Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
sagen, dass jeder verdächtig ist. Sie sind sich einigermaßen sicher, dass der Mörder ein Mann ist, aber viel mehr wissen sie im Augenblick noch nicht. Tyler und seine Partnerin, Jennifer, haben heute Vormittag die Belegschaft vernommen.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Ben oder Sammy oder sonst jemand von deinen Leuten etwas mit dieser Sache zu tun hat, oder?«
Annalise zögerte mit der Antwort. »Ich weiß einfach nicht, was ich glauben soll«, sagte sie schließlich. »Am meisten stört mich, dass ich mir jetzt ständig jedes Gespräch, das ich jemals mit einem von ihnen geführt habe, wieder und wieder durch den Kopf gehen lasse. Ich frage mich immerzu, ob ich etwas übersehen habe, ob einer von ihnen mich so sehr hasst, dass er zu so etwas fähig wäre.«
»Das ist verrückt«, rief Danika aus. »Du weißt doch ganz genau, dass sie dich alle verehren.«
Annalise seufzte. »Dann wiederum frage ich mich, ob einer von ihnen es vielleicht mit seiner Loyalität übertreibt. Oh, nicht mir gegenüber, sondern wegen des Unternehmens. Du weißt ja, dass im Verlauf der letzten Jahre die Verkaufszahlen rückläufig sind. Ich überlege ständig, ob womöglich jemand versucht hat, unsere Puppen in die Schlagzeilen zu bringen.«
Danika pfiff leise durch die Zähne. »Du kennst mich ja – für einen Kunden würde ich beinahe alles tun. Aber was du da andeutest, ist nicht nur eiskalte Berechnung. Es ist durch und durch böse.«
»Ich weiß. Was hältst du von Mike?«
»Mike Kidwell? Dein Anwalt?« Sie legte die Stirn in Falten. »Ich habe ihn immer für einen absolut integren Kerl gehalten. Für meinen Geschmack ein bisschen zu traditionsgebunden, aber ansonsten nett. Wieso?«
»Ich weiß nicht. Als wir das letzte Mal zusammen essen waren, hat er mir etwas gestanden, was mich, im Licht der jetzigen Umstände betrachtet, ein bisschen beunruhigt.«
»Was hat er gesagt?«
»Zuerst ließ er mich wissen, dass er sich sehr eine persönlichere Beziehung mit mir wünscht, später dann sagte er etwas in der Richtung, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Blakely-Puppen wieder in aller Munde sind.«
Danika sah sie mit offenem Mund an. »Hast du Tyler davon erzählt?«
Annalise nickte. »Heute Morgen. Ich habe ihm gesagt, dass es vermutlich nichts zu bedeuten hat, aber das ist ja gerade mein Problem. Plötzlich sehe ich die harmlosesten Unterhaltungen in einem neuen Licht, und alles kommt mir bedrohlich vor.«
Danika nahm sie in die Arme. »Du stehst das durch. Tyler wird den Scheißkerl fassen, und das Leben geht weiter.«
In diesem Augenblick betrat Tyler den Laden. »Annalise, ich muss mit dir reden, und Danika, lauf bitte nicht weg. Meine Partnerin, Jennifer, muss dich vernehmen.«
»Warum? Ich habe nichts getan. Ich weiß auch nichts.« Danika sah Tyler ängstlich an.
Er lächelte. »Beruhige dich, Danika. Wir wollen euch nur ein paar Fragen stellen. Geh schon, sie wartet auf dich.« Als sie den Laden verlassen und im hinteren Bereich verschwunden war, blickte Tyler Annalise an. »Gestern hast du erwähnt, dass du noch aus der Zeit, als deine Mutter die Bücher führte, alte Aufzeichnungen hier gelagert hast. Die werden wir brauchen.«
Sie nickte. »Ich kann sie gleich holen. Sie befinden sich in den Kartons im ersten Stock.«
»Ich komme mit.«
Kurz darauf standen sie zwischen Kartons und Möbelstücken im Lager im ersten Stock. »Ich hoffe, du weißt ungefähr, in welchen Kartons die Unterlagen zu finden sind«, sagte er einigermaßen bestürzt angesichts der vielen aufgestapelten Kisten.
»Die Kartons sind eigentlich ziemlich gut etikettiert«, versicherte sie ihm. Trotzdem benötigten sie beinahe eine halbe Stunde, um die beiden Kartons mit Lillians Aufzeichnungen zu finden.
Tyler hob den Deckel von dem ersten Karton hoch und hockte sich auf den Boden. Annalise setzte sich zu ihm. »Hast du von meinen Leuten irgendetwas erfahren?«, fragte sie.
»Wir haben sie nach ihren Alibis gefragt. Diese werden als Nächstes von uns überprüft.« Stirnrunzelnd entnahm er dem Karton ein paar Bögen mit alten Annoncen.
»Ich mag nicht daran denken, dass einer von ihnen etwas mit dieser Sache zu tun haben könnte.«
»Es ist durchaus möglich, dass keiner von ihnen für die Taten verantwortlich ist«, erwiderte er, als wollte er sie beruhigen. Doch solange der Täter nicht gefasst war, ließ sie sich durch nichts beruhigen.
Er hörte auf, Papiere aus dem Karton hervorzukramen, und sah sie an.
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