Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
stiegen die Treppe hinauf, und Danika schwatzte ohne Punkt und Komma, als sie die kitschige Trauungszeremonie schilderte, die sie in einer der Hochzeitskapellen in Las Vegas abgehalten hatten.
»Wo ist Danny jetzt?«, fragte Annalise, als sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten.
»In meiner Wohnung. Wir verkaufen sein Haus und behalten meines. Ich habe ihm gesagt, ich könnte nicht eine Minute länger warten, endlich meiner besten Freundin zu erzählen, dass ich geheiratet habe. Er wollte mitkommen und dich kennenlernen, aber ich war der Meinung, es wäre besser, wenn ich heute Abend allein zu dir gehe.« Danika runzelte die Stirn. »Bist du sauer auf mich?«
Annalise sah sie überrascht an. »Warum sollte ich sauer auf dich sein?«
»Weil wir uns in der Grundschule gegenseitig versprochen haben, dass wir, wenn wir heiraten, unsere Brautjungfern sein wollen.«
»Ach, Danika, ich könnte nie sauer auf dich sein.« Annalise nahm sie noch einmal in die Arme. »Ich hoffe nur, dass ich zu eurer goldenen Hochzeit eingeladen werde.«
Sie unterhielten sich noch bis tief in die Nacht hinein, und es war wie eine Abschieds-Pyjamaparty. Um elf Uhr bereitete Annalise Popcorn zu, und sie setzten sich an den Küchentisch, tranken Limo, aßen das Popcorn und sprachen über die Vorzüge des Ehestands und über Annalises Entwürfe für die neue Puppe.
Während sie am Tisch saßen, rief Danika fünfmal bei Danny an und kicherte jedes Mal wie ein Schulmädchen, als sie ihm sagte, wie sehr sie ihn liebte. Als sie nach Mitternacht schließlich nach Hause fuhr, wurde Annalise bewusst, dass ihre Freundschaft mit Danika nie wieder so sein würde wie früher.
Danika war keine alleinstehende Frau mehr, die gern auf einen Drink ausging oder gelegentlich bei ihr übernachtete. Jetzt war sie verheiratet, und ihre Loyalität galt in erster Linie Danny, wie es sich gehörte.
Irgendwie fand sie die Vorstellung ein bisschen deprimierend. Danika entwickelte sich weiter, und Annalise hatte das Gefühl, dass ihr eigenes Leben stagnierte. Sie führte das Geschäft ihrer Mutter weiter, hegte weiterhin eine Abneigung gegen ihren Vater und weigerte sich, ihr Herz einem Menschen vollständig zu öffnen.
Sie musste Tyler anrufen und ihm mitteilen, dass Danika wohlbehalten wieder aufgetaucht war. Die Vorstellung, seine Stimme zu hören, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Die letzten Tage hatte er besonders hart gearbeitet, hatte Kleider genäht, die eine gewöhnliche Frau in eine Kimono-Kim verwandeln sollten. Während der Arbeit bemühte er sich, nicht an das offene Fenster im ersten Stock über dem Puppengeschäft zu denken. Doch der Gedanke verlockte und erregte ihn.
Bald, sagte er sich. Bald würde er Annalise holen und sein endgültiges Meisterwerk vollbringen. Und bevor er sie aus dem Haus trug, würde er es anzünden.
Flüchtig tanzten Flammen vor seinen Augen und machten es ihm unmöglich, die feine Stickerei auszuführen, an der er gerade saß.
Eine Feuersbrunst, das war es, was er sich wünschte, die totale Zerstörung von Blakely Dollhouse. Beinahe konnte er den Rauch riechen, das Knistern und Brüllen der Flammen hören, die sengende Glut im Gesicht spüren. Er schloss die Augen und durchlebte den Moment von Feuer und Ruß und der völligen Vernichtung der Puppen, die sein Leben zerstört hatten.
Schließlich schlug er die Augen wieder auf und betrachtete die schwarz-rote Seide, die er bestickte. Kimono-Kim. Seine Gedanken sollten sich allein mit ihr beschäftigen.
Er hatte seine Kim durch Zufall entdeckt, als er mit dem Wagen vor einer roten Ampel hielt und einen flüchtigen Blick in das Fahrzeug neben ihm geworfen hatte. Da war sie plötzlich. Ihr glattes schwarzes Haar glänzte in der Sonne, und ihre asiatischen Gesichtszüge waren atemberaubend schön.
Während der letzten drei Tage hatte er sie verfolgt, sich ihren Tagesablauf eingeprägt und überlegt, wie er sie sich am besten holen könnte. Sie teilte sich eine Wohnung mit zwei Freundinnen, arbeitete als Zahnarzthelferin und besuchte die Abendschule am Maple Woods Community College. Er zweifelte nicht daran, dass er eine Gelegenheit finden würde, sie zu holen. Bald, sehr bald schon würde er seine Kimono-Kim-Puppe haben.
Das Schwarze Brett bezeugte seine Genialität, dachte er und lächelte den Fotos der beiden lebensgroßen Puppen zu, die er erschaffen hatte. Doch dann erlosch sein Lächeln, und an seine Stelle trat düstere Unzufriedenheit. Was nützte
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