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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Ich bin ein verdammter Sünder! Ein Todsünder, ein Fleischessender, ein kleiner Sünder, ein großer Sünder – wie Du es auch nennen willst, Herr . . . ich bin schuldig.
    Aber tu mir diesen einen letzten Gefallen: gib mir noch fünf Höchstgeschwindigkeitsstunden, bevor Du Deine Rache nimmst; laß mich noch diesen gottverdammten Wagen loswerden und laß mich diese grauenvolle Wüste hinter mich bringen.
    Und das ist doch wirklich nicht zuviel verlangt, Herr, denn die endgültige und unglaubliche Wahrheit ist doch, daß ich unschuldig bin. Alles, was ich tat, ist: ich nahm Dein Geschwätz für bare Münze . . . und siehst Du
jetzt, wo es mich hingebracht hat? Meine primitiven christlichen Instinkte haben einen Kriminellen aus mir gemacht.
    Als ich mich um sechs Uhr morgens aus dem Kasino schlich mit einem Koffer voller Grapefruit und »Mint 400« – T-Shirts, da habe ich immer wieder zu mir selbst gesagt: »Du bist nicht schuldig«. Dies ist nur eine Notlösung, angebracht, um eine böse Szene zu vermeiden. Schließlich hatte ich ja keine verbindlichen Zusagen gegeben; dies ist institutionelle Schuld – keine persönliche. Dieser ganze gottverdammte Alptraum ist die Schuld jenes stinkenden, verantwortungslosen Magazins. Irgend so ein Arsch in New York hat mir das angetan. Es war seine Idee, Herr, nicht meine.
    Und jetzt sieh mich an: halb-verrückt vor Angst fahre ich mit einer Geschwindigkeit von 120 Meilen in der Stunde durch das Death Valley in einem Wagen, den ich niemals wollte. Du elender Hund! Das ist Dein Werk! Du solltest besser auf mich aufpassen, Herr . . . denn wenn Du’s nicht tust, dann kriegst Du Scherereien mit mir.

12
Höllische Geschwindigkeit . . . Scharmützel mit der California Highway Patrol . . . mano a mano auf dem Highway 61
    Dienstag, 12 Uhr 30 . . . Baker, Kalifornien . . . auf Ballantine Ale umgeschwenkt, inzwischen Trance-betrunken und nervös. Ich kenne dies Gefühl: drei oder vier Tage Alkohol, Drogen, Sonne, kein Schlaf – ein flatterndes, zittriges High, das den Kollaps ankündigt. Aber wann? Wie lange noch? Diese Spannung gehört zu dem High. Die Aussicht, physisch und psychisch zusammenzubrechen, ist greifbar nahe, aber Zusammenbruch kommt nicht in Frage; als Lösung oder billige Alternative ist er absolut unannehmbar. Wirklich. Dies ist der Augenblick der Wahrheit, die feine und schicksalhafte Trennungslinie zwischen Kontrolle und Katastrophe – entweder frei und verrückt auf den Straßen oder die nächsten fünf Jahre sommermorgendliches Basketball-Spiel auf dem Gefängnishof von Carson City.
    Keine Sympathie für den Teufel; vergiß das nicht. Du hast die Fahrkarte gekauft, also mach auch die Reise . . . und wenn’s gelegentlich ein bißchen schlimmer wird als du dir gedacht hast . . . nun, das geht auf Konto erzwungener Bewußtseinserweiterung: Stimm dich ein, freak aus, krieg Prügel. Steht alles schon in Keseys Bibel . . . The Far Side Of Reality.
    Nun aber Schluß mit dem blöden Gewäsch; nicht mal Kesey kann mir jetzt helfen. Ich habe gerade zwei sehr böse emotionale Schockerlebnisse hinter mir – eins mit der California Highway Patrol und eins mit einem Phantom-Anhalter, der vielleicht oder vielleicht auch nicht derjenige war, für den ich ihn hielt – und jetzt, kurz vor Ausbruch einer schlimmen akuten Psychose, hocke ich mit meinem Kassetten-Rekorder in einer »Bier-Bar«, die eigentlich nichts anderes ist als die Hinterstube eines Eisenwaren-Schuppens – allerlei Pflüge und Geschirre und gestapelte Kunstdüngersäcke, und ich frage mich, wie das alles geschehen konnte.
    Fünf Meilen zurück hatte ich ein Scharmützel mit der CHP. Nicht angehalten oder an die Seite gewinkt: keine Routinesache. Ich fahr immer vernünftig. Ein bißchen schnell vielleicht, aber immer mit vollendeter Beherrschung und einem natürlichen Gefühl für die Straße, das sogar die Bullen sofort spüren. Der Bulle ist außerdem noch nicht geboren, der nicht eine mit hoher Geschwindigkeit sauber gefahrene kontrollierte Kurvendrift durch eines von diesen Kleeblatt-Autobahnkreuzen anzuerkennen weiß.
    Nur wenige Leute verstehen sich auf die Psychologie des Umgangs mit einem Highway-Verkehrspolizisten. Der normale Raser gerät in Panik und fährt sofort an die Seite, wenn er das große rote Licht hinter sich sieht . . . und dann fängt er an, sich zu entschuldigen und bettelt um Gnade.
    Das ist absolut falsch. Weckt nichts als Verachtung im Polypen-Herz. Was man machen muß –

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