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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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je vergessen? Das war in San Gimignano und die Jungs glaubten, wir wären verrückt. Sie wussten nicht, dass achttausend Lire nicht dasselbe sind wie achttausend Pfund.«
    »Sie waren damals noch so klein!« Charles seufzte. »Ich hatte Zweifel, ob sie die Wanderungen schaffen würden. Aber sie haben mich überrascht.«
    »Das tun sie andauernd«, sagte Joanne mit unverhohlenem mütterlichem Stolz.
    »Ich habe erst vor ein paar Tagen an diesen Urlaub gedacht, als ich in dem Hotel in Washington saß. Mein Zimmer war riesig. Groß genug für unsere ganze Familie. Da fiel mir die Nacht in der Nähe von Siena ein, als ich fürchtete, wir würden keine Unterkunft finden.«
    »Sam hatte schon Angst, wir müssten auf einem Heuboden schlafen. Und so ähnlich war es dann ja auch.«

    »Immerhin haben wir noch ein Zimmer bekommen«, bemerkte Charles.
    Beim Gedanken daran, wie sie zu viert in der winzigen Dachstube eingepfercht gewesen waren, erschauerte Joanne. Ein Bauer, dessen »Villa« eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte, hatte ihnen die Kammer vermietet.
    »Wie das Dorf wohl heute aussieht?«
    »Wahrscheinlich wimmelt es von Touristen und die Hälfte der Häuser gehört irgendwelchen Engländern.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Charles wehmütig. »Es wäre trotzdem schön, noch einmal hinzufahren. Vielleicht im nächsten Frühjahr, wenn es dir besser geht. Wir könnten dort ein paar Tage Urlaub machen. Italien gefiel dir doch immer so gut. Ich wette, sogar die Jungs würden gern mitkommen.«
    Sie hörte den Eifer in seiner Stimme. Diesen Ton schlug er an, wenn er glaubte, sie aufheitern zu müssen. Normalerweise tat sie ihm den Gefallen und gab sich optimistisch. Er war fest entschlossen, anstelle eines halbleeren ein halbvolles Glas zu sehen. Doch heute wollte sie Klarheit schaffen. Es ließ sich nicht länger leugnen, dass sich nur noch ein kleiner Rest in dem Glas befand.
    »Ich glaube, das wird ein Traum bleiben, Darling«, sagte sie gefasst. Überrascht von der Festigkeit ihrer Stimme blickte er auf. Sie sah, wie die Angst in seine Augen trat.
    »Ich war gestern bei Mr Nirac«, gestand sie.
    »Davon hast du mir gar nichts gesagt«, beklagte er sich. »Ich hätte dich doch hingebracht.«
    »Ich weiß«, entgegnete sie. »Aber das schaffe ich noch allein. Ganz besonders, wenn du im Büro so eingespannt bist.« Den wahren Grund sprach sie nicht aus: Sie hatte allein mit ihrem Arzt sprechen wollen, damit sie die harte Wahrheit hören konnte, ohne dass Charles sie mit seinem verzweifelten Optimismus abmilderte.

    »Was hat der alte Quacksalber denn gesagt?«
    Joanne legte die Hand auf die ihres Mannes. »Er sagte, lange wird es nicht mehr dauern.«
    Ein leises »Oh« kam über seine Lippen. Dann ließ er die Schultern hängen und wich ihrem Blick aus.
    Er war stark gewesen, hatte sie in den Jahren der Krankheit gestützt, sie aufgerichtet, geneckt, sie zum Lachen gebracht. Er war immer da gewesen, wenn sie verzweifeln wollte. Nun musste sie für ihn stark sein.
    »Charles, ich will nicht, dass wir uns gegenseitig etwas vormachen. In Ordnung?«, sagte sie sanft.
    Er nickte, ohne aufzublicken. Sie sah, dass er um Fassung rang. Schließlich hob er den Kopf und sah sie an. »Hast du irgendeinen Wunsch? Kann ich irgendetwas für dich tun? Möchtest du jemanden bei dir haben? Deine Schwester vielleicht?«
    Joanne lachte leise. »Ruth wird kommen, ob ich will oder nicht. Aber nein, eigentlich will ich nur, dass ihr bei mir seid. Du und die Jungs. Nur unsere Familie.« Sie zögerte. »Und falls möglich, würde ich gern zu Hause sein, wenn … es so weit ist. Ich will mein Leben lang kein Krankenhaus mehr von innen sehen.« Sie lächelte über diesen unbeabsichtigten Scherz.
    »Wir machen es so, wie du es haben möchtest«, sagte er.
    »Und noch etwas. Es hat mit … hinterher zu tun. Ich will, dass du mir versprichst, dein Leben weiterzuleben.« Er sah überrascht aus, wollte etwas sagen. Doch sie kam ihm zuvor. »Ich meine es ernst. Ich möchte die Gewissheit haben, dass du dich nicht vergräbst. Ich kenne dich, Charles Wetherby. Wenn du es irgendwie einrichten kannst, wirst du achtzehn Stunden am Tag arbeiten und dann in deinem grässlichen Club schlafen. Aber das ist nicht gut. Versprich mir, das nicht zu tun. Die Jungs brauchen dich. Schon deshalb
darfst du dich nicht völlig abkapseln. Sie hatten hier immer ein glückliches Heim. Das soll nicht einfach aufhören, nur weil ich nicht mehr da bin. Du musst ihnen Halt

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