Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
hörte er Duncan durch die geschlossene Tür rufen.
Josh stand einen Moment lang unentschlossen da. Der Affe machte keinerlei Versuche, sein Ohr abzubeißen und schien weder krank noch apathisch zu sein. Josh schaute Duncan an, der über das ganze Gesicht strahlte.
»Er scheint kein Risiko darzustellen«, erklärte Josh Fran. »Aber ich bringe ihn nicht in den Wagen, wenn du das nicht willst.«
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, sah Duncan seine Mom flehend an. Fran seufzte.
»Okay. Aber nur, bis wir seinen Eigentümer ausfindig gemacht haben. Und sobald er frech wird, setze ich ihn vor die Tür.«
Als Dank belohnte Duncan seine Mutter mit einer festen Umarmung. Josh öffnete die Tür und begann einzusteigen.
Er setzte sich vorsichtig und versuchte, das Äffchen nicht zu verunsichern. Doch ehe er sich ins Auto geschwungen hatte, war der Primat bereits von seiner Schulter auf Duncans Schoß gesprungen.
»Vorsichtig, Duncan«, warnte ihn Josh. »Versuch nicht, ihn festzuhalten. Er muss sich erst an dich gewöhnen.«
Der Affe streckte Duncan eine Hand entgegen, wie er es bei Josh getan hatte, und Duncan nahm sie dankend an.
»Nett, deine Bekanntschaft zu machen. Ich heiße Duncan.«
Nach dem Händeschütteln streckte sich der Affe nach Fran aus. Sie nahm sein Pfötchen mit zwei Fingern und stellte sich ebenfalls vor. Er schüttelte ihre Finger, wie er es zuvor bei Josh und Duncan getan hatte. Fran musste laut lachen. Es klang schön und melodisch, und Josh musste lächeln.
»Da ist ein Anhänger an seinem Halsband«, bemerkte Duncan. »Er heißt Mathison.«
Kaum hatte er seinen Namen gehört, begann Mathison, in einer offensichtlich eingeübten Art Smalltalk von sich zu geben. Allerdings klang es eher wie Vogelgezwitscher, und auch Woof war wieder neugierig genug, um die Nase über die Sitzbank zu stecken. Beim Anblick des kleinen Affen rümpfte er sie jedoch.
»Sei brav, Woof«, ermahnte ihn Duncan. »Das ist unser Freund.«
Mathison reichte Woof ebenfalls eine Hand. Als der sie nicht nahm, tätschelte er Woof damit den Kopf. Woof entschied sich offensichtlich, dass die Geschehnisse auf der vorderen Sitzbank uninteressant waren, denn er zog sich wieder zurück und legte sich erneut schlafen.
»Mathison ist ein Neuweltaffe«, erklärte Duncan. »Die haben wir in der Schule durchgenommen. Sie stammen aus Südamerika. Das kann man daran erkennen, dass er einen
Schwanz hat. Ich würde fast sagen, dass er ein Cappuccino-Affe ist.«
»Ein Kapuzineraffe meinst du«, verbesserte Fran ihn sanft. »Es sieht aus, als hätte er eine Narbe auf dem Kopf.«
Fran streckte die Hand nach der Narbe aus und wurde dafür mit einem Schrei von Mathison belohnt, ehe er ihre Hand wegschlug.
»Ein Sensibelchen.«
»Ich wette, er hat Hunger«, meinte Duncan. »Kapuzineraffen fressen Obst und Insekten. Wir könnten irgendwo anhalten und etwas holen.«
Josh bewunderte Duncans Widerstandsfähigkeit. Vor kurzem hatte seine Babysitterin auf ihn geschossen, und er wäre beinahe bei lebendigem Leib verbrannt. Kinder waren schlichtweg bemerkenswert. Josh und Annie hatten sich Kinder gewünscht. Wenn alles anders gelaufen wäre, hätte Josh jetzt sicher einen Sohn wie Duncan.
Er startete den Motor, blickte in den Rückspiegel und lenkte den Wagen erneut auf die Straße. Sie mussten in ein paar Kilometern bereits vom Highway abbiegen und Richtung Krankenhaus fahren. Josh überlegte, welches Geschäft um diese Zeit noch geöffnet war, damit sie dem Affen Futter besorgen konnten. Vielleicht eine Tankstelle. Eine Tüte Erdnüsse, ein paar Rosinen, frisches Obst. Es gab einen Laden speziell für Bauern, der Kraftfutter und dergleichen auf Lager hatte. Vielleicht würden sie ja …
»Gott sei Dank.«
Fran deutete auf die vor ihnen liegende Straße. Josh sah die rot und blau leuchtenden Streiflichter in der Ferne. Dem Anschein nach waren es sehr viele. Er nahm den Fuß vom Gaspedal und wartete, dass sie näher kamen.
»Warum kommen sie nicht näher?«, fragte Duncan.
Josh ahnte nichts Gutes. Er wurde noch langsamer, ehe er weiter abbremste, bis sie zum Stillstand kamen. Beide Fahrbahnen waren mit orangefarbenen Hütchen und gelben Fässern versperrt.
Josh setzte das Auto wieder in Bewegung und fuhr langsam weiter. Schon bald sah er auf dem Asphalt eine Kette mit Krähenfüßen liegen. Josh hatte genügend Fernseherfahrung, um zu wissen, dass es der Zweck dieser Dinger war, Reifen aufzuschlitzen.
Sein Blick wanderte in die
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