Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Schranks. Aber er sah nichts weiter als einige Hemden und einen Wäschekorb.
Wo waren sie? Wer hatte sie beiseitegeschafft? Santiago und Ajax hatten keine Zeit gehabt, sich um die Leichen zu kümmern. Die beiden waren Josh und ihm ständig auf den Fersen geblieben. Es sei denn …
Es sei denn, sie waren zurückgekommen.
Die grauen Härchen auf Strengs Armen stellten sich wie die Stacheln eines Igels auf. Außerdem spürte er dieses merkwürdige Ziehen in seinem Magen. Angstschweiß brach ihm aus. Er spürte förmlich die Scharfschützen, die auf ihn anlegten, merkte, wie sich ihre Finger krümmten. Und er wusste, dass er so schnell wie möglich hier raus musste.
Streng drehte sich um und sah Santiago in der Tür stehen.
»Hab ich mir doch gedacht, dass Sie Ihr Auto abholen wollen«, sagte er.
Ich werde sterben, dachte Streng. Und es wird fürchterlich.
Er wollte fragen, was mit Sal und Maggie passiert war, doch sein Hals schnürte sich zusammen. Immerhin würde er so nicht weinen und nicht flehen können.
»Ich werde Ihre Schreie genießen«, flüsterte Santiago.
Irgendwo in seinem alten Körper setzte das Training ein, das er genossen hatte, als er noch jung war, und Streng setzte sich in Bewegung.
Er stach mit dem Messer nach links und versuchte dann, rechts um Santiago herumzueilen. Dabei traf er hart mit der Schulter gegen ihn, da er hoffte, dass ihn sein Schwung zumindest bis zur Treppe stolpern lassen würde.
Santiago steckte den Schlag weg, als wäre er nichts, und packte Streng an den Schultern, um ihn in die Luft zu heben. Dann warf er ihn zu Boden. Ehe Streng wusste, wie ihm geschah, saß Santiago bereits auf ihm, riss ihm das Messer aus der Hand und warf es beiseite. Streng holte mit der Taschenlampe aus und traf den Soldaten am Kinn. Ein wunderbar grässliches Geräusch von brechenden Knochen. Santiagos Kopf schnellte nach hinten. Doch er ließ nicht locker. Seine Hände drückten Strengs Arme so lange auf den Boden, bis dieser die Taschenlampe loslassen musste.
»Ich glaube, Sie haben meinen Wangenknochen gebrochen.« Santiago sprach langsam und mit schwerer Zunge.
Streng hoffte, dass er jeden einzelnen Knochen in Santiagos verdammtem Schädel pulverisiert hatte. Das hätte er am liebsten auch laut gesagt. Aber er wusste, dass er gefangen war und die Schmerzen bereits auf ihn warteten. Außerdem hatte er Angst, sich vor Furcht übergeben zu müssen, sobald er den Mund aufmachte. Blut - das Blut seines Cousins - durchnässte sein Hemd und seine Hose. Es war kalt und feucht. Er roch den Tod, und als er in Santiagos dunkle Augen blickte, konnte er ihn auch deutlich sehen.
»Gib mir die Wachmacher.«
Bernie hatte das Gleiche gesagt. War es etwas, das Streng ihnen abgenommen hatte?
»Her damit.«
Santiagos Hand tastete Strengs Körper entlang, bis zu der verletzten Niere.
Um Gottes willen, nein.
Streng versuchte, genug Kraft zu sammeln, um den Mund aufzumachen und Santiago zu sagen, dass die Wachmacher im Jeep lagen, als er sich erinnerte, dass er Santiago einen Metallbehälter abgenommen hatte.
»In meiner Tasche«, brachte er hervor. »Ich habe etwas in meiner Tasche.«
Er spürte, wie die Hand des Killers in seiner Bauchgegend innehielt, und Streng bereitete sich innerlich auf den Schmerz vor, soweit man sich auf so etwas überhaupt vorbereiten konnte. Aber Santiagos Finger tasteten weiter, fuhren nach unten und klopften leicht auf Strengs Hosentaschen, bis er den Behälter gefunden hatte. Er holte ihn heraus und hielt ihn in der Hand wie ein Junkie, der endlich seinen Fix vor Augen hatte.
Strengs Faust schoss nach oben und schlug den Behälter aus
Santiagos Händen, so dass er quer durch den Raum flog. Er konnte es kaum glauben, aber Santiago ließ tatsächlich von ihm ab und suchte die Wachmacher. Streng hielt sich nicht erst lange mit dem Ka-Bar auf, sondern kroch so schnell er konnte aus dem Schlafzimmer Richtung Flur. Wenn er es nur bis zur Treppe schaffen würde, wäre sein Jeep nicht mehr weit und …
Ajax versperrte ihm den Blick auf die Treppe.
Streng bog daraufhin nach rechts ins zweite Zimmer ab. Seine Schienbeine schmerzten höllisch, aber er wurde dennoch schneller und krabbelte zu dem herausgebrochenen Fenster. Er konnte die frische Luft bereits riechen - eine Luft, die ihm Freiheit versprach - und sah seine Fünfundvierziger auf dem Dach vor sich.
Dann stieß er in der Dunkelheit gegen etwas Solides.
Streng konnte zwar nichts sehen, aber er wusste es sofort. Seine
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