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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Festgefroren. Mal sehen, ob ich es irgendwie freibekomme.«
    Drei, vier Minuten lang zog und drückte sie vorsichtig daran herum, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Endlich ließ das Papierstückchen sich bewegen. » Ich glaube, jetzt ist es frei. Mal sehen, ob ich es rausziehen kann, ohne dass es reißt.«
    Während sie den gefrorenen Kiefer der unbekannten Toten mit der linken Hand festhielt, manövrierte sie den Zettel mit äußerster Vorsicht zwischen den Zähnen hindurch. Schließlich hatte sie es geschafft.
    » Kannst du ihn auseinanderfalten?«, wollte McCabe wissen. » Lass uns mal sehen, was draufsteht. Falls überhaupt etwas draufsteht.«
    » Wir müssen ihn zuerst ein bisschen erwärmen«, sagte Terri.
    Zwischen den Enden ihrer Pinzette klemmte ein mehrmals gefalteter Zettel, wie von einem Notizblock. Das Papier war ganz farblos, vermutlich durch die Flüssigkeit im Mund.
    » Hier, Doc, legen Sie’s da rein.« Bill Jacobi streckte ihr eine kleine Edelstahlschale entgegen. » Wir wärmen es im Transporter auf. Dann können wir’s uns vielleicht gleich ein bisschen genauer anschauen.«
    Terri ließ das zusammengefaltete Blatt Papier in die Schale fallen. Dann gingen sie gemeinsam zum Transporter der Spurensicherung. Es dauerte nur eine Minute, dann hatte Bill Jacobi das Papier so weit erwärmt, dass es sich auseinanderfalten ließ. Er strich es auf einem Tablett glatt und fotografierte es von vorne und von hinten mit einer Digitalkamera.
    McCabe betrachtete den Zettel. Es stand so gut wie nichts drauf, abgesehen von einem Wort und zwei Zahlen in der Mitte.
    Amos 9,10
    » Aus der Bibel?«, sagte Maggie fragend.
    » Ja«, antwortete McCabe. » Leider. Ich fürchte fast, das bedeutet nichts Gutes.«
    Maggie musterte ihn aufmerksam. » Wieso? Was steht denn da? Wer ist Amos?«
    » Das ist einer der kleinen Propheten des Alten Testaments. Das Buch Amos. Kapitel neun, Vers zehn.« McCabe machte die Augen zu und versetzte sich zurück in den Religionsunterricht in der sechsten Klasse in St. Barnabas. Als er, Michael, elf Jahre alt, der seltsame Vogel, allein und peinlich berührt vor der ganzen Klasse stand. Und neben ihm stand Schwester Mary Joseph, milde auf ihn herablächelnd, und pries die Gabe des fotografischen Gedächtnisses, die Gott ihrem jungen Schüler mitgegeben hatte. Um diese Gabe zu demonstrieren, ließ sie ihn Passage für Passage aus irgendwelchen obskuren Büchern der Bibel aufsagen. Ihre persönliche Version von Trivial Pursuit. Ob es ihr gelingen würde, ihn sprachlos zu machen? Nein. Nicht einmal mit dem Buch Amos. Siebenundzwanzig Jahre später, hier auf dem kalten, dunklen Portland Fish Pier, konnte McCabe noch jedes einzelne Wort wiedergeben. » Es sieht so aus, als hätte da jemand unser Opfer bestraft, weil sie eine Sünderin war.«
    » Was steht denn da?«, wollte Maggie erneut wissen.
    » Alle Sünder in meinem Volk sollen durchs Schwert sterben, die da sagen: Es wird das Unglück nicht so nahe sein noch uns begegnen. Das ist das große Thema des Propheten Amos. Dass Gott die Israeliten für ihre Sünden bestrafen will.«
    » Was denn für Sünden.«
    » Das Übliche. Gier, Korruption, Unterdrückung der Armen.«
    » Da ist von allen Sündern die Rede– es könnten also noch weitere folgen?«
    » Na ja, vielleicht war sie ja die einzige Sünderin, die er bestrafen wollte, aber ich würde mich eher nicht darauf verlassen.«
    Jacobi starrte McCabe an. » Das Buch Amos? Kapitel neun? Vers zehn? Dass du ein ziemlich gutes Gedächtnis hast, war mir ja klar, aber wie, zum Teufel, kannst du denn so was wissen?«
    » Vertrau ihm, Bill. Er weiß es«, meinte Maggie.
    » Kennst du die ganze Bibel auswendig?«
    » Nein. Nur die Stellen, die wir in der Schule gelernt haben.« Er gab Terri den Zettel zurück.
    Sie warf einen Blick darauf und meinte achselzuckend: » Ich frage mich, für welche Sünden er sie bestraft hat.«
    » Die Sünden des Fleisches, nehme ich an. Das ist ein weit verbreitetes Syndrom bei solchen Irren, angefangen bei Jack the Ripper bis hin zu diesem Robert Picton, den sie erst kürzlich in Vancouver geschnappt haben.«
    » Aber diese Typen hatten es auf Prostituierte abgesehen«, entgegnete Maggie. »Elaine Goff war aber Rechtsanwältin. Und ja, McCabe«, sie blickte ihm direkt in die Augen, » da gibt es einen Unterschied.«
    Er zuckte lächelnd die Schultern.
    » Bill, ich möchte, dass die Leiche so schnell wie möglich nach Augusta gebracht wird«, sagte

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