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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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konzentrieren.
     
    Als sie das Bowerbridge Anwesen durch die Hintertür betrat, schlug ihr ein köstlicher Geruch entgegen. Der würzige Duft exotischer Gewürze ließ sie merken, wie hungrig sie war. Was war bloß in ihre Mutter gefahren? Sie kochte gut, aber altmodisch und immer sehr englisch. Eintöpfe, Suppen, Shepherd’s Pie, selbstgemachte Fischküchlein und Sonntagsbraten gehörten zu ihrem üblichen Repertoire. Doch nun blubberte auf dem Herd ein großer Topf mit einem Curry, die Quelle des betörenden Geruchs. In einem Messbecher wartete Reis darauf, dass das Wasser in einem weiteren Topf zu kochen begann. Ein halb ausgetrunkenes Glas Weißwein stand auf dem Küchentisch, daneben lag eine Ausgabe des Spectator .
    »Sie müssen Liz sein«, sagte eine Stimme. Ein Mann trat aus dem Wohnzimmer in die Küche. Er war groß und schlank, hatte gepflegtes, fast graues Haar und eine Brille mit schmalem Rahmen auf der Nase. Aus seinem länglichen, sonnengebräunten
Gesicht blickten freundliche blaue Augen. Er trug einen beigefarbenen Pullover und eine dunkle Kordhose.
    »Ich bin Edward.« Er reichte Liz die Hand. »Tut mir leid, aber Ihre Mutter hat noch im Garten-Center zu tun.«
    »Schön Sie kennenzulernen«, begrüßte ihn Liz. Sie stellte fest, dass er ganz und gar nicht so aussah, wie sie erwartet hatte. Kein Tweedanzug, keine Pfeife, kein altmodischer Schnauzer.
    »Ich hoffe, Sie mögen Curry.« Er sog den Duft ein. »Ist vielleicht ein bisschen kräftig geworden.« Edward lächelte so entwaffnend, dass Liz gar nicht anders konnte und ebenfalls lächeln musste.
    »Ich bringe nur kurz meine Sachen hinauf«, sagte sie.
    Oben in ihrem Zimmer stellte Liz die Reisetasche ab und betrachtete den Tulpenbaum vor dem Fenster. Um diese Jahreszeit trug er längst keine Blüten mehr und war nun fast so hoch wie das Haus. Sie waren zusammen groß geworden, ging es Liz durch den Kopf. Ihr Vater hatte den Baum gepflanzt, als ihre Mutter mit ihr schwanger gewesen war.
    Sie sah sich in diesem Zimmer um, in dem sich seit ihrer Kindheit kaum etwas verändert hatte. An der Wand hing ein Aquarell, das den Fluss Nadder zeigte. Ihr Vater, ein leidenschaftlicher Naturkundler, hatte es gemalt. Früher hatte er im Sommer in diesem Fluss geangelt und Liz oft dazu mitgenommen. Er brachte ihr den Umgang mit der Angelrute bei und lehrte sie die Namen der Blumen, Bäume und Vögel. Dass sie nun in einer der größten Städte der Welt lebte, hätte ihm sicher nicht gefallen.
    Neben dem Aquarell hing ein gerahmtes Foto. Die neunjährige Liz saß mit einem schwarzen Reithelm auf ihrem Pony Ziggy und strahlte in die Kamera. Der Anblick ihrer damaligen Zöpfe brachte Liz zum Lachen. Sie dachte
daran, wie unberechenbar Ziggy gewesen war - einmal hatte er sogar die Reitlehrerin gebissen.
    Sie packte schnell ihre Sachen aus, legte die Bürokleidung ab und schlüpfte in Jeans und ein T-Shirt. Bevor sie wieder hinunterging, warf sie einen kurzen Blick in das Zimmer ihrer Mutter. Sie erwartete das Schlimmste: Edwards Kamm auf dem Ankleidetisch, ein stummer Diener in der Ecke. Doch alles schien unverändert. Dafür stand im Gästezimmer an der Treppe ein Koffer neben dem Bett. Edward hatte noch nicht ausgepackt, war anscheinend auch erst heute angekommen. Liz wusste, dass er eigentlich in London lebte. Vielleicht war er doch nicht hier eingezogen.
    Als sie unten durchs Wohnzimmer ging, fiel ihr auf einem der Beistelltische eine gerahmte Fotografie auf. Zu sehen war eine Gruppe von Ghurkhas in Paradeuniformen. Sie saßen in drei exakt ausgerichteten Reihen hintereinander und hielten ihre Bajonette aufrecht in den Händen. Am Ende der ersten Reihe befanden sich zwei englische Offiziere, wahrscheinlich die Kommandeure. Einer von ihnen sah aus wie eine jüngere Version von Edward.
    »Im Kühlschrank steht eine offene Flasche Sancerre«, sagte Edward, als Liz die Küche betrat. Sie schenkte sich ein Glas ein und setzte sich an den Küchentisch, während er am Herd hantierte.
    »Sie sind ja richtig braungebrannt.« Liz fühlte sich im Vergleich zu ihm farblos und blass.
    »Bei dem Job kaum zu vermeiden.«
    »Sind Sie noch beim Militär?«, fragte Liz überrascht.
    »Nein, nein. Die wollten mich schon’99 nicht mehr haben. Ich arbeite für eine Organisation, die sich in Entwicklungsländern für Blinde einsetzt. Zumindest versuchen wir das. Man sollte nicht glauben, dass die Politik einem selbst dabei dazwischenfunken kann. Aber das kommt
vor. Für die

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