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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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aktives Mitglied?«
    » Sehr aktiv. Diese Einrichtung hat ihr viel bedeutet.«
    » Was war ihre Aufgabe?«
    » Sie hat Spenden gesammelt. Das konnte sie wirklich hervorragend. Außerdem war sie unsere Anwältin. Kostenlos selbstverständlich.«
    » Hat sie Sie vertreten oder die Jugendlichen?«
    » Beides. Diejenigen, die die Entscheidungen treffen, werfen uns ständig irgendwelche Knüppel zwischen die Beine– die Stadtverwaltung, die Jugendämter. Sie hat sie uns vom Leib gehalten. Manchmal wollen Eltern die Kinder, die sie misshandelt haben, wieder zurückholen. Auch die hat sie uns vom Leib gehalten. Lainie war eine knallharte, kluge und kompromisslose Rechtsanwältin. Das hier war ihre Bestimmung, das hätte sie eigentlich machen sollen, anstatt sich in diesem Drecksloch von Kanzlei versklaven zu lassen.«
    » Palmer Milliken?«
    » Ja. Sie war zu gut für die. Als Rechtsanwältin. Und als Mensch, auch wenn ihr das vermutlich gar nicht bewusst war. Die Vierzehn-Stunden-Tage, die sie dort zugebracht hat, hätte sie hier bei uns viel sinnvoller nutzen können.«
    » Was glauben Sie, warum hat sie das gemacht? Bei Palmer Milliken gearbeitet, meine ich. Ging es ihr nur ums Geld?«
    » Geld war ihr wichtig. Zu wichtig, wenn Sie mich fragen. Sehen Sie, um Lainie zu verstehen, müssen Sie wissen, dass sie sehr unsicher war. Sie musste immer wieder unter Beweis stellen, dass sie die Beste war. Die Klügste, die Härteste, die Erotischste, die Schönste. Was auch immer. Das war ihr Antrieb. Und trotzdem, ganz egal, wie gut sie ihre Sache gemacht hat– und sie hat sie immer ausgezeichnet gemacht–, irgendwie war es nie gut genug. Unsicherheit richtet in einem Menschen Schlimmes an. Es klingt zwar traurig, aber ich glaube, ich habe sie nur dann wirklich glücklich erlebt, wenn sie hier mit unseren Jugendlichen gearbeitet hat.«
    » Ehrlich?«
    » Schon seltsam, nicht wahr? Die knallharte Rechtsanwältin als Ersatzmutter. Wie ein Magnet ist sie immer von den Mädchen angezogen worden, die wie Tara aus Situationen des sexuellen Missbrauchs kamen. Sie haben ihr vertraut. Sie schien irgendwie intuitiv zu verstehen, was sie durchgemacht hatten.«
    Es gab mal einen Stiefvater, aber ich glaube nicht, dass sie wollen würde, dass man ihn verständigt. Jetzt ergaben Janie Archers Worte plötzlich einen Sinn. » Glauben Sie, dass Lainie in ihrer Kindheit selbst einer Missbrauchssituation ausgesetzt war?«
    » Ich weiß es nicht, aber ich habe es immer vermutet. Wer lange genug mit solchen Jugendlichen zu tun hat, der merkt, dass sie etwas ganz Bestimmtes ausstrahlen. Das kann man spüren. Bei Lainie habe ich es gespürt. Ich habe sie sogar ein, zwei Mal danach gefragt, aber sie wollte nicht darüber reden. Sie ist ein sehr zurückgezogener Mensch. War ein zurückgezogener Mensch.«
    McCabe machte sich im Geiste eine Notiz, Erkundigungen über Wallace Albright einzuholen. Ob er wohl noch am Leben war, immer noch in Maine wohnte und vielleicht immer noch junge Mädchen missbrauchte?
    » Und Lainie hat sich nur um Mädchen gekümmert?«, wollte er wissen.
    » Ja.«
    » Interessant.«
    » Wenn sie selbst als Kind missbraucht wurde, dann passt das meiner Ansicht nach. Männer waren ihr Feindbild. Sie waren Menschen, die man benutzen und manipulieren, denen man aber niemals vertrauen konnte.«
    » Aber Ihnen hat sie vertraut, oder?«
    » Ich denke schon.«
    » Wie würden Sie Ihre Beziehung zueinander beschreiben?«
    » Wir standen uns nahe. So nahe, wie sie wahrscheinlich kaum jemanden an sich herangelassen hat.«
    » Abgesehen von den Jugendlichen?«
    » Ja. Abgesehen von den Jugendlichen.«
    » Hatten Sie ein intimes Verhältnis?«
    » Ein sexuelles, meinen Sie?«
    » Sagen Sie’s mir.«
    » Nein. Wir hatten kein intimes Verhältnis. Weder auf sexuelle noch auf sonst irgendeine Weise, abgesehen davon, dass wir uns beide für die Belange der Jugendlichen eingesetzt haben. Sie war ein zurückgezogener Mensch und hat nicht viel aus ihrem Privatleben erzählt.«
    » Aber sie war auch eine wunderschöne, erotische Frau, und Sie sind kein Priester mehr. Sind Sie da nicht in Versuchung gekommen? Körperlich, meine ich?«
    Kelly starrte ihn an. » Ich bin anderweitig gebunden.«
    » An wen?«
    » Das geht Sie nichts an.«
    » Waren Sie schon einmal in ihrer Wohnung?«
    » Nein.«
    » Wo waren Sie am vergangenen Dienstag zwischen 21.00 Uhr und Mitternacht?«
    Angesichts dieser plötzlichen Wendung des Gesprächs musste Kelly lächeln. »

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