Angstpartie - Thriller
als er zum ersten Mal hier war, an zwei aufeinanderfolgenden Abenden bedient. Er war allein. Deshalb würde es mich wundern, Jana, wenn Sie sich nicht an ihn erinnern könnten.«
Dass diese Frau sie beim Vornamen nannte, brachte Jana durcheinander. Sie fühlte sich durchschaut. Sammy hatte gesagt, er würde in der Nähe sein, aber niemand dürfe davon erfahren. »Unser kleines Geheimnis«, hatte er geraunt. Nun versuchte sie es mit einem Achselzucken.
»Es ist so«, begann die Frau, »wir kennen diesen Mann, und Sie wurden mit ihm gesehen. Allerdings nicht im Restaurant.«
»Wie meinen Sie das?« Jana wollte empört klingen.
»Wie war doch gleich seine Zimmernummer?«, fragte Miss Falconer scharf.
»Vier…« Jana verstummte erschrocken. Sie war in die Falle getappt. »Wir haben bloß geredet. Er hat früher in der Slowakei gelebt.« Sie sagte das Erstbeste, was ihr einfiel. »Und er sprach Tschechisch. Also haben wir uns unterhalten. Mehr nicht.«
Miss Falconers Lächeln war eher kühl als freundlich. Doch ihre Stimme klang nun etwas weicher. »Jana, ich weiß, dass es hier Vorschriften gibt, die selbstverständlich einzuhalten sind. Aber ein einzelner Verstoß ist nicht gleich das Ende der Welt. Viel schlimmer wäre es, wenn Sie uns jetzt nicht die Wahrheit sagen.«
»Aber das tue ich doch.« Jana hielt inne und überlegte, wie viel sie zugeben sollte. »Ich war in seinem Zimmer.« Also schön, dachte sie. Sollten sie doch denken, was sie
wollten. Was genau in Zimmer 411 geschehen war, wusste niemand außer ihr und Sammy.
»Gut. Sie hatten also eine Affäre mit diesem Mann.«
»Das habe ich nicht gesagt.« Warum wusste diese Frau so viel?
Miss Falconer schüttelte den Kopf. »Niemand macht Ihnen deshalb einen Vorwurf.«
Die Richtung, in die dieses Gespräch ging, gefiel Jana nicht. Andererseits würde diese Frau sie kaum befragen, wenn sie sowieso schon alles wusste. Jana überlegte, ob sie reinen Tisch machen sollte. Nein , sagte sie sich entschlossen. Das brachte nur Scherereien und kostete sie vielleicht ihren Job. Womöglich würde sie sogar ausgewiesen werden und musste zu ihrer Mutter zurückkehren. Etwas Schlimmeres konnte sie sich kaum vorstellen.
Sie würde ein paar Zugeständnisse machen und hoffen, dass die Frau mit dem durchdringenden Blick dann zufrieden war. An ihr weibliches Mitgefühl zu appellieren, schien Jana nicht sehr erfolgversprechend. Diese Frau wirkte irgendwie hart, kalt und unerbittlich. Sie würde ihr einen Knochen hinwerfen, wie man es bei einem kläffenden Hund tat, während man das Filet sicher hinter dem Rücken versteckt hielt.
Also ließ sie den Kopf hängen, zwinkerte ein paar Tränen in ihre Augen und sah Liz dann trotzig an. »Waren Sie schon einmal verliebt?«, presste sie hervor. Dabei ließ sie die erste Träne kullern. Sollte diese Frau sie doch für ein naives Dummchen halten. Sollte sie doch denken, was sie wollte, solange sie nur nicht herausfand, worum Sammy sie gebeten hatte. Ich muss Sammy warnen, dachte Jana. Er muss verschwinden. Dabei hätte sie zu gern gewusst, ob er überhaupt in der Nähe war.
52
»Armes Mädchen.« Peggy unterdrückte ein Gähnen. - »Ich weiß nicht recht«, sagte Liz nachdenklich. Sie drehte den Stiel eines Weinglases mit Mineralwasser zwischen den Fingern. Liz war alles andere als zufrieden mit der Befragung des tschechischen Mädchens und hätte gern gewusst, warum. Eigentlich wäre sie am liebsten schlafen gegangen, um für das, was der nächste Tag vielleicht bringen würde, gerüstet zu sein. Doch ihr gingen zu viele Gedanken durch den Kopf.
»Klingt wie das typische Opfer einer Liebesfalle, nur dass sie diesmal eben ein Mann gestellt hat.«
Liz schüttelte den Kopf. »Da bin ich nicht so sicher. Dieses Mädchen hat etwas Hartes, Berechnendes. Ich glaube nicht, dass sie sich so leicht einwickeln lässt.«
»Mädchen?«, fragte Dave neckend. Er hing mit halb geschlossenen Augen auf dem Sofa. »Wenn ich sie so nennen würde, würdet ihr mir an die Gurgel gehen.«
»Nein«, erwiderte Liz. »Sie ist sicher nicht älter als achtzehn oder neunzehn - also wirklich noch ein Mädchen. Man könnte sie durchaus für das unschuldige Opfer eines skrupellosen Verführers halten. Aber irgendetwas an ihr macht mich stutzig. Ich glaube, sie hat mir etwas vorgespielt.«
Als von draußen ein Geräusch zu ihnen heraufdrang, ging Peggy zum Fenster, hob eine Ecke der Gardine und spähte hinaus. Mit erstaunter Miene drehte sie sich um. »Da
Weitere Kostenlose Bücher