Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
müssen. Abgesehen von den zwei Mordfällen, an denen er und seine Mitarbeiter rund um die Uhr arbeiteten, war auch noch ein Mitglied des Stadtrats durch einen Kopfschuss umgebracht worden.
Dieser jüngste Mord hatte Vorrang vor allem anderen, und die Ermittler mühten sich, dem Fall die politische Brisanz zu entziehen.
Es war kurz nach sieben Uhr am Mittwochabend, als er Annalise anrief. Beim Klang ihrer Stimme besserte sich seine Laune sofort.
»Hey, ich bin’s.«
»Tyler.«
Außerdem gefiel ihm, wie sie seinen Namen aussprach, und er lächelte, obwohl er erschöpft war und in einem Berg von Berichten steckte, die ihn daran erinnerten, wie schlecht die Menschen sein konnten.
»Ich möchte wetten, ich weiß, warum du anrufst«, sagte sie. »Unser morgiges Essen fällt aus.«
»Es tut mir leid«, setzte er an, doch sie fiel ihm ins Wort.
»Ich habe heute Morgen von dem Mord an Stadtrat Gentry gehört und dich in den Nachrichten gesehen. Ich hatte gerade zufällig den Fernseher eingeschaltet, was selten vorkommt.«
»Erinnere mich nicht daran.« Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken, wie der Reporter des Senders ABC ihn beim Verlassen des Tatorts gestellt und sein kurz angebundenes »Kein Kommentar« gesendet hatte.
»Du hast gut ausgesehen«, sagte sie.
Er lachte. »Ich sah stinkwütend aus und älter als fünfunddreißig Jahre.« Das Lachen erstarb, und er seufzte. »Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut. Ich hatte mich schon so darauf gefreut, dich wiederzusehen.«
»Könntest du dich vielleicht für ein rasches Abendessen irgendwo in der Nähe der Polizeiwache freimachen?«
Im ersten Moment war er zu verblüfft, um etwas zu sagen. Er war es nicht gewohnt, dass die Frauen, mit denen er ausging, so entgegenkommend und verständnisvoll reagierten.
Offenbar hatte sie sein Schweigen als Ablehnung missdeutet. »Ich wollte nicht aufdringlich sein …«, begann sie verlegen.
»Du bist nicht aufdringlich, und ja, das könnte klappen. Natürlich ist es nicht dasselbe, als wenn du für mich kochen würdest.«
»Nein, es wird uns eindeutig besser schmecken«, erwiderte sie. »Sag mir einfach, wo und wann, und ich werde da sein.«
»Einen Häuserblock vom Revier entfernt gibt es eine Bar mit einem Grillrestaurant. Das Harry’s. So um achtzehn Uhr?«
»Klingt gut«, stimmte sie zu.
Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann legte er auf.
Tyler saß noch am Konferenztisch im Krisenzimmer, als Jennifer eintrat.
Als sie ihn sah, blieb sie abrupt stehen. »Du siehst aus wie die sprichwörtliche Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat.«
»Ich glaube, ich habe endlich die vernünftigste und verständnisvollste Frau der Welt kennengelernt.«
Jennifer ließ sich auf einen Stuhl ihm gegenüber fallen und grinste. »Keine Angst, ich gebe dir nur ein paar Wochen, bis du irgendetwas Dummes anstellst und alles versaust.«
»Danke. Schön zu wissen, dass ich mich in puncto moralische Unterstützung immer auf dich verlassen kann«, antwortete Tyler trocken. »Und jetzt geht’s wieder an die Arbeit.«
13. Kapitel
H arry’s Bar and Grill« lag an einer Einkaufsmeile und wurde auf einer Seite von einem Tätowierstudio und auf der anderen von einer Münzwäscherei flankiert.
Als Annalise am Donnerstag um Viertel vor sechs aus dem Wagen stieg, empfing sie ein Duftgemisch aus gerösteten Zwiebeln und Weichspüler.
Sie hatte sich schon den ganzen Tag auf das Treffen gefreut. Während sie mit Sammy über Stoffe diskutiert und die Meinung der anderen über die Farben eingeholt hatte, hatte sie sich damit getröstet, dass sie den Abend mit Tyler verbringen würde, ganz gleich, wie stressig der Tag auch gewesen war.
Im Harry’s war es dunkel und verraucht, und als sich Annalise umsah, erkannte sie, dass sich hier offensichtlich überwiegend Polizisten trafen, die gerade dienstfrei hatten.
Befangen blieb sie an der Tür stehen. Eine vollbusige, blonde Kellnerin kam auf sie zu. »Hey, Schätzchen, suchen Sie jemanden? Ich kenne Sie nicht, und für eine Stammkundin sehen Sie viel zu vornehm aus.«
»Ich suche Detective King.«
»Ah, Tyler. Er hat um das private Speisezimmer gebeten. Er ist schon dort.« Sie bedeutete Annalise, ihr zu folgen.
Das »private Speisezimmer« bestand aus einem Kartentisch, der in einem der hinteren Lagerbereiche aufgestellt war. Als Annalise eintrat, erhob sich Tyler, und sein Lächeln war so warm, dass er allein mit seinem Blick hätte Kerzen entzünden können.
»Das hier
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