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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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kleines Stück seines weißen Kinns, mehr war nicht zu erkennen. Starbucks zoomte näher heran, bis der Kopf den ganzen Bildschirm ausfüllte. Jetzt war das Bild so verschwommen, dass man praktisch gar nichts mehr erkennen konnte. Nur dass es sich bei der Person um einen Weißen handelte und dass er größer war als die anderen Putzleute. Alles andere war unter dem schweren Kapuzenmantel verborgen. Völlig normal bei diesem Wetter. McCabe starrte das Standbild an. Einmal angenommen, es handelte sich hier tatsächlich um den Killer– und das war immer noch lediglich eine Annahme–, dann war dies ein weiteres Indiz dafür, dass sie nicht hinter Henry Ogden her waren. Ogden hätte es nicht nötig gehabt, sich in sein Bürogebäude zu schleichen. Er war ja schon tagsüber und auch am Abend oben in den Büroräumen von Palmer Milliken gewesen. Natürlich war es denkbar, dass das Ganze eine absichtlich gelegte falsche Fährte war, um die Ermittler abzulenken. Vielleicht gehörte alles andere auch dazu. Das Bibelzitat. Die Überfahrt nach Harts. Die Leiche auf dem Anleger. Womöglich war das alles nur inszeniert, um den Verdacht in andere Richtungen zu lenken. Aber McCabe glaubte nicht daran. Wenn Ogden am Freitagabend um 18.08 Uhr noch bei der Sitzung der Teilhaber gewesen war und sich nicht in sein eigenes Gebäude geschlichen hatte, tja, dann hatte sich die Sache erledigt. Immer vorausgesetzt natürlich, dass Putzmann Nummer sieben tatsächlich der Killer war.

20
    Dr. Richard Wolfe rief McCabe um kurz nach sieben zurück. » Sie haben gesagt, es sei dringend. Was gibt es denn? Geht es um Ihre Träume? Sind die wieder zurückgekommen?«
    » Nein, es geht nicht um die Träume«, erwiderte McCabe. » Es geht überhaupt nicht um mich. Ich rufe Sie in meiner Eigenschaft als Kriminalpolizist an. Ich muss mit Ihnen über eine Ihrer Patientinnen sprechen.«
    » Tatsächlich?« Wolfe überlegte kurz. » Nun, das könnte problematisch werden. Ihnen ist doch klar, dass die ethischen Grundsätze meines Berufes es nicht zulassen, private Informationen von Patienten weiterzugeben. Weder an Sie noch an sonst irgendjemanden.«
    » Ja, das ist mir klar. Aber wenn ich richtig informiert bin, dann sind Sie unter bestimmten Umständen von der Schweigepflicht entbunden, oder?«
    » Ja. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass der Patient ein Verbrechen begangen hat. Oder kurz davor ist, eines zu begehen. Oder wenn Sie mir darlegen können, dass der Patient oder eine andere Person in Gefahr geraten wird, wenn ich schweige.«
    » Dann glaube ich, dass Sie in diesem Fall keine ethischen Bedenken zu haben brauchen. Eine Ihrer Patientinnen ist in ein Verbrechen verwickelt worden und befindet sich womöglich in Lebensgefahr. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause, dann sagte Wolfe: » Einverstanden. Können Sie mir sagen, um welche Patientin es sich handelt?«
    » Das sage ich Ihnen, sobald wir uns sehen. Wo sind Sie jetzt?«
    » In meinem Büro. Ich mache gerade einen Artikel für eine Fachzeitschrift fertig.«
    » Wie wäre es, wenn ich in, sagen wir, zwanzig Minuten bei Ihnen wäre?«
    » Einverstanden. Das passt mir gut. Ich brauche sowieso mal eine Pause. Falls Sie noch nicht zu Abend gegessen haben, könnten wir das gemeinsam tun. Ich bestelle uns etwas, und wir unterhalten uns beim Essen.«
    » Abgemacht.«
    » Gut. Wonach ist Ihnen denn? Chinesisch? Thailändisch? Pizza?«
    » Das überlasse ich Ihnen.«
    » Die Klingel ist rechts neben der Haustür. Am Wochenende ist abgeschlossen. Büro Nummer 201.«
    » Das weiß ich noch.«
    » Ja. Natürlich. Wenn ich nicht gleich runterkomme und Ihnen die Tür aufmache, telefoniere ich gerade. Dann warten Sie einfach. Sie brauchen nicht zweimal zu klingeln. Okay?«
    McCabe beschloss, zu Fuß zu gehen. Von der Middle Street 109 bis zur Union Wharf 23 lief man etwa zehn Minuten, und die Luft war schon seit einem ganzen Monat nicht mehr so mild gewesen. Nur noch knapp unter dem Gefrierpunkt, wenn man Wetter.com Glauben schenken konnte, Tendenz steigend. Als er auf die Straße trat, hörte er ein paar Streifenbeamte über das Januar-Tauwetter reden. Am Sonntag, so sagten sie, könnte es plus zehn Grad Celsius werden, vielleicht sogar noch wärmer. Er stellte sich vor, wie die durchgefrorenen Bewohner Portlands aus ihren langen Unterhosen und in Shorts und T-Shirts hüpften, in der Hoffnung auf ein bisschen Winterbräune. Vielleicht würde er dabei sogar mitmachen.

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