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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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mußte sowieso dorthin, um meinen Anwalt abzuholen. Er sollte am Spätnachmittag aus LA ankommen.
    Auf dem Freeway fuhr ich sehr vorsichtig und behielt meinen Instinkt, der mich gewöhnlich zu plötzlicher Beschleunigung und abruptem Spurwechsel trieb, unter Kontrolle – versuchte, möglichst nicht aufzufallen –, und als ich ankam, parkte ich den Hai zwischen zwei alten Air-Force-Bussen auf einem ›Ausweichparkplatz‹ ungefähr eine halbe Meile vom Flugplatz entfernt. Um’s den Scheißern so schwer wie möglich zu machen. Und ein kleiner Spaziergang hat noch niemandem geschadet.
    Als ich zum Flugplatzgebäude kam, war ich schweißgebadet. Aber nichts Ungewöhnliches. Ich schwitze immer, wenn’s warm ist. Meine Klamotten sind klatschnaß von früh bis spät. Zuerst machte mir das Sorgen, aber als ich zu einem Arzt ging und meine normale tägliche Ration an Schnaps, Drogen und Giften beschrieb, sagte er mir, ich solle wiederkommen, wenn ich nicht mehr schwitzte. Das sei der gefährliche Moment, sagte er – ein Zeichen, daß der unheilvoll überarbeitete Widerstandsmechanismus meines Körpers absolut zusammengebrochen sei. »Ich habe großes Vertrauen in die natürlichen Abwehrkräfte«, sagte er. »Aber in Ihrem Fall . . . nun . . . da bin ich hilflos, weil ich keinen Vergleich habe. Wir müssen einfach abwarten und dann sehen, was überhaupt übrig ist.«
    Ich verbrachte ungefähr zwei Stunden in der Bar, trank Bloody Marys wegen des Nährwerts von V 8 und beobachtete die ankommenden Flüge aus LA. Ich hatte seit ungefähr zwanzig Stunden nichts als Grapefruit gegessen, und mein Kopf schwebte wie ein Luftballon über mir.
    Paß lieber auf dich auf, dachte ich. Es gibt Grenzen für die Widerstandskraft des menschlichen Körpers. Du willst doch nicht zusammenbrechen und mit blutenden Ohren hier im Flughafengebäude rumliegen. Nicht in dieser Stadt. In Las Vegas bringt man die Schwachen und geistig Behinderten einfach um.
    Mir war das absolut klar, und ich verhielt mich still, sogar als ich die Symptome eines fatalen Zusammenbruchs spürte. Aber das verging. Ich sah, wie die Kellnerin nervös wurde, also zwang ich mich dazu, aufzustehen und mit steifen Beinen aus der Bar zu gehen. Mein Anwalt war nirgends zu sehen.
    Runter an den Mietwagenschalter für VIPs, wo ich den Roten Hai gegen ein weißes Cadillac-Kabrio tauschte. »Dieser gottverdammte Chevy hat mir eine Menge Ärger gemacht«, sagte ich. »Ich habe das Gefühl, daß die Leute sich über mich lustig machen – besonders an Tankstellen –, weil ich extra aussteigen muß, um die Motorhaube von Hand zu öffnen.«
    »Ja . . . aber natürlich«, sagte der Mann hinter der Theke. »Was Sie meiner Meinung nach brauchen, ist eine von unseren Mercedes-600-Spezial-Limousinen mit Klima-Anlage. Da können Sie sogar Zusatztanks haben, wenn Sie wollen; das läßt sich machen . . .«
    »Seh ich aus wie ein gottverdammter Nazi?« fragte ich. »Ich will einen absolut normalen amerikanischen Wagen oder gar keinen!«
    Sie schafften den weißen Coupe de Ville sofort herbei. Alles war automatisch. Ich konnte vom rotledernen Fahrersitz aus jeden Zentimeter des Schlittens losspringen lassen, indem ich nur die jeweiligen Knöpfe drückte. Es war ein wundervolles Gerät: Zehn Mille wert an Tricks, Kniffs und super-teuren Spezial-Effekten. Die hinteren Scheiben sprangen auf Berührung hoch. Das weiße Leinenverdeck fuhr rauf und runter wie ein Wagen auf der Achterbahn. Das Armaturenbrett war voller Warnleuchten & Skalen & Meßgeräten, die ich niemals verstehen würde –, aber ich hatte nicht den geringsten Zweifel, daß ich mich in einem außergewöhnlichen Qualitäts-Gefährt befand.
    Der Caddy war aus dem Stand nicht so schnell wie der Rote Hai, aber wenn er mal rollte – um die achtzig –, dann war’s die reine flotte Hölle . . . dieser elegante gepolsterte Panzer zischte durch die Wüste, wie der alte California-Zephyr-Expreß durch die Mitternacht rollte.
    Ich wickelte die Transaktion mit einer Kreditkarte ab, von der ich später erfuhr, daß sie »gesperrt« war – absolute Hochstapelei. Aber der Große Computer hatte mich noch nicht auf der schwarzen Liste, und ich blieb noch ein fettes goldenes Kredit-Risiko.
    Später, als ich an den Handel zurückdachte, wußte ich, welches Gespräch höchstwahrscheinlich gefolgt war:
    »Hallo, hier ist die VIP-Autovermietung in Las Vegas. Wir möchten die Nummer 875-045-6I6-B überprüfen. Reine Routinesache, nichts

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