Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
ostdeutschen Wurzeln nachgehen. Wer ihn finden wollte, würde ihn innerhalb weniger Tage aufstöbern.

    Aber gab es überhaupt eine Bedrohung? Seine rationale, erfahrene Seite sagte Marcham, dass er nichts zu befürchten hatte. Schließlich war er gerade erst aus Syrien zurückgekehrt und dort hatte es keinerlei Anzeichen gegeben, dass man von seinen heimlichen Aktivitäten wusste. Falls die Syrer etwas ahnten, hätten sie ihn vor Ort eliminieren können. In Damaskus war so etwas nicht schwer zu bewerkstelligen. Man hätte ihn in einem Hotelzimmer gefunden und einen fügsamen Arzt dazu gebracht, seinen Tod zu einem Unfall zu erklären.
    Während Marcham auf Umwegen zu seinem Haus zurückging, dachte er weiter angestrengt darüber nach, wo er untertauchen konnte. Irland war eine Möglichkeit. Der junge Symonds, ein kirchenverrückter Freund, den er ausgerechnet durch Alex Ledingham kennengelernt hatte, besaß ein Häuschen in der Nähe von Cork. Symonds hatte Marcham angeboten, er könne jederzeit dort wohnen. Vielleicht genügte es, wenn er sich einen Monat lang dorthin zurückzog. Bis dahin konnte sich die Situation beruhigt haben. Sollte er jemanden wissen lassen, wohin er ging? Nein. Er würde nur sagen, er müsse fort. Seine E-Mails konnte er in einem Internet-Café in Cork abrufen. Dabei würde man ihn nicht orten können. Das hoffte er zumindest.
    Einem ganz bestimmten Menschen würde er aber auf keinen Fall etwas sagen. Mit Schaudern überlegte er, wie der Mann wohl reagieren würde, falls er von seinen Fluchtplänen erfuhr. Ironischerweise nannte sich der Kerl nach einer der friedlichsten und schönsten Städte Syriens: Aleppo . Dieser Name passte nicht zu ihm. Er war rücksichtslos und kalt. Stets hatte man in seiner Gegenwart das Gefühl, dass er seine Aggressionen nur mühsam unterdrücken konnte. Die Aura der Bedrohlichkeit, die ihn umgab, ließ ihn manchmal wirken, als sei er kein Mensch mehr.

    In seiner eigenen Straße begegnete Marcham niemanden. Trotzdem schaute er sich auf dem Weg zum Haus immer wieder um. Hinter der Gartentür blieb er stehen, suchte nach Spuren und lauschte auf Hinweise, dass jemand auf seinem Grundstück auf ihn wartete. Nichts.
    Unter Hochspannung schloss er die Haustür auf und hinter sich wieder doppelt ab. Dann ging er direkt in die Küche und sah nach, ob sich jemand an der Hintertür zu schaffen gemacht hatte. Er verstaute seine Einkäufe, schaltete den Wasserkocher an und begab sich mit einer Tasse starkem Tee ins Wohnzimmer. Erst als er sich seufzend niederließ, entdeckte er den Mann, der wartend in dem Ohrensessel neben dem Kamin saß.
    Es war Aleppo.
    »Verdammt, haben Sie mich erschreckt!« Marcham fuhr hoch und verschüttete dabei seinen Tee.
    »Sie werden darüber hinwegkommen«, erwiderte Aleppo. Er trug eine schwarze Lederjacke, einen schwarzen Pullover und schwarze Jeans. Mit seinem dunklen Haar und dem dunklen Teint hätte er in diesem Aufzug auch ein Dozent an der Sorbonne sein können - als Franzose wäre er ebenso durchgegangen wie als Araber.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte Marcham. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er wollte wütend wirken, doch er war zu verängstigt. Sein Protest fiel nur halbherzig aus.
    »Das gehört zu meinem Job«, erklärte Aleppo. »Regen Sie sich ab und setzen Sie sich hin.«
    Marcham gehorchte. Er fühlte sich wie ein Gefangener in seinem eigenen Haus.
    »Hatten Sie in letzter Zeit Besuch?«
    Marcham zögerte. Eigentlich wollte er nichts von Jane Falconer erzählen, spürte aber, dass es ein großer Fehler war, sich von diesem Mann bei einer Lüge ertappen zu lassen.
Und Aleppo schien stets mehr zu wissen, als er sich anmerken ließ. »Es war tatsächlich jemand da. Eine Frau vom MI5. Sie wollte mit mir über einen verstorbenen Freund sprechen.«
    »Hat sie noch irgendwelche anderen Fragen gestellt?«
    Marcham zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. »Ja«, gab er zu. »Das war ziemlich seltsam. Sie wollte wissen, ob ich irgendwelche Kontakte zu syrischen Geheimdiensten habe.«
    »Zu syrischen ?« Aleppo sah ihn durchdringend an. »Was haben Sie ihr gesagt?«
    »Nichts«, antwortete Marcham hastig. »Nichts, was irgendwie wichtig wäre. Ich habe ihr von der Reportage über Assad erzählt.«
    »Haben Sie ihr gesagt, was Sie sonst noch in Syrien gemacht haben?«
    Sie wussten beide, was gemeint war.
    Im Raum schien es plötzlich kälter zu werden, und Marcham wurde bewusst, dass diese Antwort entscheidend war.

Weitere Kostenlose Bücher