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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Anleger verständigen. Das heißt, ich muss mit dem Investorenrat reden.«
    »Das ist meine Firma.«
    »Und das Geld der Investoren, das meiste davon.«
    In der folgenden Stille fing Hoffmann an, mit den Fingerknöcheln heftig seine Schläfen zu massieren. Er hatte wieder üble Kopfschmerzen. Er brauchte dringend eine Schmerztablette. »Investorenrat?«, brummte er. »Ich weiß nicht mal genau, wer in diesem verdammten Rat über haupt sitzt.« Für ihn war dieser Rat eine rein technische, aus steuerlichen Gründen auf den Kaimaninseln registrierte juristische Person, die das Geld der Kunden kontrollierte und dem Hedgefonds seine Management- und Performancegebühren zahlte.
    »Okay«, sagte Quarry. »Ich glaube, so weit sind wir noch lange nicht. Wie es im Krieg immer heißt, Ruhe bewahren und weitermachen.« Er bedachte die Runde mit einem gewinnenden Lächeln.
    »Aus rechtlichen Gründen muss ich darum bitten, meine Bedenken im Protokoll festzuhalten«, sagte Rajamani.
    »Gut. Fertigen Sie einen Vermerk an, ich werde ihn abzeichnen. Aber vergessen Sie nicht, Sie sind neu an Bord, und das ist immer noch Alex’ Firma – Alex’ und meine, obwohl ohne ihn keiner von uns beiden hier wäre. Und wenn er VIXAL vertraut, dann sollten wir alle das tun. An VIXAL s Performance gibt es ja wohl kaum etwas zu bemängeln. Trotzdem stimme ich zu, dass wir das Risiko im Auge behalten müssen. Nicht dass wir wie hypnotisiert auf die Instrumententafel starren, und währenddessen krachen wir mit unserem Flieger gegen einen Berg. Einverstanden, Alex? Also, da ich davon ausgehe, dass die meisten dieser Aktien in den USA gehandelt werden, schlage ich vor, dass wir uns um halb vier, wenn die amerikanischen Märkte öffnen, wieder hier treffen und die Lage noch einmal besprechen.«
    »Ich glaube, es wäre klug, wenn dann ein Anwalt anwesend wäre«, sagte Rajamani Unheil verheißend.
    »Gut. Ich werde Max Gallant sagen, dass er nach dem Lunch noch dableiben soll. Bist du damit einverstanden, Alex?«
    Hoffmann signalisierte mit einer müden Handbewegung seine Zustimmung.
    Laut Protokoll wurde die Sitzung um 1 2 :08 Uhr geschlossen.

    »Ach, übrigens, Alex«, sagte Ju-Long und drehte sich in der Tür um. »Das hätte ich fast vergessen. Dieses Konto, nach dem Sie mich gefragt haben, das ist in unserem System gespeichert.«
    »Was für ein Konto?«, fragte Quarry.
    »Ach, nichts Wichtiges«, sagte Hoffmann. »Ich hab nur was nachgeprüft. Ich melde mich gleich, LJ .«
    Unter der Führung Rajamanis ging das Trio zurück in seine Büros. Der Gesichtsausdruck weltmännischer Konzilianz, mit dem Quarry die drei zur Tür begleitet hatte, verwandelte sich in höhnische Verachtung. »Dieser aufgeblasene kleine Arsch«, sagte er und äffte Rajamanis makellose, abgehackte Sprechweise nach: »›Ich muss mit dem Investorenrat reden.‹ – ›Es wäre klug, wenn dann ein Anwalt anwesend wäre.‹« Quarry tat so, als legte er mit einem Gewehr auf ihn an.
    »Du hast ihn eingestellt«, sagte Hoffmann.
    »Ja, schon gut, hab’s kapiert. Ich schmeiß ihn auch wieder raus, keine Sorge.« Eine Sekunde bevor das Trio um eine Ecke verschwand, drückte Quarry auf den imaginären Abzug. »Und wenn er glaubt, dass ich Max Gallant zweitausend Franken dafür zahle, dass er ihm seinen Arsch rettet, dann hat er sich geschnitten.« Unvermittelt sagte er mit leiserer Stimme: »Es läuft doch alles glatt, oder, Alexi? Ich meine, muss ich mir Sorgen machen? Gerade eben hatte ich genau das gleiche Gefühl, das ich damals bei AmCor hatte, wenn ich CDO s verkauft habe.«
    »Was war das für ein Gefühl?«
    »Dass ich jeden Tag reicher werde, aber nicht genau weiß, wie.«
    Hoffmann schaute ihn überrascht an. In acht Jahren hatte Quarry ihm gegenüber kein einziges Mal Besorgnis geäußert. Er empfand das als fast genauso beunruhigend wie alles andere, was an diesem Morgen passiert war. »Hör zu, Hugo«, sagt er. »Wenn du willst, schalten wir VIXAL für heute Nachmittag ab, reduzieren die Positionen und erstatten den Investoren ihr Geld zurück. Ich bin in dieses Spiel nur deinetwegen eingestiegen, wenn du dich erinnerst.«
    »Aber willst du das auch, Alexi?«, fragte Quarry eindringlich. »Willst du, dass wir aufhören? Ich meine … wir haben mehr als genug verdient, um den Rest unserer Tage in Luxus zu schwelgen. Wir haben es nicht mehr nötig, Kunden aufzureißen.«
    »Nein, ich will nicht aufhören. Wir haben die Mittel, um im technischen Bereich Dinge auf die

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