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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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habe?«
    »Auch weil Sie Ihren Job gemacht haben, ja, aber hauptsächlich, weil Sie mir mit der Art, wie Sie ihn gemacht haben, dermaßen auf die Eier gegangen sind.«
    Bemüht, seine Fassung zu wahren, erwiderte Rajamani: »Vielen Dank, diese Worte werde ich sicher nicht vergessen.« Er wandte sich an seine Kollegen. »Piet? LJ ? Habt ihr was dazu zu sagen?« Keiner der beiden rührte sich. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung …«, setzte er hinzu, nunmehr sichtlich enttäuscht.
    Quarry stand auf und riss das Netzkabel aus Rajamanis Computer. Mit einem leisen Surren stellte der Rechner den Betrieb ein. »Machen Sie keine Kopien von Ihren Dateien, das System würde es uns ohnehin mitteilen. Bevor Sie gehen, geben Sie bei meiner Sekretärin Ihr Handy ab. Sprechen Sie mit keinem Angestellten der Firma. Verlassen Sie das Grundstück binnen fünfzehn Minuten. Ihre Abfindung ist natürlich an die Erfüllung unserer Vertraulichkeitsvereinbarung gebunden. Ist das so weit klar? Ich würde es vorziehen, wenn wir auf den Sicherheitsdienst verzichten könnten, das sieht immer so billig aus.« Zu den beiden anderen gewandt, fügte er hinzu: »Meine Herren, ich glaube, wir lassen ihn jetzt seine Sachen zusammenpacken.«
    »Wenn das bekannt wird, dann ist die Firma erledigt«, rief Rajamani ihnen hinterher. »Dafür werde ich sorgen.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Sie haben mal gesagt, dass VIXAL uns alle gegen einen Berg steuern könnte. Genau das passiert gerade …«
    Quarry legte die Arme um Ju-Long und van der Zyl und schob sie vor sich her aus dem Büro. Er schloss die Tür, ohne sich noch einmal umzuschauen. Ihm war klar, dass alle Quants das Schauspiel beobachtet hatten, aber daran konnte er nun nichts mehr ändern. Er war ziemlich aufgekratzt, wie immer, wenn er jemand gefeuert hatte: Es hatte eine kathartische Wirkung auf ihn. Er lächelte Rajamanis Sekretärin an, ein hübsches Mädchen, das sie nun leider auch verlassen musste. Quarry vertrat bei solchen Ritualen einen vorchristlichen Standpunkt: Es war immer besser, die Diener zusammen mit ihrem Herrn zu begraben, für den Fall, dass sie in der anderen Welt noch von ihm benötigt wurden.
    »Tut mir leid«, sagte er zu Ju-Long und van der Zyl, »aber wenn wir aufhören, in unserem Geschäft neue Maßstäbe zu setzen, dann können wir einpacken. Ein Typ wie Gana wäre 1492 mit seiner negativen Risikoanalyse unter dem Arm in den Hafen gerannt und hätte Columbus von seiner Reise abgeraten.«
    »Das Risiko war sein Verantwortungsbereich, Hugo«, sagte Ju-Long, und mit einer Schärfe, die Quarry nicht von ihm erwartet hätte, fügte er hinzu: »Gana haben Sie sich vom Hals geschafft, aber das Problem haben wir immer noch.«
    »Ich weiß das zu schätzen, LJ , und ich weiß auch, dass er Ihr Freund war.« Quarry legte ihm die Hand auf die Schulter und schaute ihm in seine dunklen Augen. »Aber Sie dürfen auch nicht vergessen, dass die Firma in diesem Augenblick etwa achtzig Millionen Dollar reicher ist als heute Morgen.« Er zeigte auf den Handelsraum. Die Quants saßen alle wieder vor ihren Bildschirmen. Es herrschte wieder der Anschein von Normalität. »Die Maschine funktioniert noch, und bevor Alex uns nichts anderes erzählt, sollten wir ihr vertrauen. Wir müssen davon ausgehen, dass VIXAL in den Ereignissen ein Muster erkennt, das wir selber nicht erkennen. Los, gehen wir, die Leute gucken schon.«
    Quarry übernahm die Führung, als sie am Handelsraum vorbeigingen. Er wollte die beiden so schnell wie möglich vom Schauplatz des Attentats auf Rajamani wegschaffen. Erneut versuchte er, Hoffmann auf seinem Handy zu erreichen, wurde jedoch abermals zur Mailbox weitergeleitet. Diesmal sparte er sich die Mühe, eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte van der Zyl.
    »Worüber, Piet?«
    » VIXAL muss einen allgemeinen Zusammenbruch des Marktes extrapoliert haben.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Van der Zyl bemerkte den Sarkasmus nicht. »Ja, ich habe mir die Papiere angesehen, die VIXAL geshortet hat: Resorts und Casinos, Unternehmensberatungen, Nahrungsmittel, Haushaltswaren und was weiß ich noch alles. Quer beet, ohne Schwerpunkt auf einen bestimmten Sektor.«
    »Dann die Short-Positionen in S&P -Futures«, sagte Ju-Long. »Und die Puts, die aus dem Geld sind …«
    »Und das Angstbarometer«, fügte van der Zyl hinzu. »Eine Milliarde in VIX -Optionen – großer Gott.«
    Das war tatsächlich verdammt viel, dachte Quarry. Er blieb stehen.

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