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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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was dort drinnen alles passiert war. Aber er hatte seine Fünfundvierziger auf dem Dach verloren und würde sich allein im Wagen mit Bernie wesentlich sicherer fühlen, wenn er sein Schießeisen bei sich hatte.
    »Erwin, du und Olen, ihr kommt mit. Wir müssen meine Pistole finden.«
    Erwin schnitt eine Grimasse. »Sheriff, ich muss unbedingt zur Schule. Wenn diese Soldaten den Bürgermeister in ihrer Gewalt haben, dann könnte die ganze Lotteriegeschichte nichts weiter als eine Falle sein. Und meine Verlobte ist da mittendrin.«
    Soweit Sheriff Streng wusste, war die halbe Stadt wegen dieser Lotteriesache dort versammelt. Zu mehreren war man immer sicher. Aber Streng wollte Erwin nicht daran hindern, sich um seine Braut zu kümmern.
    »Okay. Ich komme nach, sobald ich Bernie hinter Gitter gebracht habe. Wenn irgendwas faul an der Sache ist, schnapp dir dein Mädchen und renn.«
    »Das müssen Sie mir nicht zweimal sagen. Wir sehen uns später, Sheriff.«
    »Viel Glück, Erwin.«
    Die Männer schüttelten einander die Hände, aber es fühlte sich irgendwie gezwungen an. Oder wie das letzte Mal. Dann ging Erwin zum Grubenentleerer, und Streng wandte sich dem
Haus der Mortons zu. Die letzten Erinnerungen an diesen Ort ließen Panik und Angst in ihm aufsteigen, aber er schob diese Gefühle beiseite, richtete den Lichtkegel von Olens verdreckter Taschenlampe auf den Hauseingang und zwang sich dazu, einen Schritt nach dem anderen darauf zuzugehen.
    Als er den ersten Fuß in Sals Haus setzte, ereilte ihn ein Gefühl, das er seit ungefähr dreißig Jahren nicht mehr gespürt hatte. Wie in der Hölle, die andere Patrouille nannten.
    Streng hatte es gehasst, im Krieg auf Patrouille zu gehen. Die Chance zu sterben lag an einem guten Tag bei fünfzig-fünfzig - ganz gleich, wie vorsichtig man war. Während der Nachteinsätze fühlte sich Streng wie eine große wandelnde Zielscheibe. Es gab keinen Ort, an dem man sich verstecken konnte, und Weglaufen hatte ebenfalls keinen Zweck. Die Vietcong waren Teil des Dschungels, und hinter jedem Baum, jedem Stein, jedem Schatten steckte eine tödliche Gefahr. Man konnte eigentlich nichts anderes tun außer still sein und hoffen.
    Genau dieses Gefühl überkam ihn auch jetzt, als er Sals Haus das zweite Mal in dieser Nacht betrat. Er hatte den Eindruck, beobachtet zu werden. Aber diesmal trug er keine Pistole bei sich, sondern nur ein Ka-Bar-Messer. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Wenn Santiago in der Dunkelheit auf ihn wartete, wäre eine Panzerfaust das mindeste.
    Langsam schlich Streng die Treppe hinauf, wobei er den Lichtstrahl seiner Lampe auf jede einzelne Stufe richtete, ehe er seinen Fuß darauf setzte. Nach drei Stufen hielt er inne, um in die Dunkelheit hineinzuhorchen. Strengs verletzte Niere pochte im Takt seines Herzschlags. Als er die halbe Treppe hinter sich hatte, schlug ihm der Gestank des Todes entgegen. Streng atmete durch den Mund, aber das half nicht viel. Er presste die Hand gegen seine verletzte Niere, als er die letzten Stufen zu Sals Schlafzimmer emporstieg.

    Eine Szene aus seiner Kindheit fiel ihm ein. Er, Wiley und Cousin Sal kletterten über den Friedhofszaun in Safe Haven. Es war an Halloween gewesen. Eine Mutprobe. Streng, der Jüngste der drei, hatte sich vor Angst beinahe in die Hose gemacht, und ehe sie ein Dutzend Schritte auf dem geweihten Boden gegangen waren, war er erstarrt und abrupt stehen geblieben.
    »Da gibt es nichts, wovor du Angst haben musst«, hatte Sal beteuert. »Die sind alle schon tot.«
    »Ich habe keine Angst vor den Toten«, hatte Streng damals geantwortet. »Aber davor, was sie tot gemacht hat.«
    Streng wusste, dass seitdem viel geschehen war und er sich in der Zwischenzeit stark verändert hatte. Schließlich war er kein Dreikäsehoch und auch kein junger Polizist mehr. Aber so sehr ein Mann sich auch entwickelte und älter wurde, er blieb stets der gleiche Mann. Verfolgt von den gleichen Ängsten.
    Der Sheriff wappnete sich so gut er konnte. Seine eiserne Disziplin brachte ihn dazu, seine Gefühle abzuschalten. Dann betrat er das Schlafzimmer.
    Er sah Blut. Viel Blut. Eine Jackson-Pollock-Verrücktheit in Schwarz. Blut war über das Bett gespritzt, über die Wände, über den Teppich.
    Aber Leichen sah er keine.
    Strengs Schuhe schmatzten auf dem Teppich, als er zum Wandschrank ging. Die Schiebetür war geschlossen. Er öffnete sie, trat einen Schritt zurück und richtete die Taschenlampe auf das Innere des

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