Angstpartie - Thriller
unten steht ein Mann mit einem Gewehr!«
»Das ist einer der israelischen Wachleute«, sagte Dave gelassen. »Die Delegation nimmt nur unter der Bedingung an der Konferenz teil, dass sie ihr eigenes Sicherheitspersonal mitbringen kann. Seit den Olympischen Spielen in München
trauen die Israelis niemandem mehr. Und ich weiß, dass ihr Ministerpräsident bereits hier ist.«
»Tatsächlich? Ich habe gar keinen Hubschrauber gesehen und auch keinen Autokonvoi.« Peggy setzte sich wieder.
»Sie wollten jedes Aufsehen vermeiden. Er ist einen Tag früher angereist. Die Israelis ändern ihre Planung ständig. Keiner soll wissen, wer zu welcher Zeit an welchem Ort ist.«
»Das ist für Sie und die vielen anderen Leute, die sich hier um die Sicherheitsbelange kümmern, bestimmt nicht einfach«, bemerkte Peggy.
»Wir kommen schon zurecht.« Dave gähnte herzhaft.
Liz starrte schweigend zu Boden. Sie dachte immer noch an Jana.
Peggy beobachtete sie und fragte: »Was könnte das Mädchen denn verschweigen?«
»Keine Ahnung. Sie wurde sehr schnell weinerlich und wollte offenbar an meine weibliche Solidarität appellieren. Ich halte das für eine Masche. Könnten Sie das Mädchen morgen im Auge behalten, Peggy? Um die A4 anzufordern, ist es zu spät. Außerdem erweist sich mein Misstrauen vielleicht als unbegründet. Festsetzen lassen können wir diese Jana auch nicht, dafür fehlt uns jede Handhabe. Schließlich ist es kein Verbrechen, mit einem Gast ins Bett zu gehen - auch wenn ihre Vorgesetzten dafür womöglich wenig Verständnis aufbringen.«
»Wenn Sie dem Mädchen nicht trauen, sorgen Sie doch dafür, dass sie morgen freibekommt.«
»Es ist leichter, sie im Auge zu behalten, wenn wir wissen, dass sie am Mittag und am Abend bedienen muss. Außerdem möchte ich ihr nicht das Gefühl geben, wir würden sie für mehr verdächtigen, als sie uns gesagt hat. Nein, ich hätte nur gern, dass Sie herausfinden, wo sie den Nachmittag
verbringt. Und wo sie sich in der Zeit vor dem Unterhaltungsprogramm und vor dem Dinner im Clubhaus aufhält. In Ordnung? Sie können mich jederzeit auf dem Handy erreichen. Erst bin ich im Hotel und um elf Uhr treffe ich mich mit Hannah in Auchterarder.«
Peggy nickte und Dave seufzte tief. »Dann müssen wir uns also auch noch um das Mädchen kümmern«, stellte er fest. »Als ob die Sache mit der Heckenschützenmunition nicht schon bedenklich genug wäre. Gleich nach dem Frühstück treffe ich mich mit den Offizieren, deren Leute die Bannmeile sichern, und mit ein paar Typen vom Secret Service.«
»Weshalb denn mit dem Secret Service?«, fragte Peggy.
»Die meisten Delegationen reisen in Fahrzeugkonvois hier an. Sie fliegen bis Edinburgh und fahren von dort aus hierher. Aber der Präsident kommt mit dem Hubschrauber. Eigentlich sollte er auf dem King’s Course landen. Allerdings wäre er dann, von den Hügeln aus gesehen, in direkter Schusslinie. Das gefällt mir nicht. Ich glaube, um ganz sicherzugehen, werden wir den Landeplatz verlegen.«
»Klingt vernünftig«, bemerkte Liz. »Obwohl ich mich frage, ob uns vielleicht jemand auf eine falsche Fährte locken will.«
»Wir dürfen die Patronenschachtel nicht vergessen«, mahnte Peggy.
»Genau das meine ich«, entgegnete Liz. »Diese Spur könnte absichtlich gelegt worden sein. Kollek war vorher nie so nachlässig.«
»Bei seinem Besuch im Kricketstadion schon«, gab Peggy zu bedenken.
»Wir hatte einfach Glück, dass unsere Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.«
»Willst du damit andeuten, dass du nicht an eine Bedrohung durch einen Heckenschützen glaubst?«, fragte Dave.
Liz dachte nach. Die potenzielle Gefahr, die von einem Scharfschützen ausging, ließ sich nicht leugnen - auch wenn ihr Bauchgefühl ihr etwas anderes sagte. »Nein«, antwortete sie. »Ich fürchte nur, dass es nicht die einzige Bedrohung ist.«
Liz wachte immer wieder auf. Je mehr sie den Schlaf herbeisehnte, desto schwieriger wurde es, wirklich zur Ruhe zu kommen. Ohne Unterlass dachte sie über alle möglichen Details des Falles nach und versuchte, die rätselhaften Spuren zu verstehen, die Kollek hinterlassen hatte. Sie wünschte sich jemanden, mit dem sie reden konnte, der sie verstand - jemanden, der ihr mit seiner Erfahrung half, ein Muster in dem Gewirr der Hinweise zu erkennen und das Puzzle zusammenzusetzen, von dem sie bislang nur ein paar Teile kannte.
Auf den Chief Constable konnte sie nicht zählen. Geoffrey Fane wäre vielleicht
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