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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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noch nie mit ’nem Ex – GI geredet, was, Leute?« sagte mein Anwalt. »Bin gerade erst aus Vietnam zurück. Das ist reines ›Horse‹, Leute! ›Horse‹!«
    Plötzlich sprang die Ampel um, und der Ford startete wie eine Rakete. Ich trat das Gaspedal durch und blieb die nächsten zweihundert Meter direkt neben ihm. Im Rückspiegel hielt ich Ausschau nach den Bullen, während mein Anwalt sie weiterhin bombardierte: »Schießen! Ficken! ›Horse‹! Blut! Heroin! Vergewaltigung! Billig! Kommunist! Hau’s dir direkt in deine gottverdammten Augäpfel!«
    Wir näherten uns mit Höchstgeschwindigkeit dem Circus-Circus, und der Wagen aus Oklahoma scherte nach links aus, versuchte sich in die Abbiegspur zu drängen. Ich jagte den Wal auf Hochtouren, und einen
Augenblick fuhren wir Stoßstange an Stoßstange. Er wollte es auf keine Karambolage ankommen lassen; Horror stand in seinen Augen . . .
    Der Mann auf dem Rücksitz verlor die Selbstbeherrschung. . . beugte sich über seine Frau und fauchte wild: »Ihr dreckigen Hunde! Haltet an und ich bring euch um! Zur Hölle mit euch. Ihr Drecksäcke!« Er machte den Eindruck, als wollte er aus dem Wagen springen und uns an die Kehle fahren, verrückt vor Wut. Glücklicherweise hatte der Ford nur zwei Türen. Er konnte nicht raus.
    Wir kamen an die nächste Ampel, und der Ford versuchte noch immer, links abzubiegen. Beide Wagen fuhren Vollgas. Ich linste über die Schulter und sah, daß wir alle anderen Autos weit hinter uns gelassen hatten; rechts war alles frei. Also ging ich in die Bremsen, mein Anwalt wurde gegen das Armaturenbrett geschleudert, und in dem Augenblick, als der Ford weiter geradeaus preschte, riß ich hinter ihm das Steuer rum und raste in eine Seitenstraße. Eine scharfe Rechtskurve über drei Spuren. Aber es klappte. Der Ford blieb auf der Kreuzung stehen, abgewürgt, mitten in einer reifenkreischenden Linkskurve. Mit ein bißchen Glück würden sie ihn wegen Verkehrsgefährdung einbuchten.
    Mein Anwalt lachte, als wir im ersten Gang und ohne Licht in einem staubigen Irrgarten von Seitenstraßen hinter dem Desert Inn entlangkrochen. »Himmel«, sagte er, »diese Okies haben sich aufgeregt. Der Typ auf dem Rücksitz wollte mich beißen! Scheiße, er hatte Schaum vor’m Mund.« Er nickte bedeutungsvoll. »Ich hätte dem Scheißkerl ’ne Ladung Mace verpassen sollen . . . diesem kriminellen Neurotiker . . . der war doch kurz vorm totalen Zusammenbruch . . . gefährlich, man weiß nie, wann solche Typen in die Luft gehen.«
    Ich schwenkte den Wal in eine Kurve, die aus dem Labyrinth hinauszuführen schien. Aber statt mit Macht rumzuschlittern, rollte das Scheißding lieber weiter geradeaus.
    »Heilige Scheiße«, schrie mein Anwalt. »Mach doch das verdammte Licht an!« Er klammerte sich an den oberen Rand der Windschutzscheibe . . . und plötzlich überfiel ihn wieder das große Kotzen. Er lehnte sich zur Seite hinaus.
    Ich wollte nicht langsamer fahren, bis ich sicher war, daß uns niemand folgte – besonders nicht der Ford aus Oklahoma: die Leute waren echt gefährlich, zumindest bis sie sich beruhigt hatten. Würden sie die kurze Begegnung bei der Polizei melden? Wahrscheinlich nicht. Es war zu schnell geschehen, ohne Zeugen, und die Chancen standen gut, daß ihnen sowieso niemand glauben würde. Die Vorstellung, daß zwei Heroin-Pusher in einem weißen Cadillac Kabrio den Strip entlangkreuzten und total Fremde beschimpften, war absurd. Nicht mal Sonny Liston hatte es je gebracht, so die Kontrolle zu verlieren.
    Wir gingen in die Kurve und übersteuerten beinahe wieder. Der Coupe de Ville ist ganz und gar nicht das ideale Gefährt für Power Slides in Wohngebieten. Er fängt leicht an zu schwimmen . . . anders als der Rote Hai, der sehr schön in Situationen reagiert hatte, in denen man die flotte Vierrad-Drift braucht. Aber der Wal – statt im kritischen Augenblick loszugehen – hatte die Tendenz, sich in die Straße zu bohren , und davon kam auch das auf den Magen gehende Jetzt-schwimmen-wir ab-Gefühl.
    Zuerst dachte ich, es lag nur daran, daß die Reifen zu weich waren, und deswegen fuhr ich zu einer Texaco-Tankstelle
beim Flamingo und ließ die Reifen auf je 3,5 atü pumpen – was den Tankwart verschreckte, bis ich ihm plausibel gemacht hatte, daß es sich um »Versuchsreifen« handelte.
    Aber auch die 3,5 atü halfen nicht viel für die Kurvenlage, und ich fuhr ein paar Stunden später wieder hin. Ich sagte, er solle 5,2 draufgeben. Nervös

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