Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
hat.«
»Und zwar?«
»In einer Bar namens Rum Island.«
»Tolles Lokal«, erwiderte Jennifer. »Total stilecht, mit Strohdach und nachgebautem Strand.«
Tyler starrte sie an. Es überraschte ihn immer wieder, wie gut sich seine Partnerin in der Szene auskannte, wie viele Bekannte sie hatte. »Gibt es irgendein Lokal in der Stadt, in dem du noch nicht gewesen bist?«
Sie lehnte sich zurück und musterte ihn mit einer Spur von Ironie. »Ich bin Single, Tyler. Ich habe auch noch ein Leben außerhalb des Polizeireviers, im Gegensatz zu einigen Leuten, die ich kenne.«
»Ich habe auch noch ein anderes Leben. Eigentlich wollte ich morgen mit einer schönen Frau ein Straßenfest besuchen, aber wie es aussieht, muss ich ihr wohl absagen.«
»Wag das bloß nicht«, fauchte Jennifer und beugte sich vor. »Tyler, du bist immer der Erste, der uns ermahnt, dass wir auch Freizeit brauchen. Du arbeitest seit Dienstag beinahe rund um die Uhr. Du siehst aus wie der Tod, und deine schlechte Laune fängt schon an, sich auf deinem Gesicht abzuzeichnen.«
»Ich habe nie schlechte Laune«, wehrte er sich, woraufhin Jennifer eine Braue hochzog. »Okay, vielleicht werde ich hin und wieder ein bisschen unleidlich«, räumte er ein. »Das beste Mittel dagegen wäre, wenn wir den Mistkerl schnappen würden, der die beiden Morde auf dem Gewissen hat.«
»Wir kriegen ihn ganz sicher«, rief Jennifer mit der Selbstüberschätzung einer jungen Polizistin, die in ihrer kurzen Karriere erst einen größeren Fall bearbeitet hatte. »Wir haben letzten Winter auch David Abbott gestellt, oder?«
»Er war kein Serienmörder«, antwortete Tyler.
»Er hat drei Menschen umgebracht und versucht, Vanessa Abbott zu ermorden.«
»Ja, aber er hatte einen besonderen persönlichen Grund dafür, dass er diese Menschen tot sehen wollte. Er glaubte, sie alle wären auf irgendeine Weise für den Selbstmord seines Bruders verantwortlich gewesen.«
Einen Augenblick lang gestattete sich Tyler ein paar Gedanken an diesen alten Fall. Vanessa Abbott war die junge Witwe eines begabten Künstlers gewesen, der von einer Brücke in den Missouri gesprungen war. Seine Leiche war nach dem Selbstmord nie gefunden worden, und zwei Jahre nach seinem Sprung von der Brücke starben plötzlich Menschen eines gewaltsamen Todes, die in seinem Leben eine Rolle gespielt hatten.
An jedem Tatort fand sich ein unleserlicher Schriftzug in roter Farbe, entsprechend seiner Künstlersignatur, woraufhin sich sowohl seine Witwe als auch Tyler fragten, ob er den Sprung womöglich überlebt haben könnte. Wie sich dann herausstellte, hatte sein Bruder die Morde begangen.
Tyler blickte auf die Fotos am Schwarzen Brett. »Hier haben wir es mit einem völlig anderen Täterprofil zu tun. Bisher haben wir noch keinerlei Verbindung zwischen den beiden Opfern feststellen können, und ich glaube auch nicht, dass wir noch eine finden werden.«
»Dann glaubst du, der Täter hat sie willkürlich ausgewählt?«
Tyler lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und kämpfte gegen seine schwere Erschöpfung an, ohne den Blick von den Opferfotos zu lösen. »O nein, der Täter sucht sie nach besonderen Kriterien aus, damit sie vom Erscheinungsbild her zu seinen kranken Phantasiegebilden passen, die den Morden zugrunde liegen. Aber ich bezweifle ernsthaft, dass eines der Opfer seinen Mörder gekannt hat.«
»Was unsere Arbeit noch um einiges erschwert«, bemerkte Jennifer. Sie folgte seinem Blick. »Immerhin sind sie nicht vergewaltigt worden.«
»Wir müssen unbedingt herausfinden, was eine Braut und ein Flapper-Mädchen gemeinsam haben und was sie für unseren Unbekannten bedeuten könnten.«
»Ein Glück, dass wir der Presse Einzelheiten über ihr Aussehen vorenthalten konnten«, sagte sie und sah ihn wieder an. »Dieser Scheißkerl Reuben lungert hier herum und versucht, jemanden zu finden, der die Gerüchte über die merkwürdige Verkleidung der Opfer bestätigt.«
In diesem Moment kamen einige Detectives zurück, um weitere Einzelheiten zu besprechen und Notizen zu vergleichen. Sie arbeiteten bis kurz vor Mitternacht, dann fuhr Tyler zum Rum Island, um die Angestellten zu vernehmen.
Er blieb bis zur Sperrstunde, zeigte ein Foto von Margie herum und fragte alle möglichen Leute, ob sie die junge Frau am vergangenen Samstagabend in der Bar gesehen hatten.
Niemand konnte sich an sie erinnern, und in Anbetracht dessen, was Wendy über ihre extreme Schüchternheit ausgesagt hatte, wunderte sich
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