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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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viel bedeutet. Diese Erkenntnis tat weh, doch sie war klug genug zu verstehen, dass die Schuld bei ihrer Mutter lag, nicht bei ihr selbst.
    Sie wusste, dass sie die Wahl hatte: Entweder ließ sie zu, dass ihre schmerzlichen Kindheitserfahrungen für immer ihre Zukunft bestimmten und verhinderten, dass sie das Glück fand, das sie verdient hatte, oder sie ließ sich auf die Liebe ein, die sie für Tyler empfand, auf die Liebe, die er ihr entgegenbrachte.
    Sie hatte die Wahl zwischen Glück und Verbitterung.
    Wenige Minuten, nachdem sie vor Tylers Wohnung eingeparkt hatte, traf auch er ein. Er öffnete das Garagentor und wies sie an, ihren Wagen in die Garage zu fahren.
    »Ich kann es nicht fassen, dass du tatsächlich die nächsten Tage die grauenhaften Farben in meiner Küche ertragen willst«, sagte er auf dem Weg zur Haustür.
    Sie lächelte ihn an. »Wer sagt denn, dass ich kochen will?«
    »Touché«, antwortete er. »Dir ist klar, dass ich nicht oft zu Haue sein werde?«
    »Ja, ich weiß. Das ist schon in Ordnung. Zumindest werden mich die Reporter hier nicht finden, und vielleicht streiche ich sogar deine Küche neu, falls ich mich schrecklich langweilen sollte.«
    »Schweig stille, mein Herz.« Er trug ihren Koffer in sein Schlafzimmer. »Ist das so in Ordnung für dich?«
    »Perfekt«, antwortete sie. »Dir ist aber klar, dass ich nicht beabsichtige, eine Gefangene in deinem Haus zu sein. Die nächsten Tage halte ich mich zwar von meiner Wohnung fern, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht einkaufen gehe oder so etwas in der Art.«
    »Verstehe. Ich fühle mich einfach nur besser, wenn ich weiß, dass du in meinem Bett schläfst und in meinem Haus wohnst, bis sich die Wogen ein wenig geglättet haben.« Er zog die Stirn in Falten. »Ich muss zurück aufs Revier. Ich will mir so rasch wie möglich die Unterlagen deiner Mutter ansehen.«
    Sie begleitete ihn zur Haustür, wo er ihr einen Zweitschlüssel für seine Wohnung aushändigte, ihr einen Kuss auf die Wange gab und ihr nahelegte, am Abend nicht auf ihn zu warten.
    »Ach, übrigens, Annalise«, sagte er, bevor er zur Tür hinausging. »Ich liebe dich.«
    Die Worte mit ihrem süßen Glücksversprechen hingen eine Weile schillernd zwischen ihnen in der Luft. Annalise wusste, dass sie nur zuzugreifen brauchte. Doch dann stieg wieder diese Urangst in ihr auf und raubte ihr ein wenig zu lang die Sprache. Tyler lächelte, eine Spur enttäuscht. »Schon klar – du wirst es mich wissen lassen.«
    Und dann war er gegangen.

    Sie war fort.
    Er saß in einem Sessel und wiegte sich voller Verzweiflung vor und zurück. Er hatte gesehen, wie sie fortging. Mit einem Koffer in der Hand hatte sie das Haus verlassen. Es war ihm nicht schwergefallen, in der Menschenmenge vor ihrem Geschäft unterzutauchen.
    Er hatte gehofft, sie würde nach draußen kommen und sich der Menge stellen, sich dazu äußern, was sie beim Anblick seines Werks empfunden hatte. Aber sie war ohne ein Wort gegangen.
    Verdammt. Verdammt. Wenn er es nicht vermasselt hätte, würde sie längst ihm gehören. Sie würde hier in diesem Sessel sitzen, in dem er jetzt saß, sich schminken, das Haar kämmen und zu Locken aufdrehen lassen. Stattdessen war er allein hier, und sie war fort.
    Hör auf zu heulen wie ein Baby. Die Stimme seiner Mutter dröhnte in seinen Ohren. Du bist selbst schuld. Du kannst eben überhaupt nichts richtig machen.
    »Woher sollte ich wissen, dass sie einen kleinen Bruder hat? Woher sollte ich wissen, dass sie nicht allein zu Hause war?«, fragte er in den leeren Raum hinein.
    Du bist nun mal ein Versager, Junge. Warst immer einer, wirst immer einer bleiben.
    »Ich bin kein Versager. Ich hab’s in die Schlagzeilen der Morgenzeitung geschafft. So etwas hast du nie fertiggebracht, du fette Kuh«, sagte er. Wenn er glaubte, das würde sie zum Schweigen bringen, hatte er sich getäuscht. Sie redete und redete. Dieser Lärm. So viel Lärm.
    Er schlug sich mit der Faust an die Stirn, in der Hoffnung, ihre verhasste Stimme zu vertreiben. Er schlug sich wieder und immer wieder, bis der Schmerz ihm Einhalt gebot.
    Dann stand er auf und stapfte hin und her, so aufgewühlt wie nie zuvor. Er glaubte, im nächsten Moment explodieren zu müssen. So jedenfalls fühlte er sich. Wie ein brodelnder Vulkan kurz vor dem Ausbruch.
    Das lavendelfarbene Kleid war fertig. Es hing in der Ecke auf einem Bügel, frisch gebügelt und in Erwartung ihres Körpers. Er brauchte sie! Er holte tief Atem, und dann

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