Angstschrei: Thriller
Was weiß er schon?«
» Von der Leiche hab ich ihm nichts gesagt, aber er müsste schon taub, blind und dämlich sein, wenn er nicht irgendwas mitbekommen hätte.«
» Also gut, dann sage ich ihm jetzt, dass wir uns in der 109 mit ihm unterhalten wollen. Anschließend bringen Sie ihn in die Stadt, nehmen seine Fingerabdrücke und setzen ihn in eines der Verhörzimmer im dritten Stock. Alles klar?«
» Alles klar.«
McCabe klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, drehte sich um und ging auf das betreffende Gebäude zu. Maggie schloss sich ihm an. » Alles geregelt?«, erkundigte sie sich.
» Alles geregelt.«
» Gut.«
Ein kleines Schild bezeichnete die dreigeschossige Aluminiumkiste als THE MARINE TRADE CENTER , 2 PORTLAND FISH PIER . Sie nahmen die Treppe in den ersten Stock und entdeckten eine Tür mit der Aufschrift HESTER ASSOCIATES , MARINE AND GENERAL INSURANCE auf der Milchglasscheibe. Dahinter verbarg sich ein Ein-Zimmer-Büro. Keine dreißig Quadratmeter groß. Doug Hester saß an seinem Schreibtisch, nippte an einer Tasse Kaffee und beobachtete, was sich draußen abspielte. Er machte keinen besonders fröhlichen Eindruck. Wahrscheinlich hätte er seinen Freitagabend sehr viel lieber irgendwo anders verbracht. Das war schon in Ordnung so. McCabe nämlich auch. Hester war ein dicklicher, kleiner Kerl, vielleicht eins achtundsechzig groß. McCabe schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Die rötlich braunen Haare hatte er in dem vergeblichen Versuch, seine Teilglatze zu verbergen, quer über den Schädel gekämmt.
» Mr. Hester?«, sagte Maggie. Hester sah her. » Ich bin Detective Margaret Savage. Das hier ist Detective Sergeant Michael McCabe. Wir führen die Ermittlungen durch und möchten Sie bitten, uns zur Polizeizentrale zu begleiten, damit wir Ihre Aussagen zu diesem Zwischenfall noch einmal gemeinsam durchgehen können.«
» Ist das denn wirklich nötig? Ich hab doch schon dem anderen Polizisten, diesem großen, alles gesagt, was ich weiß. Und das ist ja nicht mal besonders viel. Heute hat meine Schwägerin Geburtstag. Wir haben ein Dutzend Leute zu uns eingeladen. Wahrscheinlich sind die mittlerweile schon alle da.«
» Das tut mir leid«, sagte McCabe, » aber Ihre Schwägerin wird bestimmt Verständnis haben. Im Kofferraum des Wagens wurde eine tote Frau gefunden.«
» Eine Leiche?«
» Ja.«
Hester wurde blass. » Mein Gott. Die Vorstellung, dass da seit zwei Tagen eine Leiche gelegen hat. Wie ist sie denn in den Kofferraum gekommen?«
» Genau das versuchen wir herauszufinden.«
» Mein Gott, warum, zur Hölle, stellt denn jemand ein Auto mit einer Leiche auf dem Anleger ab?«
» Das wissen wir nicht. Aber wie Detective Savage bereits gesagt hat, möchten wir Sie bitten, uns in die Middle Street zu begleiten und uns alles zu sagen, was Sie wissen.«
Hester schüttelte den Kopf. Er konnte es offenbar einfach nicht fassen. » Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen könnte.«
» Wenn wir das Ganze noch einmal durchgehen, dann fallen Ihnen vielleicht Sachen ein, die Sie im Gespräch mit Officer Vodnick noch nicht für wichtig gehalten haben. Oder die Ihnen gar nicht bewusst waren.« Maggie schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. » Und da Sie das Auto angefasst haben, müssen wir sowieso Ihre Fingerabdrücke nehmen. Es sei denn, Sie hätten Handschuhe getragen.«
» Nein, hab ich nicht. Ich bin ja bloß nach unten gelaufen, um mir den Wagen mal anzuschauen. Ich hatte nicht mal einen Mantel an.«
» Also gut. Officer Vodnick bringt Sie in die Stadt. Es dürfte nicht allzu lange dauern.«
» Kann ich nicht meinen eigenen Wagen nehmen?«
» Uns wäre es lieber, wenn Sie mit ihm fahren.«
» Na gut«, meinte Hester nervös. » Aber dann müssen Sie meiner Frau erklären, wieso ich nicht zur Geburtstagsparty ihrer Schwester kommen kann. Die wird ganz schön sauer sein.«
5
Ein Mord ist in Portland eine ziemlich große Nachricht, und große Nachrichten verbreiten sich rasch. Als McCabe und Maggie zur Hintertür des Marine Trade Center hinausschlüpften, hatte sich vor dem Haupteingang bereits eine Gruppe Journalisten und Fotografen versammelt. Die beiden Detectives schlichen an der Seite des Gebäudes entlang und suchten hinter zwei Übertragungswagen mit den Logos der Lokalsender von NBC und Fox Deckung. Eigentlich hatten sie vorgehabt, sich unerkannt bis zu Maggies Wagen zu pirschen und einfach wegzufahren. Das klappte allerdings nicht. Luke McGuire, der Polizeireporter des Press
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