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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Er klappte einen davon auf. Das darin befindliche Hühnchen und die Erbsenschoten hatten bereits einen deutlich sichtbaren Pelz angesetzt. Hatte Goff sich diese Sachen am Abend des Dreiundzwanzigsten bestellt, nachdem sie das Büro verlassen hatte? Nein. Von Cleary hatte er gehört, dass sie am Zweiundzwanzigsten mit ihrer Visa-Karte in einem chinesischen Restaurant bezahlt hatte. Wenn sie am Freitag noch nach Hause gekommen wäre, dann hätte sie die Reste entweder aufgegessen oder weggeworfen, da sie ja wusste, dass sie für die kommenden zwei Wochen nicht da sein würde.
    Er klappte den Kühlschrank zu und kramte so lange in der Küche herum, bis er gefunden hatte, wonach er in Wahrheit wahrscheinlich von Anfang an gesucht hatte. Eine fast volle Flasche Chivas Regal. Er besah sich die bernsteinfarbene Flüssigkeit von außen. Dann nahm er sich ein Glas, schenkte sich ein paar Fingerbreit ein und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. Anschließend schraubte er ihn wieder auf, kippte den Whiskey zurück, spülte und trocknete das Glas ab und stellte beides, Flasche und Glas, zurück in die Speisekammer, genau dahin, wo sie zuvor gestanden hatten. So tief war er noch nicht gesunken, dass er den Scotch eines Mordopfers trinken musste.
    Er ging zurück in Goffs Schlafzimmer, packte den Kleiderstapel vom Clubsessel auf den Fußboden und setzte sich hin. Leerer Magen hin oder her, der Whiskey hätte sich jedenfalls gut angefühlt. Genau das, was er jetzt gebraucht hätte. Genau das, was er jetzt gar nicht brauchen konnte. Er machte die Augen zu und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Warum hatte Lainie für diese Nacktaufnahmen posiert? Warum hatte sie sie hier aufgehängt? Wenn sie Exhibitionistin gewesen war, dann allerdings eine sehr vorsichtige, die sich nur am privatesten aller Orte entblößt hatte. Für wessen Augen waren die Bilder bestimmt gewesen? Für tatsächliche und potenzielle Liebhaber? Und wenn ja, warum? Um ihre Erregung noch zusätzlich anzustacheln? Das kam ihm sowohl lächerlich als auch überflüssig vor. Die echte Lainie in Fleisch und Blut hatte mit Sicherheit sehr viel erregender gewirkt als jedes gerahmte Foto, ganz egal, wie erotisch es sein mochte. Nein, sagte er sich. Diese Bilder waren nicht für ihre Liebhaber gedacht gewesen. Sondern für sie selbst.
    Er schaute zum Bett hinüber und sah Lainie– oder Sandy, da war er sich nicht sicher–, wie sie unter ihm lag, dunkle Haare auf weißen Kissen. Lustschauer zogen über ihr Gesicht, oberflächlich und flüchtig wie ein Kräuseln der Meeresoberfläche nach dem Stupser einer Katzenpfote. Von einem Jahre entfernten Blickwinkel aus beobachtete McCabe, der Filmemacher, die eindringlichen Stöße von McCabe, dem Liebhaber, seine stetigen Versuche, in der Frau, die er geheiratet hatte, etwas Tieferes zu berühren. Seine fehlgeschlagenen Versuche. Er wusste, dass ihre körperliche Liebe von Anfang an nur ein Akt gewesen war. Aber ein Akt, dem er jahrelang einfach nicht hatte widerstehen können. Ein Blick in ihre Augen, so übernatürlich blau und so voller Liebe. Aber diese Liebe galt nicht dem irrelevanten, wenn auch manchmal nützlichen Anhängsel, das sie geheiratet hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Bilder an der gegenüberliegenden Wand. Ein Narziss am Teich, vollkommen verzaubert von der Perfektion des eigenen Spiegelbildes.
    McCabe wurde schlagartig aus seinen Träumen gerissen, als er die Wohnungstür auf- und wieder zugehen hörte. War der Eindringling zurückgekommen, um die begonnene Durchsuchung zu beenden? McCabe zog die Fünfundvierziger aus dem Halfter, knipste das Licht aus und tastete sich durch die Dunkelheit zur gegenüberliegenden Zimmerwand. Dort drückte er sich in die Nische zwischen der Schlafzimmertür und den Fotos. Er hörte einen dumpfen Schlag und ein scharf geflüstertes » Scheiße!«. Ein trüber Lichtschimmer drang unter der geschlossenen Schlafzimmertür hindurch. Kein beständiges Licht, sondern ein sich bewegendes, wie ein Taschenlampenstrahl. Schritte kamen näher. Er hielt den Atem an.
    Die Schlafzimmertür ging auf. Der Eindringling blieb stehen und ließ einen Lichtkreis über dem Bett an der Wand entlangwandern. Bei dem Clubsessel, in dem McCabe gesessen hatte, verharrte er kurz, dann wanderte er weiter. Sekunden vergingen. Ein kleiner Mann betrat das Zimmer. Er hatte McCabe den Rücken zugewandt. Knapp über eins sechzig groß und schlank. Nein, nicht schlank. Mager. Sechzig,

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