Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
Vom Netzwerk:
Freund. Deiner, meiner, der deiner Schwester und der deines Bruders.“
    „Aber wenn du ihn küsst, wird er doch mein Papi?“
    „Nein, dann wird er ein Mann, den ich geküsst habe, sonst nichts. Männer und Frauen können sich küssen, ohne dass dabei ein Papi herauskommt, mein Schatz.“
    „Aber Sam sagt …“
    „Sam sollte weder dir noch sonst jemandem sagen, wen seine Mutter küsst. Das tut man nicht.“ Was dachte Mona sich nur dabei, dass sie Sam zusehen ließ, wie sie die Männer alle küsste? Kein Wunder, dass der arme Sam so verwirrt war. Und diese Verwirrung erstreckte sich nun auch auf Jonas. „Ich möchte, dass du jetzt schläfst, ja?“

 
    „Ist Johannes noch da?“
    „Ja, er ist unten, aber er geht auch gleich nach Hause.“
    Wegen Davids Kindersitz waren sie mit ihrem Wagen gefahren. Johannes war mit ihnen nach Hause gekommen, und heute war er erstmals nicht in Eile gewesen, als sie angekündigt hatte, sie wolle die Kinder ins Bett bringen, und war geblieben. Er wartete unten im Wohnzimmer auf sie. „Kannst du ihm nochmal danke von mir, sagen?“ Jonas kuschelte sich in sein Kissen und gähnte. „Es war echt cool, golfen zu lernen.“
    Sie gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn und stand auf.
    „Ich werde es ihm ausrichten.“ Sie brachte es nicht übers Herz, Jonas zu sagen, dass ein himmelweiter Unterschied zwischen Minigolf und echtem Golf bestand. Sie trat in den Flur und lehnte die Tür an, damit er das Licht nicht ins Gesicht bekam.
    Dann stand sie da, betrachtete die drei Kinderzimmertüren und seufzte. Was sollte sie jetzt tun? Dieser Abend war nicht nur ein Fehler gewesen, sondern eine Katastrophe. Jonas wollte, dass sie Johannes küsste, damit Johannes sein Papi wurde. Anna-Maria hatte Johannes Hand festgehalten, als er ihr ein neues Vanilleeis gekauft hatte, nachdem sie ihres aus Versehen hatte, fallenlassen. David hatte den ganzen Abend lang an Johannes Bein geklebt. Ihre Kinder waren von Johannes begeistert, und sie konnte es verstehen.
    Johannes war wundervoll, charmant und lustig gewesen. Er ging mit den Kindern um, als hätte er selber welche, oder vielleicht lag er einfach nur aus Zufall auf ihrer Wellenlänge. So, wie er sich in den letzten Tagen verhalten hatte, wäre jedes Kind bei dem Gedanken, ihn zum Papi zu bekommen, begeistert gewesen.

 
    Es war ein Jammer, dass sie ihn wegschicken musste, und zwar schnell. Sanna seufzte noch einmal und ging zur Treppe.
    Als Johannes Sannas Schritte auf der Treppe hörte, schaltete er den Fernseher aus. Während sie die Kinder ins Bett gebracht hatte, hatte er Nachrichten gesehen. Entweder Nachrichten sehen oder sich Sorgen machen. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Plan, Sanna langsam für sich zu gewinnen, funktionierte offensichtlich nicht, und er fand einfach nicht heraus, woran es lag.
    Heute Abend war etwas anders geworden, aber was? Das erste Mal war es ihm in seiner Wohnung aufgefallen. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Sanna an seiner Wohnung aufgeregt haben könnte.
    Langsam kam sie ins Zimmer. Sie sah den abgestellten Fernsehschirm an, Rocco, der auf seinen Füßen lag, die Wände. Alles, nur nicht ihn. Er erkannte ein schlechtes Vorzeichen, wenn er eines sah. Einladend klopfte Johannes auf das Kissen neben ihm. „Setz dich, Sanna. Ich glaube, wir müssen miteinander reden.“
    Sie setzte sich, hielt aber so viel Abstand zu ihm wie nur möglich. „Du hast recht, wir müssen reden.“ Sie blickte auf ihre Hände hinunter.
    Er seufzte. Sie hatte den Ball zu ihm zurückgespielt. „Du hast dich den ganzen Abend über seltsam verhalten, Sanna.. willst du mir verraten, was los ist?“
    So fasziniert, wie sie ihre Hände betrachtete, musste ihr ein zusätzlicher Finger gewachsen sein. Als sie endlich sprach, war ihre Stimme leise und heiser. „Ich denke, du solltest nicht mehr vorbeikommen, Johannes.“

 
    Sein Herz blieb fast stehen. Er hatte gewusst, dass sie etwas sagen würde, was ihm nicht gefiel, aber er hatte nicht gedacht, dass sie so brutal sein würde. Nicht mehr vorbeikommen! Es wäre leichter für ihn, mit dem Atmen aufzuhören, als sich von ihr fernzuhalten.
    „Sagst du mir, warum?“
    „Die Kinder fangen an, dich wirklich zu mögen, Johannes. Jonas denkt immer noch, sein Geburtstagswunsch würde sich erfüllen.“
    Er wusste, was Jonas sich zum Geburtstag gewünscht hatte, und war nicht vor Schreck davongelaufen, wie Sanna es wohl angenommen hatte.
      „Jonas ist ein lieber Junge,

Weitere Kostenlose Bücher