Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
Supermarkt am Straßenrand anhielt. Inzwischen kannte er Annalise gut genug, um zu wissen, dass sie am Morgen als Erstes einen ordentlichen Kaffee brauchte, bevor sie ansprechbar war. Dazu kaufte er ein paar frische Doughnuts und die Morgenzeitung und verließ den Laden.
Der Sonnenaufgang kündigte sich erst zaghaft am östlichen Himmel an, und als Tyler die Tür seines Dienstwagens zuschlug, zerriss das Geräusch die frühmorgendliche Stille.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich das friedliche Szenario hier veränderte. Tyler ahnte, dass es innerhalb von wenigen Stunden in dieser Gegend von interviewhungrigen Reportern, Nachrichtenteams und Kameraleuten auf der Jagd nach einer packenden Story wimmeln würde. Er wusste, dass Annalise wie gewohnt ihren Geschäften nachgehen und den Laden nicht schließen wollte, doch das würde ihr unter den jetzigen Umständen nicht gelingen.
Er klingelte, wohl wissend, dass er sie vermutlich weckte, aber genauso überzeugt davon, dass es sich nicht ändern ließ. Er wartete ein paar Sekunden, dann klingelte er ein zweites Mal.
Während er auf sie wartete, drohte ihn eine maßlose, tiefe Erschöpfung zu überwältigen. Das war nicht nur eine Reaktion auf die lange Arbeitszeit. Es war eine viel tiefer gehende Müdigkeit, das Resultat von zu vielen Fällen und zu vielen Opfern.
Er riskierte, einen Burn-out zu bekommen, denn seine letzte Auszeit lag drei Jahre zurück. Damals hatte er sich eine Woche freigenommen, um an einem viertägigen Seminar über kriminalistisches Profiling in St. Louis teilzunehmen. Ein Urlaub war das allerdings nicht gewesen.
Wenn dieser Fall aufgeklärt war, würde er richtig Urlaub machen. Vielleicht konnten er und Annalise sogar zusammen verreisen. Einen flüchtigen Moment lang entstanden Visionen von Sandstränden und fruchtigen Cocktails vor seinem inneren Auge, dazu Annalise in einem Bikini. Die Vorstellung, einige Zeit mit Annalise zu verbringen, ohne dringendere Verpflichtungen zu haben als die Sorge, was sie zum Abendessen bestellen sollten, war geradezu himmlisch.
Im Laden ging das Licht an, und Annalise näherte sich der Tür. Ihr Haar war vom Schlaf zerzaust, der schwache Abdruck einer Falte ihres Kopfkissens zog sich über ihre Wange. Ihre Augen wirkten ein wenig glasig, als wäre sie noch nicht ganz wach. Sie zurrte den Gürtel ihres kurzen Bademantels straff und schloss mit verstörtem Gesichtsausdruck die Tür auf.
»Tyler? Was ist los? Ist etwas passiert? Warum kommst du mitten in der Nacht hierher?«
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Es ist nicht mitten in der Nacht. Es ist fast schon Morgen, und, ja, es ist etwas passiert. Du stehst in der Morgenzeitung.«
»Wa-was soll das heißen?« Sie schloss die Tür hinter ihm und wandte sich ihm dann wieder zu. Ihre Augen wirkten nun nicht mehr ganz so schläfrig. »Lass nur. Erzähl es mir erst, wenn wir oben sind und ich einen Schluck von dem Kaffee getrunken habe, den du da mitgebracht hast.«
»Doughnuts habe ich auch dabei.«
»Dann werde ich dir verzeihen, dass du mich vor Sonnenaufgang geweckt hast«, antwortete sie.
Sie sprachen erst wieder miteinander, als sie in Annalises Wohnung auf dem Sofa saßen, den Kaffee und die Doughnuts vor ihnen.
»Du siehst erschöpft aus«, bemerkte sie.
»Wie müde ich bin, habe ich erst richtig gemerkt, als ich in meinen Wagen stieg, um hierherzufahren«, gab er zu.
In der vorletzten Nacht hatte er kaum geschlafen, und jetzt, da er sich in die weichen Sofapolster zurücksinken ließ, merkte er, dass er einfach völlig am Ende war.
Sie schob ihm seinen Kaffeebecher zu. »Also, jetzt erzähl mal, wieso ich in der Zeitung stehe.«
»Ein Reporter hat die Verbindung zwischen deinen Puppen und unseren Mordopfern entdeckt.« Er reichte ihr die Zeitung und beobachtete, wie sie sie auffaltete und die Schlagzeile las.
Sie überflog den Artikel und sah Tyler bestürzt an, der daraufhin fortfuhr: »Dein Leben könnte bald verflixt kompliziert werden. Du bist klug und schön und jetzt als zentrale Gestalt in einer abscheulichen Mordserie identifiziert worden. Jeder Reporter aus diesem und den benachbarten Bundesstaaten wird über dich herfallen.«
Sie rieb sich die Stirn über der Nasenwurzel, als wollte sie einen Druckschmerz lindern. »Und was soll ich jetzt tun?«
»Zuallererst einmal darfst du mit keinem von ihnen reden. Es gibt da zwei Worte, die in den nächsten Tagen deine besten Freunde sein werden, und diese zwei Worte
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