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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
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gesellschaftlichen Kreisen bewegt und sind einander ständig über den Weg gelaufen.
    Eines Tages war ihr Begleiter verhindert, und sie rief mich an, um zu fragen, ob ich einspringen könnte. Ich habe ja gesagt. Sie hasste es, alleine zu solchen Veranstaltungen zu gehen, weil die anderen sie dann stets verkuppeln wollten. Ich konnte das gut verstehen, weil ich das selbst schon oft erlebt hatte. Es war ganz natürlich, dass Gitta und ich ein Paar wurden.“ Sanna lächelte ihn aufmunternd an. Sie konnte verstehen, dass die beiden sich zusammengetan hatten, um Ruhe vor den Kupplern zu haben.
    „Nach einem Jahr“, fuhr er fort, „fing jeder an zu spekulieren, wann die Hochzeit sein würde. Ich sah Gitta an, sie mich, und wir sagten: warum nicht?“
    „Warum nicht?“ Sanna war verblüfft. Das hatte sie ja noch nie gehört, dass man sich wegen eines warum nicht verlobte?
    „Wir waren beide über dreißig, ungebunden und hatten viele gemeinsame Bekannte und Interessen. Ich hatte sowieso irgendwann heiraten wollen, und Gitta besitzt alle Eigenschaften, die man sich bei einer Frau nur wünschen kann. Ich nehme an, ich hatte das, wonach sie bei einem Ehemann suchte.“
    „Was ist mit Liebe? Hast du sie nicht geliebt?“ Sanna war mehr als verblüfft. Johannes, der Mann ihrer Träume, hatte eine Frau heiraten wollen, weil sie dieselben Freunde hatten!
    „Ob ich sie so geliebt habe, wie ein Mann die Frau lieben soll, die er heiraten will? Nein.“ Johannes schüttelte den Kopf. „Ich liebe Gitta, wie man eine gute Freundin liebt.“ Er lächelte leicht. „Allerdings war sie das letztemal, als ich mit ihr gesprochen habe, immer noch verstimmt, weil wir nie miteinander geschlafen haben.“
    Sanna wusste, dass es unhöflich war, aber sie musste einfach fragen. „Nie?“
    Es war das Jahr 2013 und niemand erwartete mehr von der Braut, in der Hochzeitsnacht eine errötende Jungfrau zu sein. Insbesondere dann nicht, wenn die Braut über dreißig war und mit Johannes verlobt. Johannes war der erotischste Mann, dem sie je begegnet war.
    „Sei nicht so schockiert, Sanna.. Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass ich noch nie so etwas gemacht habe wie wir beide in jener Nacht. Leidenschaft, das war etwas, was in meinem Leben keinen Platz hatte.“ Angesichts ihres ungläubigen Gesichtsausdrucks schüttelte er den Kopf. „Um Himmels willen, ich behaupte ja nicht, dass ich völlig unerfahren war. Ich dachte nur, Gitta würde die Höflichkeit zu schätzen wissen, wenn ich bis zur Hochzeit warte.“
    Sanna fragte sich ernstlich, welcher Typ Frau diese Gitta war, wenn Johannes keinerlei Verlangen nach ihr empfunden hatte. Er hatte ernsthaft geglaubt, diese Blüte der Gesellschaft würde seine Höflichkeit, mit dem Sex noch zu warten, zu schätzen wissen. Rainer und sie hatten nicht bis zur Hochzeitsnacht gewartet. Und Johannes und sie hatten kaum gewartet, bis sie hinter einer verschlossenen Tür waren. Wahrscheinlich war sie, Sanna, nicht der Typ, der solche Höflichkeit zu schätzen wusste. „Wusste sie es denn zu schätzen?“ Es war eine seltsame Frage, wenn man die Umstände betrachtete, aber sie war neugierig.
    „Wie sich schließlich herausgestellt hat, nein. Gitta ist eine umwerfend schöne Blondine mit blauen Augen, die die Männer in den Wahnsinn treibt. Sie ist witzig, intelligent und hat ein Herz so groß wie ganz Norddeutschland.“
    Sanna entschied in diesem Moment, dass sie Johannes Ex-Verlobte nicht mochte.

 
    „Aber aus irgendeinem Grund habe ich das gar nicht gemerkt“, fuhr er fort, „und nun hat sie das Gefühl, nicht begehrenswert zu sein, weil wir nicht miteinander geschlafen haben. Sie hat mir versichert, dass sie mich nicht liebt, aber sie glaubt dennoch nicht, dass es besser war, dass wir nicht miteinander geschlafen haben.“
    Nein, entschied Sanna, sie mochte Gitta definitiv nicht. Aber eines wollte sie noch wissen. „Wer hat die Verlobung gelöst?“
    „Ich, als ich gemerkt habe, dass ich sie nicht so liebe, wie ein Mann seine Frau lieben sollte. Es wäre ein Fehler gewesen. Gitta hat etwas Besseres verdient.“
    Johannes auch dachte Sanna. Es musste viel Mut gekostet haben, die Verlobung zu lösen. „Wie hat Gitta euren Bruch verkraftet?“
    „Sie hat es sehr gut aufgenommen.“ Johannes trank einen Schluck Limonade. „Ich glaube, sie war schon zu der gleichen Erkenntnis gekommen, aber sie war noch nicht so weit gekommen, sie in die Tat umzusetzen. Die Trennung fand in gegenseitigem

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