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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
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Auto die Auffahrt einbog. Gerade schlug die Uhr im Wohnzimmer, er war pünktlich.
    Sie zwang sich dazu, sich zu entspannen und zur Tür zu gehen, als es leise anklopfte. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen, sondern trug noch das ärmellose Baumwollkleid, das sie sich nach dem Schwimmbadbesuch mit den Kindern übergezogen hatte. Das hochgeschnittene Kleid mit dem bauschigen Rock hatte nichts Aufregendes; das Einzige, was man zu seinen Gunsten sagen konnte, war, dass die hellgrüne Farbe gut zu ihren Augen passte. Aber dafür war es bequem und leicht in dieser Sommerhitze. Ihr einziger Schmuck bestand in einer unechten, aber farbenfrohen Sonnenblumenanstecknadel, die Jonas ihr zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte.
    Sie trug nicht einmal einen Ring. Sechs Monate nach Rainers Tod hatte sie den Ehering abgenommen. Es war ihr falsch vorgekommen, hierher in das Haus ihrer Großmutter zu ziehen und ein neues Leben zu beginnen, während sie noch Rainers Ring trug. Ihr kostbarer Verlobungsring lag in der Schmuckschatulle, ihn trug sie nur bei besonderen Gelegenheiten. Und da es an solchen Gelegenheiten mangelte, sah sie den lupenreinen Diamanten nur selten.
    Der bronzene Türknopf lag kühl in ihrer Hand, als sie die Tür öffnete. Johannes stand auf der Veranda und sah sehr attraktiv aus in einem kurzärmeligen gelben Polohemd und dunkelblauer Hose. Sein Haar war leicht zerzaust, als wäre er gerade mit allen zehn Fingern hindurchgefahren.
    „Hallo, Sanna..“
    Ihr Herz machte einen kleinen Sprung bei seinem Lächeln.
    „Hallo.“ Sie hielt die Tür weit auf. „Ich nehme an, du möchtest hereinkommen.“
    Er warf einen Blick auf die Stühle auf der Veranda. „Wir können auch hier draußen sitzen, wenn du möchtest.“
    Nein, sie traute sich selbst nicht, wenn sie mit Johannes hier draußen im Dunkeln saß. Es wäre zu leicht, der Versuchung nachzugeben. Ihren Träumen nachzugeben. Sie begehrte Johannes körperlich. Die Leidenschaft, die zwischen ihnen brannte, war nicht zu leugnen.
    Sie wandte sich ab und trat in den Flur. „Warum gehen wir nicht in die Küche?“ In der Küche mit den fröhlichen Farben und hellen Lichtern war sie sicher.
    Johannes folgte ihr ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Als er an der Wohnzimmertür vorbeikam, sah er die Blumen, die er ihr geschickt hatte, auf dem Fernseher stehen. Murri und Leo, die beiden Katzen, schliefen auf dem Sofa. Rocco hatte er noch nicht entdeckt. Was für ein Wachhund! Jeder konnte hereinkommen und mit Sanna oder den Kindern machen, was er wollte. Ein erschreckender Gedanke. „Wo ist Rocco?“
    „Er schläft auf der Veranda. Warum?“ Sie trat zu einem Glasschrank und nahm zwei Gläser heraus. „Möchtest du Eistee oder Limonade?“
    „Limonade danke.“ Er ging zur Küchentür, die auf die Veranda führte, und sah hinaus. Tatsächlich, dort lag Rocco. „Warum hat er mein Auto nicht gehört?“
    Sanna füllte Eis in die Gläser. „Er ist auf dem rechten Ohr fast taub und hört auf dem linken auch nicht sehr gut.“
    Johannes sah weiterhin den schnarchenden Fellberg an.
    „Machst du Witze?“
    Sanna füllte die Limonade in Gläser und trug sie zum Tisch.
    „Warum sollte ich Witze machen?“ Sie setzte sich und stellte ein Glas vor den leeren Platz neben sich. „Er hört rechts höchstens noch zehn Prozent und links vielleicht fünfzig. Das ist zumindest die letzte Schätzung des Tierarztes.“
    Johannes wandte sich ab und setzte sich neben Sanna. In der Mitte des Tisches stand ein großer Krug voller Sonnenblumen. Dies hatte zu den ersten Dingen gehört, die ihm an ihrem Haus aufgefallen waren. Es wirkte lebendig. Man fühlte sich wohl darin. Er ergriff sein Glas und trank einen Schluck. Ihm fielen die dunklen Schatten unter Sannas Augen und ihre zitternden Finger auf. Sie sah nicht so aus, als hätte sie besser geschlafen als er. Vielleicht hatte sie ihn ja ein bisschen vermisst.
    Das letzte, was er wollte, war, sie nervös zu machen. Er blieb bei dem sicheren Thema Hund. „Wie kann Rocco das Haus bewachen, wenn er taub ist?“ Johannes fand es lächerlich, einen Hund zu halten, wenn er kein Wachhund war, besonders einen, der so groß war wie Rocco.
    „Rocco ein Wachhund?“ Sanna konnte nicht anders, sie musste lachen. Sie sah zwischen ihm und der Veranda, wo der Hund schemenhaft sichtbar war, hin und her.
      „Ich kann schon die Schlagzeilen sehen: Einbrecher von eifrigem Hund zu Tode geleckt.“
    Ihr Lachen umhüllte

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