Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
eine relativ komplexe Droge, was seine Wirkungsweise betrifft, während Meskalin ziemlich einfach und direkt ist – aber in einer Szenerie wie dieser ist der Unterschied rein akademisch. Bei dieser Konferenz war absolut nichts anderes angesagt als der massive Gebrauch von Downers: Rote, Gras und Schnaps, denn das Programm war offensichtlich von Leuten konzipiert, die seit 1964 in einem ständigen Sekonal-Koma lebten.
Hier saßen mehr als tausend Ober-Bullen rum und redeten aufeinander ein, sie »müßten der Drogen-Kultur Herr werden«, aber sie hatten nicht den geringsten Schimmer, wo sie überhaupt anfangen sollten. Sie waren nicht mal in der Lage, das gottverdammte Ding wahrzunehmen . In den Gängen machte das Gerücht die Runde, die Mafia stecke hinter der ganzen Sache. Oder vielleicht die Beatles. Irgendwann fragte jemand aus dem Publikum Bloomquist, ob er der Ansicht sei, daß Margaret Meads »seltsames Verhalten« in der letzten Zeit sich vielleicht mit einer persönlichen Marihuana-Sucht erklären ließe.
»Das weiß ich wirklich nicht«, antwortete Bloomquist. »Aber wenn sie in ihrem Alter Gras rauchen würde, dann müßte sie auf einen höllischen Trip kommen.«
Das Publikum reagierte mit brüllendem Gelächter auf diese Bemerkung.
Mein Anwalt lehnte sich zu mir und flüsterte, daß er abhaue. »Ich bin unten im Casino«, sagte er. »Ich weiß verdammt viel besser, wie ich meine Zeit vergeuden kann, als ständig diesen Scheißdreck anzuhören.« Er stand auf und warf dabei den Aschenbecher, der auf der Stuhllehne gestanden hatte, auf den Boden. Dann bahnte er sich den Weg zur Tür.
Die Sitze waren nicht so angeordnet, daß man sich frei bewegen konnte. Die Leute versuchten, ihm den Weg freizumachen, aber es war nicht genügend Platz.
»Passen Sie doch auf«, rief jemand, den er über den Haufen gerannt hatte.
»Fick dich ins Knie«, knurrte er.
»Hinsetzen da vorne«, brüllte jemand anders.
Inzwischen war er beinahe an der Tür. »Ich muß hier raus! « schrie er. »Ich gehör hier nicht hin!«
»Dann sieh doch zu, daß du verschwindest«, ließ sich eine andere Stimme vernehmen.
Er hielt inne, sah sich um – dann schien er sich eines Besseren besonnen zu haben und ging weiter. Als er schließlich am Ausgang angekommen war, befand sich der gesamte hintere Teil des Saales in Aufruhr. Sogar Bloomquist, vorne auf dem Podium, schien zu merken, daß es hinten Schwierigkeiten gab. Er hörte auf zu reden und äugte nervös in die Richtung, aus der der Lärm kam. Wahrscheinlich meinte er, daß Krawall ausgebrochen war – vielleicht irgendein Rassenaufruhr, eine Sache, die man halt nicht ändern konnte.
Ich stand auf und stürzte in Richtung Tür. Ob ich jetzt das Weite suchte – oder später – egal. »’tschuldigung,
mir ist übel«, sagte ich zu dem ersten Bein, auf das ich trat. Es zuckte zurück, und ich wiederholte: »Tut mir leid, aber ich glaub, ich muß mich übergeben . . . ’tschuldigung, mir ist übel . . . Verzeihung, mir ist schlecht . . .«
Mir bahnte sich ein Pfad wie von selbst. Kein Wort des Protestes. Hände stützten mich. Man fürchtete, daß ich mich übergeben würde, und das wollte niemand – wenigstens nicht, wenn ich mich über ihn beugte. In fünfundvierzig Sekunden hatte ich die Tür erreicht.
Mein Anwalt war unten in der Bar und redete mit einem sportlich aussehenden Bullen um die Vierzig, auf dessen Plastik-Namensschild zu lesen stand, daß er ein Bezirksstaatsanwalt irgendwo aus Georgia war. »Ich für meinen Teil bin ein Whiskey-Typ«, sagte er gerade. »Dort, woher ich komme, haben wir keine großen Probleme mit Drogen.«
»Das wird noch kommen«, sagte mein Anwalt. »Eines Nachts werden Sie aufwachen und erleben, daß ein Fixer Ihnen das Schlafzimmer auf den Kopf stellt.«
»Neee!« sagte der Mann aus Georgia. »In meiner Gegend niemals!«
Ich gesellte mich zu ihnen und bestellte ein großes Glas Rum mit Eis.
»Sie sind wohl auch einer von diesen kalifornischen Jungs«, sagte er. »Ihr Freund hier hat mir gerade von den Drogen-Süchtigen erzählt.«
»Die sind überall«, sagte ich. »Keiner ist vor ihnen sicher. Und erst recht nicht im Süden. Warmes Klima mögen sie besonders.«
»Sie arbeiten zu zweit«, sagte mein Anwalt. »Manchmal
auch in Banden. Die klettern ins Schlafzimmer und setzen sich einem auf die Brust. In der Hand haben sie lange Bowie-Messer.« Er nickte ernst zur Bestätigung. »Manchmal setzen sie sich auf die Brust von
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