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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Existenz geärgert, war sie wütend gewesen, weil er alles von ihrem Vater bekam, was sie sich gewünscht, was sie gebraucht hatte, als sie noch klein war.
    Er riss die Limodose auf und trank einen tiefen Zug. Als er die Büchse zurück auf den Tisch stellte, rülpste er versehentlich und grinste. »Entschuldigung. Mom sagt, ich hätte Tischmanieren wie ein Ziegenbock.«
    Annalise warf einen Blick auf die Uhr über dem Herd. Es war kurz nach halb acht Uhr abends. »Ich sollte jetzt wirklich Dad und deine Mom anrufen und ihnen sagen, dass du hier bist. Sie machen sich bestimmt schon große Sorgen.«
    »Ach was, sie glauben, ich wäre bei Jack, meinem besten Freund. Und außerdem sind sie wahrscheinlich noch nicht zu Hause. Immer wenn ich bei Jack übernachte, gehen sie ins Kino oder in ein Restaurant. Sie nennen es ihren Ausgehabend.« Er verdrehte die Augen, als fände er die Vorstellung, dass seine Eltern miteinander ausgingen, abscheulich. »Außerdem haben wir uns noch gar nicht richtig unterhalten. Ich habe so lange darauf gewartet, meine große Schwester kennenzulernen.«
    Große Schwester. Sie selbst hatte sich nie als irgendjemandes große Schwester betrachtet, aber für Charlie war sie es ganz offensichtlich. »Also, erzähl mir was von dir«, sagte sie.
    Er aß ein paar Happen Makkaroni, bevor er antwortete. »Ich mag Sport, besonders Football. Ich liebe Computerspiele, aber meine Mom erlaubt sie mir nicht oft. Mein Lieblingsgericht ist Pizza, und am liebsten bin ich in unserem Blockhaus. Kommst du im August zu uns? Ich habe gehört, wie Dad sagte, er hätte dich eingeladen.«
    Annalise dachte an den Schlüssel, den ihr Vater ihr zum Geburtstag überreicht hatte. »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich werde ich mir nicht freinehmen können.«
    Seine Augen verdunkelten sich vor Enttäuschung. Er verzehrte die restlichen Käsemakkaroni und sah Annalise versonnen an. »Meine Freunde finden es komisch, dass ich hier in der Stadt eine Schwester habe und dass ich sie nicht einmal kenne.«
    »Und wie findest du das?«
    »Ich fände es cool, wenn wir öfter zusammen sein könnten, besonders im Sommer, wenn ich nicht zur Schule muss. Ich fände es cool, wenn wir ein gutes Verhältnis hätten, verstehst du? Eben wie Bruder und Schwester.« Er lachte verlegen. »Jetzt hältst du mich wahrscheinlich für bescheuert.«
    »Aber nein«, widersprach sie. Sie hielt ihn vielmehr für einen außergewöhnlich sensiblen, einsamen Jungen. Und er hatte etwas an sich, das sie rührte und gleichzeitig in Verlegenheit brachte. »Du hast mir noch gar nicht verraten, wie du hierher gekommen bist. Hast du dich von einem Freund bringen lassen?«
    »Keiner von meinen Freunden fährt Auto. Ich habe mir von meinem Rasenmähgeld eine Busfahrkarte gekauft.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Seine Arme und Beine wirkten zu lang im Vergleich zu seinem Körper. »Heute Morgen bin ich mit dem Entschluss aufgewacht, dass heute der Tag ist, an dem ich dich kennenlerne, dass es blöd ist, eine Schwester zu haben und nicht zu wissen, wie sie so ist. Ich weiß, dass es Dad traurig macht. Manchmal hat er geweint, wenn er von einem Besuch bei dir zurückkam.«
    Sprachlos über diese Eröffnung lehnte sie sich zurück. Er hatte geweint? Sie hatte nie erlebt, dass ihr Vater seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Sie stand auf, nahm die leere Schüssel und stellte sie in die Spüle. Sie brauchte einen Augenblick, um die Fassung wiederzufinden.
    »Weißt du, ich habe mir überlegt, dass es vielleicht am einfachsten wäre, wenn Dad morgen früh herkommt und mich abholt. Ich könnte auf deinem Sofa schlafen und würde dir bestimmt nicht im Weg sein.«
    Im ersten Impuls wollte sie ablehnen, doch er klang so sehnsüchtig. Was konnte es schaden?, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Inneren. Wenn er schon einmal hier war, war es doch gleichgültig, ob er heute Abend oder morgen früh abgeholt wurde.
    »Hör zu. Ich rufe Dad jetzt an, und wenn er einverstanden ist, kannst du heute hier übernachten.« Ihr Zugeständnis ließ seine Augen aufleuchten.
    »Cool! Inzwischen dürften sie aus dem Kino zurück sein.« Er stand vom Tisch auf und ging zum Sofa hinüber, als wollte er sich schlafen legen, bevor sie es sich noch anders überlegte. Annalise wählte die Nummer ihres Vaters.
    Beim dritten Klingeln hob er ab. »Dad, Charlie ist hier bei mir.« Nach einem Augenblick verblüfften Schweigens am anderen Ende der Leitung fuhr sie fort: »Offenbar hat er den Bus

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