Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
lachte sie über ihre plötzliche Befangenheit, ging zur Tür und klopfte mit einem Selbstbewusstsein an, das sie nicht empfand.
Er öffnete so rasch, als hätte er hinter der Tür gestanden und nur auf sie gewartet. »Hi.« Mit einem herzlichen Lächeln öffnete er ihr die Tür und ließ sie eintreten. »Du siehst wie immer umwerfend aus.«
Sie trat ins Haus und lächelte. »Danke. Das Gleiche gilt für dich.« Und das stimmte. Er trug Shorts in Beige, die seine langen, braunen Beine gut zur Geltung brachten, und ein kurzärmliges, weiß-beige-farbenes Hemd, das seine breiten Schultern wie maßgeschneidert umspannte.
»Ich dachte, meinen Nachbarn zuliebe sollte ich mich heute vielleicht ein bisschen besser zurechtmachen als sonst. Komm rein. Und vergiss nicht, dass du versprochen hast, nicht über die scheußliche Einrichtung zu lachen.«
Sie wusste nicht, was sie erwartete, doch das Wohnzimmer erschien ihr durchaus vorzeigbar zu sein. Der neutrale, beigefarbene Teppichboden passte zur Wandfarbe. Sofa und Sessel waren dunkelgrün gehalten, der Kaffeetisch aus massivem Mahagoni, und in einer Ecke stand ein Fernseher.
Hätte man sie um eine Beurteilung des Zimmers gebeten, hätte sie die Vermutung geäußert, dass der Bewohner sich nicht oft zu Hause aufhielt. Sie sah keine Bücher, keine Stereoanlage, keine Bilder an den Wänden. Der Raum war so unpersönlich wie der Aufenthaltsraum eines Motels.
»Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte sie. »Gegen das Zimmer ist nichts einzuwenden. Ein bisschen schlicht, aber das ist doch völlig in Ordnung.«
»Du hast das Schlimmste noch nicht gesehen. Komm mit in die Küche, und ich mache uns etwas Kaltes zu trinken, bevor wir wieder nach draußen gehen.«
Im Türrahmen blieb sie abrupt stehen und biss sich auf die Unterlippe, als sie sah, dass die Küchenwände zur Hälfte in den hässlichsten Farben gestrichen war. »Du liebe Zeit. Das ist ja … interessant.« Sie bemerkte die Löcher in der Wand. »Wie ich sehe, bevorzugst du den frühen dekonstruktivistischen Stil.«
Er grinste. »Eigentlich verdanke ich diese Löcher meiner letzten Freundin. Sie sind das Ergebnis ihrer Reaktion auf meine Meinung zu ihrem Geschmack.«
»Waren deine Freundinnen alle so jähzornig? Denn falls du gefährliche Frauen magst, wirst du mich wahrscheinlich ziemlich langweilig finden.«
Sein Blick war leidenschaftlich, als er sie vom Scheitel bis zu den manikürten Zehennägeln musterte. Dann trat ein sexy Lächeln auf seine Lippen, und ihre Körpertemperatur schoss um mindestens zehn Grad in die Höhe. »Ich weiß nicht recht, aber ich finde, in diesem Kleid siehst du ganz schön gefährlich aus. Mir erscheinst du wie der Typ Frau, der einen Mann seinen Namen vergessen lassen kann.«
Die Luft zwischen ihnen knisterte vor Erotik, und Annalises Kehle wurde trocken. Einen verrückten Moment lang hätte sie ihn am liebsten gebeten, es mit dem Straßenfest sein zu lassen und ihr stattdessen sein Bett zu zeigen und sie die ganze Nacht zu lieben.
Das tat sie jedoch nicht, sondern stieß ein leises, unsicheres Lachen aus. »Und ich habe das Gefühl, dass du ein Mann bist, der nie lange genug den Verstand verliert, um seinen Namen vergessen zu können, und, ja, ich hätte furchtbar gern etwas Kaltes zu trinken.«
Durch diesen Nachsatz schien sich die hitzige Spannung zwischen ihnen ein wenig aufzulösen, zumindest für den Augenblick. »Setz dich«, forderte er sie auf und ging zum Kühlschrank. »Wir müssen ungefähr in einer halben Stunde los.« Annalise nahm am Tisch Platz. »Ich habe kaltes Bier, Limo und Milch da.«
»Limo wäre prima. Cola light, falls du die vorrätig hast.« Während er die Getränke einschenkte, schaute sie sich interessiert in der Küche um.
Abgesehen von der scheußlichen Wandfarbe war der Raum hübsch, geräumig und mit einer Fensterreihe ausgestattet, durch die frühmorgens die Sonne fiel. Auf der weißen, glänzenden Arbeitsfläche stand lediglich eine Kaffeemaschine. Wieder fiel ihr auf, wie unpersönlich die Einrichtung war, als wohnte niemand hier.
»Offenbar verbringst du nicht viel Zeit in deiner Wohnung«, sagte sie, als er sich zu ihr an den Tisch setzte.
»Nein. Sieht aus wie in einem Motel, nicht wahr? Stacy – meine letzte Freundin – konnte es kaum erwarten, die Renovierung in die Hand zu nehmen, um die Wohnung in ein richtiges Heim zu verwandeln, wie sie sagte.« Er verzog das Gesicht. »Leider wich ihre Vorstellung doch sehr stark von
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