Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Einverständnis statt, auch wenn ihr Bruder meinte, ich hätte seiner Schwester das Herz gebrochen.“ Seine Hand fuhr hoch zu seinem rechten Auge. „Michael Weiß hat seine kleine Schwester sehr, aber wirklich sehr gerne.“
Sanna krümmte sich innerlich. Johannes brauchte nicht mehr zu sagen. Sie konnte sich schon vorstellen, was passiert war. Armer Johannes, da hatte er sich so anständig verhalten und hatte dafür eins aufs Auge bekommen. Sie lächelte ihn mitfühlend an.
„Wie lange ist das her?“
„Was?“
„Wie lange ist es her, dass dieser Weiß eine verpasst hat?“
„Etwa fünf Minuten, nachdem ich Gitta gesagt hatte, dass ich sie nicht heiraten kann.“
Sanna seufzte. Johannes wich ihr plötzlich aus. Natürlich hatte Gittas Bruder sofort reagiert. Den Mann niederzuschlagen, von dem man dachte, dass er seiner Schwester das Herz gebrochen hätte, war keine Sache, die man aufschob. Es war eine gefühlsbedingte Reaktion, keine überlegte. „Ich meine, wie lange ist es her, dass du und Gitta euch getrennt habt?“
Johannes Blick traf ihren und hielt ihn fest. Sie verstand die Bitte nicht, die in seinen Augen lag. Warum sollte Johannes um Verständnis bitten?
Er räusperte sich zweimal, ehe er antwortete: „Ich habe die Verlobung eine Woche, nachdem du und ich uns kennengelernt haben, gelöst.“
9.
Johannes erkannte an Sannas Gesicht, dass er ein Problem hatte. Ein großes Problem. Seine Vernunft hatte ihm schon gesagt, dass Sanna das, was er ihr zu erzählen hatte, nicht gefallen würde, aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Sie würde so oder so die Wahrheit erfahren, und wenn er sie ihr jetzt nicht sagte, dann würde sie ihn später auch noch für einen Lügner halten. Wenn er mit Sanna eine Beziehung aufbauen wollte, musste diese auf Vertrauen basieren.
„Du warst in jener Nacht verlobt?“
Er zuckte bei dem plötzlich schrillen Ton ihrer Stimme zusammen. Im Moment hätte er lieber einem Rudel Pitbulls als Sanna gegenübergestanden. „Ich war verlobt, Sanna, mit der Betonung auf war.“
„Ich habe eine schwache Erinnerung daran, dass ich dich gefragt habe, ob du verheiratet seist. Du hast nein gesagt.“
„Ich habe nicht gelogen. Ich war nicht verheiratet, bin es nie gewesen.“ Er erinnerte sich daran, dass er versucht hatte, eine normale Unterhaltung mit Sanna zu führen, während er sie auf die Tanzfläche geführt hatte. Nachdem er sie erst einmal in den Armen gehalten hatte, hatte keiner von ihnen mehr an eine Unterhaltung gedacht.
Sanna umfasste die Tischkante so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Du hast bequemerweise vergessen, dass es ...“, sie fuhr mit der Hand durch die Luft, „... diese Person namens Gitta gibt.“
„Wenn du die Wahrheit wissen willst, ja. Als ich dich dort in der Halle stehen sah, habe ich aufgehört, an Gitta zu denken.
Sie ist mir erst wieder eingefallen, als ich am Morgen geduscht habe. Da wusste ich, dass ich die Verlobung lösen musste.“
„Und dafür hast du eine ganze Woche gebraucht?“
Er hätte wissen müssen, dass sie sich daran festbeißen würde. Er wusste nicht genau, ob sie sich so aufregte, weil er verlobt gewesen war oder weil er eine ganze Woche gebraucht hatte, um seine Verlobung zu lösen. „Gitta war zu der Zeit in Holland, um an ein paar Auktionen teilzunehmen, und ich wollte es ihr nicht am Telefon sagen. Außerdem hatte ich an andere Dinge zu denken.“
„Zum Beispiel?“
Sanna kochte, und er konnte nur hoffen, dass es ihm gelänge, sie wieder zu beruhigen. „Ich war zu sehr damit beschäftigt, die Frau meiner Träume wiederzufinden, jene Frau, die aus meinem Bett verschwunden war, ohne mir ihre Adresse dazulassen. Du wärst überrascht, wie wenig Sannas es im Telefonbuch gibt.“
„Oh.“ Sanna dachte einen Moment darüber nach. „Das bringt mich auf die Frage, ob es wirklich Zufall war, dass du bei uns aufgetaucht bist.”
„Ja, natürlich. Du hattest einen Auftrag für ein Gutachten für dein Haus erteilt. Du hattest keinen besonderen Gutachter gefordert. Und da hat mein Freund …Ich war selber überrascht, als ich dich dann im Garten sah.”
Sanna nickte und Johannes war froh, dass sie das Thema Gitta nicht weiterverfolgte, dass er ihr alles erzählt hätte. „Wir haben in jener Nacht nicht allzu viel miteinander gesprochen. Der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte, war,
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