Angstschrei: Thriller
Herald, entdeckte sie zuerst. » Hey, McCabe«, rief er. McCabe blieb stehen. Verloren. Die Reportermeute stürmte los, Fragen prasselten auf ihn ein, Mikrofone wurden ihm unter die Nase gehalten. Er drehte sich zu ihnen um. Der Umgang mit den Medien war noch nie McCabes Stärke gewesen. Um genau zu sein, hatte Chief Shockley ihn bereits mehrfach verwarnt, weil er immer wieder Journalisten angeblafft hatte, und ihm angedroht, ihn zur Teilnahme an einem Fortbildungskurs mit dem Titel » Effektiver Umgang mit den Medien« zu verdonnern. Oder, wie Maggie gesagt hatte: » Lächeln 1.0.«
» Hey, McCabe«, wiederholte McGuire, » wer ist die Tote? Wie heißt sie?«
McCabe gab sein Bestes und versuchte, ein ernstes und zugleich freundliches Gesicht aufzusetzen.
» Tut mir leid, Luke, ich fürchte, wir haben sie noch nicht identifiziert. Bis es so weit ist, wird sie als unbekannte Tote geführt.«
Jetzt riefen zwei oder drei Journalisten durcheinander. » Wie wurde sie umgebracht? War es Mord? Was macht die Leiche hier am Fish Pier?«
McCabe hob die Hand, um für Ruhe zu sorgen. » Meine Damen und Herren, bitte. Das gerichtsmedizinische Institut hat noch keine offizielle Stellungnahme zur Todesursache bekannt gegeben. Wir sagen Ihnen Bescheid, sobald es so weit ist. Um Ihre zweite Frage zu beantworten: Die Umstände, die zum Tod dieser Frau geführt haben, sind im Augenblick Gegenstand der Ermittlungen.«
» Stimmt es, dass die Leiche komplett gefroren ist? Dass sie in den Kofferraum dieses Autos da drüben gepackt wurde?« Die Frage kam von Josie Tenant, einer Fernsehreporterin in Diensten des dem NBC -Netzwerk angeschlossenen News Center 6.
Sie war ohne Frage die aggressivste im Kreis der Lokalreporter. Darüber hinaus ging das Gerücht, dass sie auch Tom Shockleys aktuelle Spielgefährtin war. Und die Häufigkeit, mit der sie speziell bei aufsehenerregenden Fällen vertrauliches Material in die Finger bekam, ließ vermuten, dass es mehr war als nur ein Gerücht.
» Nun, die Leiche war mindestens zwei Tage lang Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunktes ausgesetzt. Die Schlussfolgerungen überlasse ich Ihnen. Ich fürchte, mehr kann ich Ihnen im Moment nicht anbieten. Detective Savage und ich haben sehr viel Arbeit vor uns. Ich möchte Sie alle bitten, Abstand zu halten und die Absperrungen zu respektieren. Die Beamten sind angewiesen, niemanden in die abgesperrte Zone zu lassen, bis sie polizeilich freigegeben wird. Danke.«
Ohne weitere Fragen erreichten sie Maggies Wagen. McCabe hörte, wie Josie Tenant im Hintergrund ihren Live-Bericht begann. » Wir melden uns mit einem brandaktuellen Bericht vom Fish Pier in Portland. Heute Abend wurde im Kofferraum eines Autos, das am äußersten Ende des Anlegers widerrechtlich geparkt war, die Leiche einer nicht identifizierten Frau entdeckt. Nach Angaben anonymer Kreise aus dem unmittelbaren Umfeld der Ermittlungen könnte es sich bei dem Opfer, das auf Ende zwanzig, Anfang dreißig geschätzt wird, um die in Portland lebende Rechtsanwältin Elaine E. Goff handeln. Die Identität des Leichnams steht jedoch noch nicht zweifelsfrei fest. Die am Tatort ermittelnden Kriminalbeamten teilten News Center 6 mit, die Leiche habe so lange in diesem Kofferraum gelegen, dass sie angesichts des Rekordtemperaturtiefs steinhart gefroren ist…«
» Gottverdammt noch mal!« McCabe ließ die Faust mit voller Wucht auf das Armaturenbrett von Maggies Auto krachen. » Dieser beschissene Drecksack. Kann sich einfach nicht zusammenreißen. Muss er seinem Betthäschen also unbedingt eine kleine Belohnung zuschanzen!«
McCabe zog sein Handy hervor und drückte die Kurzwahltaste mit Shockleys Durchwahl in der Polizeizentrale. Er ging ran, als Maggie gerade anfuhr. » Hallo, Mike. Wie läuft es denn da unten am Anleger?« Seine Stimme hallte ein wenig, als hätte er den Lautsprecher eingeschaltet. » Ach übrigens, Bill Fortier hat mich gerade mit den neuesten Informationen versorgt.« Damit war zumindest eine Frage geklärt.
» Bei allem gebührenden Respekt, Chief, aber bei uns würde es wesentlich besser laufen, wenn Sie sich gegenüber Ihren speziellen Freundinnen von der Presse ein bisschen zurückhalten würden.« In seiner Stimme schwang mehr als nur eine Prise Sarkasmus mit. » Zumindest so lange, bis wir die Identität des Opfers festgestellt und vielleicht sogar noch ihre Angehörigen verständigt haben.«
» McCabe, das ist eine ungeheuerliche Unterstellung. Ich habe keine
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