Angstschrei: Thriller
auch. Genau wie alle anderen Rechtsanwälte von Palmer Milliken, 192 insgesamt. Und jeder, der im Lastenaufzug bis in die Garage hinunterfuhr, blieb für die Videoüberwachung unsichtbar. Er fragte Maggie, ob Jacobi in Goffs Wagen eine Schlüsselkarte gefunden hatte. Hatte er nicht. » Schaut euch mal den Rest des Videos an«, sagte Fraser. » Starbucks hat da was entdeckt, was mir beim ersten Mal gar nicht aufgefallen ist.«
» Das da sind die Putzleute bei ihrer Ankunft am Freitagabend, also vierundzwanzig Stunden später«, sagte Starbucks. McCabe und Maggie sahen jetzt, wie auf dem rechten Monitor praktisch eine exakte Wiederholung der Ereignisse vom Donnerstagabend ablief. Die Menschentraube traf nicht um 18.05 Uhr, sondern um 18.08 Uhr ein. Aber alles andere war genau gleich. Sie kamen zur gleichen Tür herein. Wandten sich an der gleichen Stelle nach rechts und verließen das Foyer durch die gleiche Stahltür.
» Habt ihr den Unterschied bemerkt?«, wollte Fraser wissen.
» Nein.« Wenn es einen Unterschied gab, war er für McCabe nicht zu erkennen gewesen. Wenigstens nicht beim ersten Mal. » Spiel den Donnerstag noch mal ab«, sagte er. Starbucks gehorchte. » Okay, gleich mal anhalten, und zwar… jetzt.« Starbucks hielt das Video an der Stelle an, wo die Putzkolonne sich vor der Stahltür staute. » Okay, und jetzt den Freitag, und halt bitte an genau der gleichen Stelle an.«
Dieses Mal fiel es ihm auf. Der zusätzliche Mann. Zumindest sah die Gestalt aufgrund ihrer Größe und ihrer Bewegungen aus wie ein Mann. Aber mit dem langen, dunklen Mantel und der Kapuze ließ sich es nicht eindeutig sagen. Am Donnerstag kamen sechs Putzleute durch die Tür. Dem Anschein nach drei Männer und drei Frauen. Am Freitag waren es sieben. Solange das Grüppchen dicht beisammenstand, war die siebte Gestalt gut versteckt und für die Kamera praktisch unsichtbar. Auch auf dem Weg durch die Tür behielt Nummer sieben den Kopf unten, wandte sich von der Kamera ab und hob schützend die Hand vors Gesicht, wie ein Prominenter, der sich vor den Objektiven der Paparazzi abschirmen möchte. Keine Frage. Er wusste genau, dass es eine Kamera gab. » Hab ich dich, du Drecksack«, knurrte McCabe leise. Dann wandte er sich an Fraser: » Hast du die Reinigungsfirma schon kontaktiert?«
» Ja. Joe Maguire von der Capitol Maintenance Corporation hat mir gesagt, dass an beiden Abenden sechs Leute zum Dienst eingeteilt waren. Dieselben sechs. Maguires Sohn, Joe junior, hat sie alle mit einem Firmentransporter vor dem Gebäude abgesetzt. Darum kommen sie immer gemeinsam an. Und am Ende der Schicht hat er sie wieder abgeholt. Er hat immer nur sechs Leute im Wagen gehabt, hin und zurück. Mehr passen zusammen mit dem Fahrer gar nicht in den Transporter.«
» Dann wartet der Täter also vor der Tür, bis die Putzkolonne eintrifft, und schlüpft einfach mit ihnen ins Gebäude?«
» Danach sieht es aus«, erwiderte Fraser. » Maguire hat uns die Namen und die Kontaktdaten seiner sechs Angestellten überlassen. Sturgis ist schon unterwegs und versucht rauszukriegen, ob sich jemand an diesen Typen erinnern kann, der mit ihnen zusammen reingekommen ist.«
» Was ist mit dem Wachmann? Randall Jackson? Er könnte sein Gesicht auch gesehen haben.«
» Mit dem habe ich schon gesprochen. Ihm ist die zusätzliche Person nicht aufgefallen. Er hat nur die Putzleute registriert.«
McCabe seufzte. Er befürchtete, dass sie schon wieder in einer Sackgasse gelandet waren. » Kann ich mal sehen, wie die Putzleute am Freitag wieder gegangen sind?«
Starbucks spulte bis zu den frühen Morgenstunden vor. Die Stahltür schwang auf, die sechs Reinigungskräfte strömten ins Foyer und verließen das Gebäude. Keine Nummer sieben. Lainie Goffs mutmaßlicher Mörder hatte zwar ein-, aber nicht wieder ausgecheckt. Die Zeitangabe am Bildrand lautete 24/12/05 – 01:04:32.
» Und danach hat niemand mehr das Gebäude verlassen?«
» Nein.«
» Dann bringt er sie also in seine Gewalt, und sie fahren mit ihrem Wagen weg.«
» Sieht ganz so aus.«
» Lass uns mal die beste Aufnahme von dem Kerl raussuchen.«
Starbucks spulte zurück bis zu der Stelle, wo die Putzkolonne das Haus betrat. Dann ließ er das Video Bild für Bild vorwärtslaufen, bis er die bestmögliche Aufnahme von Putzmann Nummer sieben gefunden hatte. Sie war alles andere als gut. Er hielt den Kopf gesenkt. Schirmte mit der Hand sein Gesicht ab. Die Haare steckten unter einer Kapuze. Ein
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