    Er wartete darauf, dass sie so etwas wie ›Nein, tust du nicht‹ oder dergleichen sagen würde, aber das tat sie nicht. Also fuhr er fort.
    »Ich habe dir ja bereits von Annie erzählt.«

    »Wer ist Annie?« Duncan war noch näher an Josh herangerückt. Seine Beine berührten jetzt die seinen.
    »Sie war eine Frau, die ich heiraten wollte. Aber dann ist sie krank geworden. Ehe sie starb, musste ich ihr etwas versprechen.«
    »Was denn?«
    »Sie wollte, dass ich ein langes Leben führe.«
    Josh dachte wieder an die Szene im Krankenhaus. Wie er Annies Hand gehalten hatte und es ihr letzter Wunsch gewesen war, dass er nicht jung sterben sollte - so wie sie. Er spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten.
    »Das ist aber ein großes Versprechen«, meinte Duncan.
    Josh räusperte sich. »Ja, das ist es. Und ich habe es sehr ernst genommen. Aber dann bin ich der Feuerwehr beigetreten, und jetzt will ich Sanitäter werden. Ich wollte nach Madison ziehen oder Milwaukee. Irgendwohin, wo ich wirklich etwas tun kann.«
    »Aber das kannst du doch auch hier in Safe Haven«, protestierte Duncan.
    »Wie viele Feuer gab es bislang in Safe Haven? Vor heute Nacht, meine ich?«
    »Keine.«
    »Genau. Keine. Also wollte ich in eine größere Stadt, wo ich den Leuten helfen und Leben retten kann. Aber wegen dieses Versprechens habe ich mich entschieden, hier in Safe Haven zu bleiben.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Ungefähr ein Jahr, bevor ich dich und deine Mom kennengelernt habe. Und ich habe mich an

Weitere Kostenlose Bücher