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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Zufluchtsmöglichkeit für den ungebetenen Gast, falls er noch in der Wohnung war. McCabe sah auf seine Armbanduhr. Seit er das Schloss geknackt hatte, waren keine zwei Minuten vergangen. Das war nicht viel, aber falls der Kerl tatsächlich im Schlafzimmer hockte, reichte es aus. Seine Nervosität wäre in diesem Fall jetzt dabei, ihren Siedepunkt zu erreichen. Das machte ihn noch gefährlicher, ließ es noch wahrscheinlicher werden, dass er irgendeinen Blödsinn unternahm. Wie zum Beispiel, einen Polizisten anzugreifen. McCabe musste davon ausgehen, dass er bewaffnet war. Lainie Goff hatte er mit einem Messer umgebracht, aber eine Pistole war zuverlässiger, wenn man jemanden töten wollte– und wer hatte je behauptet, dass Verbrecher immer nur auf einer Methode beharrten? Pedantische Beharrlichkeit ist der Kobold der Kleingeister. Ralph Waldo Emerson, US -amerikanischer Philosoph, Poet und Essayist. Geboren am 25. Mai 1803, gestorben am 27. April 1882. Noch mehr Müll aus den Gehirnarchiven des Michael McCabe. Wenn der Ganove tatsächlich eine Waffe dabeihatte und McCabe damit umbrachte, wie viel überflüssiger Scheiß würde wohl mit ihm begraben werden?
    Im Augenblick hätte er liebend gerne ein bisschen Unterstützung gehabt. Er wünschte sich, Maggie wäre hier. Da hatte er wohl Pech. Die Aktion war nicht geplant gewesen, und darum war er jetzt auf sich selbst gestellt. Andererseits wurde er schließlich nicht umsonst der Lone Ranger genannt. Stimmte doch, oder? Hü-ah, Silver, los geht’s. Er drückte sich eng an die Wand, ging so tief wie nur irgend möglich in die Knie und zielte mit seiner Fünfundvierziger leicht nach oben und genau in die Mitte der Tür. Falls der Täter dahinter stand, dann würde McCabe ihm mit einem Schuss die Eier wegpusten.
    Er klopfte mit dem Pistolenlauf an die Tür. Keine Reaktion. Keine Kugeln durchschlugen die dünne Eichenholzverkleidung. Er klopfte noch einmal. Immer noch Stille. Er richtete sich ein wenig auf, kauerte jetzt wie ein Sprinter beim Start vor der Tür, streckte den Arm aus, legte die Hand an die Klinke und drückte sie so leise wie möglich nach unten. Mit bloßer Willenskraft brachte er den kleinen klopfenden Hammer in seinem Herzen zum Schweigen. Er zählte. Eins. Zwei. Pause. Ein Seufzer. Seine Lippen formten das Wort » Drei«. Die Tür flog auf. Schnell und in geduckter Haltung glitt McCabe in den Raum, in der einen Hand die Taschenlampe, in der anderen die Fünfundvierziger, jederzeit schussbereit.
    Das Zimmer lag einsam und leer vor ihm. Er leuchtete in diese und in jene Ecke. Nichts. Er spähte unter das Bett. Immer noch nichts. Nur ein Buch, ein einzelner Pantoffel und eine beeindruckende Ansammlung von Staubflocken. Er stellte sich neben die Schranktür, mit dem Rücken zur Wand. Dann riss er sie auf. Etwas Schwarzes, Seidiges flatterte im Luftzug. Ansonsten nur regungslose Stille. McCabe schaute hinein. Steckte die Taschenlampe durch die aufgehängten Kleider. Noch mehr Schachteln. Gestapelt, zugeklebt und vermutlich nur von Jacobis Kriminaltechnikern unter die Lupe genommen. Er wandte sich vom Schrank ab und warf einen Blick auf die Fenster. Drei Stück an der Zahl und alle mit geschlossenen Vorhängen. In Hamlet steht Polonius hinter einem Wandbehang, als er von einem tödlichen Stoß getroffen wird. Galt Gleiches nun auch für den Einbrecher? McCabe riss die Vorhänge zur Seite. Nichts. Niemand. Nur fest verschlossene und verriegelte Fenster.
    Er atmete nun etwas leichter. Vielleicht hatte der Einbrecher gefunden, was er gesucht hatte, und war wieder gegangen, oder er hatte gehört, wie McCabe das Haus betreten hatte, und war hinausgeschlüpft. Jedenfalls war McCabe alleine in der Wohnung. Er steckte die Fünfundvierziger ins Halfter und holte einmal tief Luft. Allmählich wurde er wirklich zu alt für diesen Scheiß.
    Sein Blick streifte durch ein relativ großes Zimmer mit nur wenigen Möbeln. Das große Doppelbett war nicht gemacht. Daneben befand sich ein Nachttischchen mit einer Lampe und einem aufgeschlagenen Taschenbuch. Sue Graftons R wie Rache. Die einzige Schublade war aufgezogen und durchsucht worden, genau wie die Schubladen des Schreibtisches an der gegenüberliegenden Wand. Auf einem Clubsessel in einer Ecke stapelten sich ein paar Kleider, und auf dem Boden daneben lag ein geöffneter und halb voller roter Leinenkoffer. Kein Licht drang von draußen herein. Und kein Licht würde von drinnen nach draußen dringen. McCabe knipste die

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