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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Und sehr bittend. Sie muss sehr verzweifelt sein.
    »Und was soll ich dann sagen?«
    Ich hoffe so sehr, dass ihr nichts einfällt. Dass ich nicht anrufen muss. Ich bin mir einfach ziemlich sicher, dass Paul jetzt gerade mit der Schnalle aus dem »Fusion« in einer Kneipe sitzt und wahrscheinlich gerade eine Hand auf ihrem Oberschenkel oder ihrer Schulter parkt.
    Luise hat eine Idee: »Du könntest so tun, als würdest du mich suchen. Frag ihn doch, wo er gerade ist und ob ich auch dabei bin. Tu einfach so, als müsstest du mich dringend mal sprechen.«
    »Ich finde solche Spielchen doof. Warum hast du das nötig?«
    Wenn man den Engel unter der Decke lang genug anguckt, wird sein Blick immer durchdringender. Er lächelt dann nicht mehr fröhlich, sondern sieht aus, als würde er verschlagen grinsen.
    »Weil ich ihn liebe. Und wer liebt, macht sich lächerlich.«
    Ich weiß nicht, in welchem Herz-Schmerz-Film sie so einen Dreck gehört hat, aber ich rieche fast ihre Angst.
    Ich winde mich. »Ich kann ja schlecht von deinem Handy aus anrufen. Mein Handy ist kaputt. Und wenn ich jetzt nach unten gehe, kriegt Ma das mit und stellt tausend unnötige Fragen.«
    »Dann geh zu Opa.«
    Mist. Daran hatte ich nicht gedacht. Opas alter Apparat. »Schreib mir mal die Nummer auf.«
    Luise schnappt sich einen Block. Auf dem obersten Blatt ist immer und immer wieder »Paul« draufgeschrieben. Wenn in seinem Namen ein »i« wäre, hätte Luise ein Herz als Punkt gemalt. Es muss ihr wirklich schlecht gehen.

    Es klingelt oft. Ich bin kurz davor, aufzulegen, als Paul sich meldet.
    »Hi, hier ist Linda. Ist Luise bei dir, ich muss sie dringend mal sprechen.«
    Ich haspel meinen Text runter. Ziemlich laut. Ich höre Gelächter und laute Musik im Hintergrund.
    »Luise?«
    Er sagt den Namen, als müsste er kurz überlegen, wer das ist. Arschloch.
    »Ja, Luise. Meine Schwester.«
    »Nee, die ist nicht hier. Versuch es doch auf ihrem Handy.«
    Ich will was sagen. Weiß nicht genau, was. Er kommt mir zuvor: »Viel Glück. Tschüss.«
    Er legt auf.
    Ich höre dem Besetztzeichen zu. Drücke langsam mit dem Finger auf die Taste mit dem roten Hörer.
    Und jetzt? Ich kann doch jetzt nicht zu Luise nach oben gehen und sagen, dass Paul wirklich in einer Kneipe ist. Das hilft ihr doch gar nicht. Das weiß sie schließlich schon. Sie wird maßlos enttäuscht sein von mir. Ich hole tief Luft und drücke die Wahlwiederholung.
    Paul meldet sich sofort wieder: »He, gut, dass du noch mal anrufst.«
    »Ja?«
    Jetzt wird er alles erklären. Dass Luise auch schon versucht hat, ihn zu erreichen, und die bescheuerte Freundin von seinem Kumpel einfach ans Handy gegangen ist. Dass Luise sich keine Gedanken machen soll. Er sei überredet worden, noch auf ein Bier mit rauszugehen. Dabei ginge es ihm total schlecht. Er würde sich total ärgern, dass er Luise für heute Abend abgesagt hat. Und dass er Schiss hat, sie jetzt selber anzurufen, weil sie bestimmt tierisch wütend ist.

    All das würde ich jetzt nicht wirklich gerne hören wollen, aber ich würde das gerne Luise erzählen.
    »Es ist vielleicht sogar besser, wenn du es ihr sagst.«
    »Was sage?«
    Irgendwas in mir wird sehr wach.
    »Ich wollte da schon länger mit ihr drüber reden, aber irgendwie ging es nicht. Als Schwester kannst du ihr das bestimmt besser erklären.«
    »Was erklären?«
    »Es ist vorbei. Mit Luise und mir - das läuft nicht mehr richtig.«
    Ich fasse es nicht.
    »Ich soll ihr jetzt sagen, dass du Schluss machst?«
    »Ja. Wenn ich ihr das sage, dann will sie doch noch stundenlang reden. Aber es gibt einfach nichts mehr zu reden. Und dann heult sie, und das ist ihr bestimmt total peinlich vor mir. Jenny, hör mal eben auf, ja?«
    Der letzte Satz bringt die Gewissheit. Er hat schon eine Nachfolgerin für Luise. Wahrscheinlich grapscht die gerade an ihm rum, während er mir sagt, dass ich seine Beziehung für ihn beenden soll. Dieser Feigling.
    »Kann ich sonst noch was für dich tun?«, frage ich eiskalt.
    »Jetzt werd nicht ätzend, Linda. Es ist doch viel besser, wenn du gleich zum Trösten für sie da bist.«
    »Du bist so ein Arschloch, Paul. Ich glaube nicht, dass Luise viel Trost braucht. Wahrscheinlich wird sie erleichtert sein, dass sie endlich mal wieder aufrecht gehen kann und nicht immer so einen Buckel machen muss, weil ihr Freund so groß ist wie ein Shetlandpony.«
    »Linda, es ist mir so scheißegal, was du von mir denkst. Und genau das ist dein Problem. Du bist allen

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