Angstschrei: Thriller
unwillkürlichen Schauder über den Rücken. Dann schob er ihn beiseite. Überdimensionierte weiße Sofas und gläserne Couchtische gab es wie Sand am Meer, und der Rest der Einrichtung war anders als alles, was Sandy und er je besessen hatten. Davon abgesehen war Goffs Einrichtung nagelneu. Frisch aus der Verpackung. Ganz im Gegensatz zu ihren Sachen damals, als Sandy ausgezogen war.
Er betrachtete sich den kunstvoll gemusterten Angela-Adams-Teppich unter dem Couchtisch. Eine Art Herbstblätter-Motiv. So etwas hatte es in der West Seventy-first Street nicht gegeben, aber genau den gleichen Teppich hatte er vor ein paar Monaten im Schaufenster von Angela Adams in der Congress Street gesehen. Vielleicht hätte er Sandy sogar gefallen, aber sie hatten nie etwas auch nur annähernd Vergleichbares besessen. Diese Goff hatte eine Menge neuer Sachen. Neuer BMW . Neue Möbel. Neuer Teppich. Und dazu noch ein zweiwöchiger Urlaub in einem Top-Resort. Anscheinend war sie gerade dabei gewesen, ihr Leben aufzubessern, in die Erste Klasse zu wechseln. Ihr sechsstelliges Gehalt war mehr als genug für eine allein lebende Frau– sehr viel mehr jedenfalls, als er verdiente–, aber warum hatte sie sich das ganze Zeug alles auf einmal gekauft? Hatte sie gerade die Teilhaberschaft bekommen, nach der sich alle jungen Angestellten Beth Kotterman zufolge so die Finger leckten? Das war eine Frage, die er Ogden stellen würde.
An einer Wand stand ein kleiner Sekretär. Rosenholz mit einer Schreibfläche aus Leder. Entweder eine echte und außerordentlich wertvolle Antiquität oder aber eine sehr gute Reproduktion. Ein hübsches Ding, wundervolles Holz und elegante Kurven– aber genau wie seine hübsche Besitzerin war es vor Kurzem schwer misshandelt worden. Die drei Schubladen hingen heraus, überall waren achtlos Papiere herausgerissen worden. Die meisten lagen auf dem Boden verstreut. Ein paar versprengte hingen noch unentschlossen über den Kanten. Das Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand hatte eine ähnlich respektlose Behandlung erfahren. Überall waren Bücher herausgerissen worden und lagen nun in wirren Haufen auf dem Fußboden, viele davon aufgeschlagen, die Rücken nach oben, als hätte jemand nach darin versteckten Papieren gesucht und sie anschließend achtlos fallen lassen.
Jacobis Leute konnten das nicht gewesen sein. Dazu gingen sie viel zu methodisch, zu professionell vor. Und Maggie hätte es ihm sicher gesagt, wenn sie die Wohnung in diesem Zustand vorgefunden hätten. Nein. Irgendjemand hatte hier nach etwas gesucht, und zwar nachdem Jacobi seine Arbeit beendet hatte. Ein Jemand, der womöglich immer noch hier war, der sich in irgendeinem Schlupfwinkel versteckte, weil seine Suche durch McCabes unerwartetes Auftauchen unterbrochen worden war. Was sonst konnte das Geräusch, das er draußen auf dem Treppenabsatz gehört hatte, zu bedeuten haben?
Rechts neben den Bücherregalen befand sich eine holzgetäfelte Tür. McCabe stellte sich daneben und riss sie mit einem Ruck auf. Er ließ den Strahl der Taschenlampe durch den dahinter befindlichen Raum gleiten. Mäntel und Kleider auf Kleiderbügeln. Schuhe und fein säuberlich zugeklebte Kartons auf dem Fußboden. Hier war nichts durchwühlt worden. Zumindest noch nicht. Und hier versteckte sich auch niemand. In der Küche waren ebenfalls Spuren einer hastigen Durchsuchung zu sehen. Die Schranktüren standen offen. Der Inhalt des Mülleimers war auf dem Fußboden ausgekippt worden. McCabe ging in die Knie und fuhr mit behandschuhten Fingern durch den Dreckhaufen, konnte aber nichts von Interesse entdecken.
Dann näherte er sich dem Badezimmer und trat mit vorgehaltener Waffe ein. Ein Rollo verdeckte das verriegelte Fenster. Anstatt es hochzuziehen, leuchtete er alles mit der Taschenlampe ab. Das Badezimmer war schon etwas älter, aber sehr hübsch eingerichtet. Über der Badewanne hing ein Duschvorhang, der mit kleinen grünen Palmen in versetzt angeordneten Reihen bedruckt war. Er schob ihn mit einer einzigen schnellen Bewegung zur Seite. Kein Messer schwingender Killer kam dahinter zum Vorschein. Hier gab es nichts zu entdecken, abgesehen von einem Mascara und einem Lippenstift auf dem Marmorwaschtisch gleich neben dem Waschbecken. Einer Zahnbürste und Zahnpasta in einem Glas. Alles Dinge, die sie bestimmt mit nach Aruba genommen hätte. Falls sie geflogen wäre. Es sei denn, sie besaß alles doppelt.
Jetzt war nur noch das Schlafzimmer übrig. Die letzte
Weitere Kostenlose Bücher