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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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sein.
    Sie schloss die Augen fest, und die Gedanken an ihren Vater kreisten in ihrem Kopf herum.
    Annalise, beeil dich, kämm dir die Haare und wasch dir das Gesicht. In einer Viertelstunde kommt dein Vater und holt dich ab. Er sagt, er will schön mit dir essen gehen.
    Die Stimme ihrer Mutter hallte in ihrem Kopf, gespeist aus fernen Erinnerungen.
    Daddy kommt! Sie erinnerte sich an ihre Aufregung. Sie hatte ihr langes Haar hundertmal gebürstet und sich das Gesicht geschrubbt, bis die Wangen schmerzten, dann hatte sie vorm Fenster gesessen und gewartet.
    Und gewartet.
    Und gewartet.
    Jede Minute war ihr wie eine Stunde erschienen, und eine Stunde war wie eine Ewigkeit. Sie blieb bis zur Schlafenszeit am Fenster sitzen, und ihr Herz tat so weh, dass sie glaubte, sterben zu müssen.
    Ein Teil dieses Schmerzes war geblieben, ein Teil von ihr, der noch dieses kleine Mädchen war und, die Nase an die Fensterscheibe gedrückt, auf einen Daddy wartete, der niemals kam.
    Doch das Zusammensein mit Charlie hatte irgendwie geholfen. Das Wissen, dass ihr Vater für seinen Sohn das Richtige getan hatte – das Richtige tat –, linderte seltsamerweise Annalises alten Schmerz ein wenig.
    Vielleicht war dies das Ereignis, auf das sie gewartet hatte. Vielleicht war es das, was sie herannahen gespürt hatte, etwas, das ihren Befürchtungen nach schlimm hätte sein müssen.
    Als sie langsam der Schlaf überkam, wurde ihr bewusst, dass dieser Samstagabend einer der schönsten war, an die sie sich erinnern konnte.

    Er hasste den Samstagabend, aber dieser war besser als die meisten, denn er hatte ein neues Projekt. Sie saß in seinem Arbeitssessel und wartete auf ihre Verwandlung.
    Natürlich war nicht alles perfekt. Perfekt wäre es, wenn Annalise in seinem Sessel gesessen hätte. Sein Verlangen nach ihr wurde mit jedem Tag stärker und stärker, doch bisher war es ihm gelungen, es zu zügeln und sich nicht von ihm beherrschen zu lassen.
    Da war es hilfreich, dass er etwas hatte, mit dem er seine Gedanken beschäftigen konnte: die Wonne einer zweiten Kreation. Er hatte ihr bereits die Flapper-Kleidung angezogen, die zu nähen er Stunden gebraucht hatte. Aber es war noch genug zu tun.
    Er wusste, dass sie Margie hieß. Er hatte gehört, wie eine Freundin sie beim Namen gerufen hatte, kurz bevor sie in ihren Sportwagen gestiegen und von dem Club nach Hause gefahren war.
    Er war ihrem Fahrzeug bis zu ihrem Wohnblock gefolgt und hatte sie erwürgt, kaum dass sie ausgestiegen war. Ihre Leiche in seinen Wagen zu hieven und auf ihrem Weg in die Unsterblichkeit hierherzubringen, war nicht sonderlich schwierig gewesen.
    Er warf einen Blick auf ihr Foto an der Wand und lächelte. Kerry war unsterblich geworden, für immer als Braut-Belinda aufs Foto gebannt. Und jetzt würde er Margie seiner Sammlung hinzufügen.
    Doch zuerst musste er ihr Haar nach dieser koketten Mode der Zwanziger schneiden, und ihre Nägel mussten feuerrot lackiert werden. Es gab noch so viel zu tun. Doch wenigstens schwiegen die Stimmen in seinem Kopf und gestatteten ihm, dass er sich ohne Störung auf seine Aufgabe konzentrierte. Dennoch dachte er während der Arbeit an Annalise. Morgen würde er sie sehen, wie an den meisten Tagen. Wahrscheinlich würde er sogar mit ihr sprechen, und wenn er mit ihr sprach und sie ansah, würde er daran denken, was für eine wunderschöne Erweiterung seiner Sammlung sie doch war.
    Er hatte noch ihren Duft in der Nase, und der Klang ihrer Stimme wisperte in den dunkelsten Winkeln seiner Seele.
    »Bald«, flüsterte er.

    Zum ersten Mal seit Jahren kreisten Tylers Gedanken nicht um eine tote Frau, sondern um eine sehr lebendige. Im Augenblick saß er in dem Raum, in dem er und sein Team den Albright-Mord bearbeitet hatten, doch statt sich auf die Berichte auf seinem Schreibtisch zu konzentrieren, dachte er an Annalise.
    Eine Woche war seit dem Essen mit ihr vergangen, eine Woche, erfüllt von Kerry Albrights trauernden Familienmitgliedern, intensiver Ermittlungstätigkeit und viel zu vielen Sackgassen.
    Das Brautkleid hatte sie in die erste Sackgasse geführt. Es wurde festgestellt, dass es selbst genäht war, und Jennifer überprüfte jetzt Stoffgeschäfte, um in Erfahrung zu bringen, wer meterweise weiße Seide und Perlenbesatz gekauft haben könnte.
    Das Video aus der Überwachungskamera des kleinen Supermarkts war wertlos. Derjenige, der Kerry dort aufgegriffen hatte, hatte sich wohlweislich außerhalb der Reichweite der Kamera

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