Angstpartie - Thriller
Aufschrift verstehe ich nicht, aber die Zahlen sagen mir etwas.« Er hielt die Pappe an einer Ecke vorsichtig in die Höhe. »Das ist eine Verpackung für Gewehrpatronen. 7.62 Millimeter. Oder.308, wie unsere amerikanischen Freunde sagen würden. Spezialanfertigungen, konzipiert für das Gewehr eines Heckenschützen.«
51
Nach diesem aufregenden Tag ging Liz müde und angespannt zum Haus zurück. Ihr war, als schleiche sie sich an Kollek an, als folge sie seinen Spuren. Doch diese Spuren waren Wochen alt, und sie hatte nicht das Gefühl, dem Mann ernsthaft näher zu kommen.
Noch immer wusste sie nicht, wo er sich aufhielt und was er wirklich plante. Der Fund der Patronenschachtel in der Decke von Zimmer 411 war alarmierend. Aber falls die erweiterte Bannmeile effektiv bewacht wurde, konnte einem geübten Heckenschützen selbst mit viel Glück kein sicherer Schuss gelingen. Garantiert wusste Kollek das. Und wenn er sich schon vor der Einrichtung der Sicherheitszone in der Nähe versteckt hatte … Nein, in diesem Fall hätte man ihn inzwischen aufgestöbert. Dave sprach gerade erneut mit dem Brigadier. Die Patronenschachtel hatte er mitgenommen.
Liz ging nach oben in die Küche, wo Peggy einen großen, dampfenden Topf bewachte und nebenbei Salat wusch. »Ich hoffe, Sie wollten nicht im Restaurant essen«, sagte Peggy.
Liz sog den Duft ein. »Ich würde schon beim Bestellen einschlafen. Danke fürs Kochen. Was gibt es denn? Das riecht wunderbar.«
»Es gibt … Pasta.«
»Ich dachte, Sie könnten keine Pasta mehr sehen? Sagen Sie jetzt bloß nicht, Sie haben Tims Maschine mitgebracht.«
»Nein.« Peggy schüttelte den Kopf. »Ich war im Supermarkt in Auchterarder.« Erst jetzt bemerkte sie, dass Liz sie auf den Arm genommen hatte. »Für Dave reicht es auch noch, falls er hier essen will.«
»Was ist mit den anderen?«, fragte Liz. »Wer ist eigentlich noch hier außer ihm?«
»Keine Ahnung. Aber jeder ist herzlich eingeladen. Einige werden wohl die Nacht durcharbeiten. Ach übrigens, ich war bei Hannah Gold. Sie wohnt im White Hart in Auchterarder. Von Kollek hat sie nichts gehört. Aber sie sagt uns sofort Bescheid, falls er sich bei ihr meldet. Sie kommt morgen mit der Friedensgruppe hierher, um die israelische Delegation zu treffen. Auch zum Stehempfang vor dem Dinner ist sie eingeladen, nur nicht zum Dinner selbst.«
»Wird sie zu dem Unterhaltungsprogramm gehen?«
»Davon hat sie nichts erwähnt. Also eher nicht.«
»In Ordnung«, sagte Liz. Sie konnte morgen noch mit Hannah sprechen. Im Augenblick wollte sie nur etwas essen und einen Blick in die Zeitungen werfen, die Peggy in der Stadt gekauft hatte. Doch kaum saß sie mit dem Guardian auf dem Wohnzimmersofa, klingelte es an der Tür.
»Das wird Dave sein!«, rief Peggy hinter Liz her, die bereits die Treppe hinunterging. »Ich glaube, er hat seinen Schlüssel unten im Flur liegen lassen.«
Doch vor der Tür stand nicht Dave, sondern Dougal.
»Entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte er verlegen.
»Kommen Sie rein, Dougal. Sie stören nicht.«
Oben wollte sich Dougal nicht setzen. Voller Unbehagen stand er auf dem Läufer vor dem offenen Kamin. »Es tut mir wirklich leid, Miss Carlyle«, sagte er. Liz wurde klar, dass er sich nicht für die abendliche Störung entschuldigte, sondern für etwas ganz anderes.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Ich hatte es einfach vergessen.« Dougal zog eine verzweifelte Grimasse. »Ich weiß gar nicht, wie mir das passieren konnte.«
»Dougal«, sagte Liz scharf. »Was ist?«
Er blickte überrascht auf. Anscheinend war er so mit seinem schlechten Gewissen beschäftigt, dass er annahm, alle wüssten, worum es ging. »Dieser Mann, dieser Kollek … Ich habe ihn gesehen. An jenem Abend, nachdem ich ihn und die anderen herumgeführt hatte. Er war beim Reiterhof. Mit Jana.« Dougal griff sich an die Stirn. »Wieso ist mir das nicht früher eingefallen?«
»Eins nach dem anderen«, sagte Liz ruhig. »Setzen Sie sich erst mal und dann erzählen Sie mir genau, was Sie gesehen haben.« Hinter ihm gab sich Peggy sehr mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt. »Wer ist Jana?«
»Sie ist eine Bedienung in einem der Hotelrestaurants. Sie kommt aus Tschechien.« Dougals Stimme klang plötzlich sehr weich, und Liz vermutete, dass er heimlich für diese Jana schwärmte.
»Und was genau haben Sie gesehen? Was taten die beiden?«
»Eigentlich nichts. Aber so, wie sie miteinander redeten, hatte ich das
Weitere Kostenlose Bücher